Spotmarkt : Strompreis und Gaspreis im Sinkflug

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Energiepreise: Bereits Mitte September sorgte eine Analyse des US-amerikanischen Bank Goldman Sachs für Aufsehen, die eine Halbierung des Gaspreises noch für diesen Winter vorhergesagt hat.

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Preise auf den Energiemärkten fallen seit Wochen stark. Am Spotmarkt der Europäischen Strombörse EEX etwa lag der 7-Tage Durchschnittspreis für eine Megawattstunde Strom am 12. Oktober bei rund 235 Euro, und damit nur noch knapp über den 215 Euro, die am 12. Oktober des Vorjahres gezahlt wurden, wie aus den Berechnungen des Energiedatenaggregators Energy.Abteil hervorgeht.

Strompreise Spotmaerkte
Strompreise Stand Mitte Oktober: Fast auf dem Niveau des Vorjahres - © energy.abteil.org

Gaspreis bremst den Strompreis

Preisdämpfend dürfte sich dabei das Sinken der Gaspreise auswirken. Der 7-Tage-Durchschnittspreis ist sich seit dem Peak Ende August, als für eine Megawattstunde am Central European Gas Hub über 300 Euro bezahlt werden mussten im Sinkflug und nähert sich der 100 Euro Marke.

Dass die Gaspreise von ihren Höchstständen im Sommer stark sinken, war absehbar: Das Ende der europäischen Hamsterkäufe zur Befüllung der europäischen Gasläger hat hier Druck aus dem Markt genommen, wie Experten anführen. Ein bislang sehr milder Herbst, die Effekte von Einsparungsmaßnahmen – aber möglicherweise auch schon die gedrosselte Industrieproduktion lassen zudem den Gasverbrauch sinken. Mit derzeit rund 0,18 Terrawattstunden täglich liegt er Mitte Oktober deutlich unter den Oktober-Durchschnitten der letzten Jahre.

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Gaspreis
Gaspreis: Nähert sich der magischen 100 Euro Marke - © energy.abteil

Gas-Abhängigkeit von Russland gelöst?

Bereits Mitte September sorgte eine Analyse des US-amerikanischen Bank Goldman Sachs für Aufsehen, die eine Halbierung des Gaspreises noch für diesen Winter vorhergesagt hat. Mit der erfolgreichen Befüllung der Läger und dem fortschreitenden Aufbau von Lieferketten und Infrastruktur im LNG-Bereich sei Europa im Begriff, die Versorgungsprobleme „erfolgreich zu lösen“, was sich auf die Erwartungshaltung und Preisbildung am Gasmarkt niederschlägt.

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Gaskonsum
Milder Herbst, Einsparung, Produktionsdrosselung? Der Gaskonsum ist derzeit in Österreich historisch niedrig - © Energy.abteil

28 der 56 französischen Atomkraftwerke abgeschaltet

Weniger Optimismus ist jedoch beim zweiten großen Preistreiber angesagt: der Stromknappheit in Europa nach dem Ausfall von Frankreich als Stromproduzent – das fast 71 Prozent seiner Energieversorgung durch Nuklearenergie sicherstellt. Die Atomstromproduktion des Landes ist im Sommer und im Frühherbst - ausgerechnet im Krisenjahr 2022 - auf einen historischen Tiefststand gefallen: Noch Ende September sind aufgrund von Wartungsarbeiten 28 der 56 Kraftwerke des Landes abgeschalten.

Grund für den massiven Ausfall: Die meisten französischen Atomkraftwerke wurden Anfang der 1980er gebaut und stehen jetzt nach Coronaverschiebungen vor langwierigen Sicherheitsprüfungen, damit - wie von der Regierung gewünscht - ihre Laufzeit auf bis zu 50 Jahre verlängert werden kann. Der Zeitplan der französischen EDF, die die Atommeiler betreibt, sieht vor, dass die abgeschalteten Reaktoren bis Februar alle wieder ans Netz gehen sollten. Bis dahin warnte der Netzbetreiber RTE allerdings davor, dass im Fall eines kalten Winters geplante Stromausfälle, also die Rationierung von Strom in Frankreich nicht ausgeschlossen seien.

Spätestens wenn im Winter auch hierzulande die Ausbeute durch Erneuerbare (etwa Wasserkraft, durch niedrige Wasserstände) zurückgeht, dürfte das die Preise wieder stark nach oben treiben.

Stromerzeugung Oesterreich 2022
Stromerzeugung im Vorjahr: Von Energiewende nicht viel zu sehen. - © APA