Energiekrise : Salinen-Chef Untersperger: "Nord Stream 2 aufmachen"

Download von www.picturedesk.com am 23.06.2017 (11:54). APA9162748-2 - 22082012 - WIEN - ?STERREICH: ZU APA 057 WI - Vorstandsvorsitzender Peter Untersperger am Mittwoch, 22. August 2012, w?hrend der PK der Lenzing AG "Ergebnis 1. Halbjahr" in Wien. APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER - 20120822_PD0413

Peter Untersberger kritisiert Sanktionen und Politik: "Unsere deutschen Mitbewerber bekommen Geld nachgeschmissen"

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Peter Untersperger, der Vorstandsvorsitzende der Salinen Austria AG kritisiert angesichts der Energiekrise und der hohen Gaspreise die Politik und die Sanktionen gegen Russland. Zudem fordert er die Öffnung von Nord Stream 2, eben jener Pipeline, die erst vor wenigen Wochen durch Explosionen stark beschädigt wurde und mittlerweile mit Ostsee-Wasser vollgelaufen ist. Deutschland solle "Nord Stream 2 aufmachen und das Gas kommt".

Noch vor Beginn des Krieges in der Ukraine, im Januar dieses Jahres, hatten die Salinen mit Sitz in Ebensee ihre Produktion aufgrund der steigenden Energiepreise um 20 Prozent heruntergefahren. Mittlerweile sei die Situation aber noch dramatischer geworden, so Untersperger. "Wir haben eine Energiekostenquote von 10 oder 11 Prozent gehabt, wenn wir zu derzeitigen Preisen einkaufen würden, kämen wir auf 30 Prozent", klagt er. Sicherheitspolster durch vorgekaufte Mengen würden schrumpfen und man sei "immer stärker den Energiepreisen am Markt ausgesetzt". Die Preissteigerungen könne man aber nur zum Teil an die Kunden weitergeben. "Wir haben jetzt ca 10 bis 12 Prozent durchgebracht, aber wir bräuchten 25 bis 30 Prozent". Derzeit sei die Produktion immer noch um 20 Prozent niedriger, "das wird bis Jahresende so bleiben und dann schauen wir weiter".

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Eine Detonation an der Pipeline Nord Stream 2 hatte Ende September zu erheblichen Zerstörungen an einem Strang der Ostsee-Pipeline geführt. Weitere Detonationen zerstörten die beide Röhren der Pipeline Nord-Stream 1. Laut Gazprom müsste ein erheblicher Teil der zerstörten Röhren ersetzt werden. Nach den Explosionen konnte das Gas aus den Strängen entwichen und Ostsee-Wasser in die Pipelines fließen. Die Reparatur der Pipelines würde nach Konzernangaben mindestens ein Jahr andauern. Durch die unzerstörte Röhre der Pipeline Nord-Stream 2 könnte noch Gas nach Europa geliefert werden, so Gazprom. Kurz nach den Detonationen hatte der russische Präsident Wladimir Putin angeboten, Gas durch den noch intakten Strang leiten zu können. "Man muss nur den Hahn aufdrehen", sagte Putin. Bereits vor den Detonationen hatte Gazprom immer wieder die Liefermengen gedrosselt und schließlich sämtliche Gaslieferungen über Nord-Stream 1 eingestellt.

Volle Lager bei den Salinen in Ebensee
Volle Lager bei den Salinen in Ebensee - © Salinen Austria

"Ich bin nicht die Caritas"

Untersperger fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Das Unternehmen habe aufgrund des günstigen Gases aus Russland in den vergangenen Jahren nicht auf erneuerbare Energien gesetzt. "Im Nachhinein ist man immer gescheiter", aber wenn das Gas günstig sei, könne er als Unternehmer nicht sagen: "Weil es so nachhaltig ist und so schön ist, kaufe ich grüne Windenergie, die doppelt so viel kostet", so Untersperger, "ich bin nicht die Caritas". Mittlerweile sehe es anders aus. Kritik übt er an der CO2-Bepreisung und den "massiven Wettbewerbsverzerrungen" gegenüber Deutschland: "Unsere deutschen Mitbewerber bekommen Geld nachgeschmissen und wir Deppen sitzen da im Trockenen und müssen 400 Euro zahlen für ein Megawatt", so der CEO der Salinen Austria.

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Auch die Sanktionen gegenüber Russland kritisiert er erneut. "Den Amerikanern schaden sie überhaupt nicht, die profitieren davon", Deutschland und damit auch Österreich "schießen sich selbst ins Knie". Die EU habe "im Vorfeld sehr, sehr große Fehler gemacht, wir hätten der Ukraine nie die Mitgliedschaft in der NATO anbieten dürfen", findet er, aber "jetzt kann man nicht mehr zurück, dann verliert Europa das Gesicht".

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"Auf die Liquidität schauen"

Dennoch erwartet Untersperger heuer ein ausgeglichenes bis leicht positives Ergebnis vor Steuern. 2021/22 waren es minus 1,2 Mio. Euro (2020/21: plus 12,6 Mio.) auf Konzernebene.

Ausgelassen hat dabei vor allem das Salzgeschäft (minus 3,5 Mio. Euro), die Salzwelten haben trotz ausbleibender asiatischer Touristen positiv bilanziert, das Immobiliengeschäft ebenfalls. Der Konzernumsatz belief sich 2021/22 auf 169,7 Mio. Euro (plus 13 Prozent). Die Exportquote liege bei 50 Prozent, so Untersperger, da österreichische Abnehmer aber auch ins Ausland weiterverkaufen, würden wohl rund zwei Drittel der Produktion dort landen.

Wachsen wolle man vor allem in Bereich der verpackten Speisesalz-Spezialitäten, wo die höchste Wertschöpfung liege. Das aktuelle Investitionsprogramm - 100 Mio. in 5 Jahren - laufe wie geplant weiter, in den vergangenen eineinhalb Jahren seien rund 40 Mio. Euro etwa in eine neue Trocknungsanlage, eine Verpackungsmaschine und in neue Bohrstellen im Bergbau investiert worden. "Aber wir müssen sehr sorgfältig auf unser Liquidität schauen".