Importe und Exporte : Österreichs Außenhandel 2022 stark zugelegt

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Österreichs Außenhandel hat zwischen Januar und November 2022 stark zugelegt

- © APA/dpa/Stefan Puchner

Österreichs Außenhandel hat im November sowie im Zeitraum Jänner bis November 2022 erneut stark zugelegt. Die Einfuhren stiegen von Jänner bis November um 21 Prozent auf 197,02 Mrd. Euro zu, die Ausfuhren erhöhten sich um 18 Prozent auf 179,12 Mrd. Euro, zeigen Zahlen der Statistik Austria. Das Defizit der Handelsbilanz wuchs damit auf 17,90 Mrd. Euro an, nach 11,02 Mrd. Euro in der Vorjahresperiode.

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Im November 2022 stieg der Importwert von Waren um rund 18 Prozent auf 19,71 Mrd. Euro, der Wert der Exporte erhöhte sich um fast 15 Prozent auf 18,13 Mrd. Euro. "Importseitig trug dazu unter anderem ein Wertzuwachs von 40,4 Prozent bei Brennstoffen und Energie bei, der wiederum vor allem auf Preissteigerungen zurückgeht. So stieg etwa der Wert der Gasimporte um 42,8 Prozent, bei gleichzeitiger Reduktion der Einfuhrmenge um 18,6 Prozent", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Dienstag. Größten Anteil an den Importen im November hatten medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, die allein in diesem Monat eine Wertsteigerung von fast 84 Prozent aufwiesen.

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Aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union importierte Österreich in den ersten elf Monaten des Jahres 2022 Waren im Wert von 128,34 Mrd. Euro, das war ein Plus von 18 Prozent. Der Wert der in die EU-Länder exportierten Waren verzeichnete mit 19 Prozent ebenfalls einen Zuwachs gegenüber der Vorjahresperiode und betrug 123,19 Mrd. Euro. Das Handelsbilanzdefizit mit der EU belief sich auf 5,16 Mrd. Euro, nach 5,41 Mrd. Euro im Zeitraum Jänner bis November 2021.

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Österreich verzeichnete exportseitig mit den zehn bedeutendsten Exportpartnern Anstiege, insbesondere mit Deutschland (+17 Prozent), Italien (+19 Prozent) und den Vereinigten Staaten (+17 Prozent). Auch importseitig zeigten alle der zehn wichtigsten Importpartner Zuwächse. Neben dem Zuwachs mit Deutschland, Österreichs bedeutendstem Handelspartner, waren dies vorwiegend Anstiege im Handel mit China (+34 Prozent), der Russischen Föderation (+91 Prozent) und Tschechien (+28 Prozent).

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Auch beim Handel mit Drittstaaten legten sowohl die Importe (+27 Prozent auf 68,68 Mrd. Euro) als auch die Exporte (+16 Prozent auf 55,94 Mrd. Euro) von Jänner bis November zu. Daraus ergab sich ein Handelsbilanzpassivum mit Drittstaaten von 12,74 Mrd. Euro.

Exporte in die Ukraine stark rückläufig

Die Importe aus der Ukraine nahmen im Vergleich zum Zeitraum Jänner bis November 2021 um 14 Prozent auf 1,10 Mrd. Euro zu. Importiert wurden insbesondere Erze und Metallabfall. Umgekehrt exportierten heimische Unternehmen weniger in die Ukraine, laut Statistik Austria wurde eine Abnahme um 19 Prozent auf 0,46 Mrd. Euro verzeichnet. Wichtigste Produktgruppe im Export sind medizinische und pharmazeutische Erzeugnissen.

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Der Handel mit Russland hat sich importseitig fast auf 7,67 Mrd. Euro verdoppelt, dabei war Gas das wichtigste Importgut. Exportseitig kam es zu einer Abnahme um 8 Prozent auf 1,70 Mrd. Euro. Die wichtigste Produktgruppe im Export war erneut medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse.

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Von Jänner bis November 2022 kam es innerhalb der Produktgruppe Brennstoffe und Energie bei der Untergruppe Gas zu einer Mengenreduzierung von 38 Prozent gegenüber der Vergleichsperiode im Jahr da vor. Gleichzeitig nahm der Wert der Gasimporte jedoch um 119 Prozent zu.

Der globale Handel nimmt Fahrt auf.

Der globale Handel nimmt dem Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge merklich Fahrt auf und könnte vor einem längeren Aufschwung stehen. Der Handelsindikator signalisiere für Jänner ein Wachstum des Welthandels von 2,1 Prozent zum Vormonat, wie die Forscher am Dienstag mitteilten. "Dies beflügelt insbesondere den europäischen und auch den deutschen Außenhandel", hieß es dazu.

Demnach zeigt das Barometer für den deutschen Außenhandel sowohl für die Exporte (+2,1 Prozent) als auch für die Importe (+2,6 Prozent) klar nach oben. Die EU profitiert noch stärker vom globalen Schwung mit einem kräftigen Plus bei Ausfuhren (+3,0 Prozent) und Einfuhren (+3,2 Prozent). Die beiden weltgrößten Volkswirtschaft USA und China weisen demnach ebenfalls ein Exportplus aus, bei den Importen aber jeweils ein Minus.

"Der Januar beschert dem deutschen und europäischen Außenhandel große Sprünge und damit einen guten Start ins neue Jahr", sagte IfW-Experte Timo Hoffmann. "Deutschland profitiert offenbar von einer hohen Nachfrage nach deutschen Produkten im Ausland, die sich auch im hohen Auftragsbestand der Industrie zeigt." Chinas Handel habe dagegen noch Luft nach oben. Dort signalisierten die schwachen Importe eine gedämpfte Nachfrage im Inland.

Ende der Schiffs-Staus

Zum positiven Jahresauftakt passen nachlassende Staus auf den Weltmeeren. Nur noch acht Prozent aller weltweit verschifften Güter stecken derzeit fest, wie das IfW ermittelte. Zu den Hochzeiten der Lieferengpässe waren es fast 14 Prozent. "Damit erreichen die Schiffsstaus erstmals seit Ausbruch der Coronpandemie und seitdem das Containerschiffnetzwerk außer Takt geraten ist, wieder ein Niveau, das bereits vor der Pandemie erreicht wurde und das nicht als Störung eingestuft werden muss", sagte Hoffmann. Ursächlich für den Staurückgang dürfte vor allem sein, dass weltweit weniger Güter über den Seeweg transportiert wurden.

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"Erklären lässt sich dies zum einen damit, dass Spediteure im Zuge von Schiffsstaus und explodierten Frachtraten vermutlich alternative Transportwege über Schiene oder Straße organisiert haben und diese nun beibehalten", sagte der IfW-Experte. Zudem habe Chinas Nachfrageschwäche Folgen. "Das Frachtaufkommen im Roten Meer - der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Europa und China - liegt spürbar unterhalb der normalerweise üblichen Menge vor Ausbruch der Coronakrise." Verantwortlich für die Lücke sei überwiegend weniger Fracht von Europa nach China. Freie Frachtkapazitäten, ein Containerschiffnetzwerk auf dem Weg ins Gleichgewicht und Aufholpotenzial in China ließen auf einen längeren Aufschwung im internationalen Handel hoffen.

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