Pharmaindustrie : 340 Arzneiprodukte nicht lieferbar: Pharmig will "Rückholung der Produktion nach Europa"
In der Diskussion um die aktuelle Arzneimittelknappheit hat der Verband der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) am Montag die Rückholung der Produktion nach Europa sowie eine Anpassung der Medikamentenpreise an die Inflation gefordert.
Der Pharmaindustrie sei es in Österreich nicht gestattet, selbst die Preise anzuheben, sondern jedes Unternehmen müsse dann einen Antrag bei der Sozialversicherung stellen. Das sei ein mühsamer Prozess, der in der Regel negativ entschieden werde, erläuterte Herzog. Es brauche einen automatisierten Prozess.
Die heimischen Pharmaunternehmen hätten in den vergangenen zehn bis 20 Jahren "unglaublich viel investiert", etwa in Qualitätssicherung und Fälschungssicherheit, sagte Wittmann. Das habe sich nicht auf der Preisseite niedergeschlagen. "Preise, die zehn, 20 Jahre gleich bleiben, das funktioniert nicht", betonte er. Herzog warnte davor, dass man im österreichischen Erstattungssystem auf den Preis pro Packung schiele, statt den gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu betrachten.
"Wir tun gut daran, wieder lokale Versorgungen aufzubauen", erläuterte auch Wittmann. Es sei aber "nicht realistisch", bei Arzneimitteln "alles" nach Europa zurückzuholen, meinte der Geschäftsführer der Sigmapharm Arzneimittel GmbH/MoNo chem-pharm Produkte GmbH. "Schmerzmittel und Antibiotika kosten teilweise weniger als eine Wurstsemmel", sagte Herzog. Das habe die Produktion in den asiatischen Raum verlagert. "Das halten wir für nicht gut", so der Pharmig-Generalsekretär, der mehr einen "Lieferengpass" als einen "Versorgungsengpass" sah.
Eine Umfrage auf der Managementebene heimischer Pharmaunternehmen im Auftrag der Pharmig habe ergeben, dass sich die Branche zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Österreich faire Preise, Änderungen beim Erstattungsprozess und die höhere Anerkennung von Innovationen wünscht, berichtete Sozialforscher Peter Hajek. Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage des eigenen Unternehmens sehen die Befragten überwiegend "gut" bis "befriedigend". Bei der Frage nach dem Ausblick für die kommenden sechs Monate sehen jedoch 39 Prozent die Entwicklung "ungünstiger". "Die Zukunft wird deutlich kristischer gesehen", betonte Hajek.