Eco Austria Competitiveness Index : Österreichs Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert sich

Der Standort Österreich verliert in einem internationalen IMD Ranking weiter an Wettbewerbsfähigkeit.

Der Wirtschaftsstandort Österreich verschlechtert sich im internationalen Vergleich

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Aktuell ist auch Österreichs Ökonomie von internationalen Entwicklungen betroffen. Der EcoAustria Competitiveness Index (ECI) ist ein Index zur laufenden Bewertung von Veränderungen der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich. Die jüngste Entwicklung wird anhand von Exporten, Investitionen und der Arbeitsproduktivität im Vergleich zu anderen EU-Ländern analysiert. Aktuell wurden die Ergebnisse des Index um das dritte Quartal 2022 aktualisiert. Veränderungen der Indikatoren werden zum Ausgangszeitpunkt des ersten Quartals 2017 indexiert. Die aktuellen Ergebnisse für das dritte Quartal 2022 weisen für Österreich eine Verschlechterung des Indexwerts von etwa 104,6 im zweiten Quartal 2022 auf etwa 103 im dritten Quartal aus. Österreich liegt weiterhin im Mittelfeld der europäischen Vergleichsökonomien, verschlechtert sich aber im Vergleich zu 30 Wirtschaftsräumen von Rang 12 auf Rang 17. Als Wirtschaftsräume werden die EU-27 Mitgliedstaaten plus Norwegen sowie die Aggregate der EU-27 und der Eurozone herangezogen.

Rückgang bei Bruttoanlageinvestitionen

Der Rückgang des Indexwerts ist maßgeblich auf die Entwicklung der Bruttoanlageinvestitionen zurückzuführen. Dabei ist der Indexwert für Österreich von 111 noch im ersten Quartal 2022 auf 108 im zweiten Quartal und auf 103,4 im dritten Quartal gesunken. Relativ zum BIP sind Anlageinvestitionen von 26,2 Prozent im ersten Quartal 2022 auf 25,5 Prozent bzw. 24,4 Prozent im zweiten bzw. dritten Quartal 2022 zurückgegangen. Dabei sind die Investitionen in vergleichbaren Wirtschaftsräumen – etwa in Frankreich von 24,6 Prozent im ersten Quartal 2022 auf 25,2 Prozent im dritten Quartal oder in Schweden von 26,4 Prozent auf 27,5 Prozent – sogar gestiegen. Weiterhin weist Österreich speziell im Vergleich mit EU-15 Ökonomien ein hohes Investitionsniveau auf, jedoch haben sich Bruttoanlageinvestitionen auch im Vergleich zu den Aggregaten der EU-Mitgliedstaaten bzw. der Eurozone zuletzt unterdurchschnittlich entwickelt.

Verschlechterung bei Nettoexporten

Auch bei den Nettoexporten hat sich Österreichs Wettbewerbsposition tendenziell verschlechtert. Betrugen die Nettoexporte im zweiten Quartal 2022 noch 2,2 Prozent des BIP, machten sie im dritten Quartal nur noch 1,7 Prozent aus. Dabei sind zwar auch die (Brutto-) Importe von 58,7 Prozent auf 57,3 Prozent um 1,4 Prozentpunkte gesunken. Maßgeblich ist hier jedoch der Rückgang der (Brutto-) Exporte von 60,9 Prozent des BIP auf 59 Prozent des BIP um fast 2 Prozentpunkte. Die Exporte sind damit stärker rückläufig, als die Importe. Die Entwicklung schlägt sich in einer Verschlechterung des ECI-Teilindex für Nettoexporte von 99,3 im zweiten Quartal 2022 auf 98,8 im dritten Quartal nieder.

Im Hinblick auf Nettoexporte sind auch internationale Entwicklungen im Außenhandel maßgeblich. Zum Teil ist die negative Entwicklung auf eine Erhöhung der Importpreise zurückführbar, maßgeblich ist aber eben auch der stärkere Rückgang der Exporte im dritten Quartal relativ zu Importen. Aus der Wettbewerbsperspektive muss zudem die österreichische Entwicklung relativ zu vergleichbaren Ökonomien bewertet werden. Etwa ist Deutschland von einem noch stärkeren Rückgang der Nettoexporte betroffen. Hier sind die Indexwerte für Nettoexporte von 94,8 im zweiten Quartal 2022 auf 93,6 Prozent im dritten Quartal gesunken. In Frankreich gingen die Indexwerte für Nettoexporte von 97,9 Prozent im zweiten Quartal auf 97 Prozent im dritten Quartal zurück. Auch im Vergleich zu den aggregierten Durchschnitten der EU-27 bzw. der Eurozone hat sich Österreich „gut gehalten“.

Dennoch ist zu berücksichtigen, dass sich Österreichs Nettoexporte schon seit längerem tendenziell negativ entwickeln. Wenn zuletzt auch maßgebliche Preiseffekte bei Importen zu erkennen sind, so könnte sich dies mittelfristig negativ auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen auswirken, wenn diese stärker als ihre Mitbewerber von Preissteigerungen bei Vorleistungen betroffen wären.

Trend bei der Arbeitsproduktivität stabil

Beim Wachstum der realen Arbeitsproduktivität belegt Österreich im dritten Quartal 2022 einen Indexwert von 106,7. Dies entspricht demselben Wert wie im zweiten Quartal 2022. Die längerfristige Entwicklung der Arbeitsproduktivität ist im Trend positiv, dies jedoch bei nur geringen Wachstumsraten. Mit seinem aktuellen Indexwert belegt Österreich nur Rang 15 unter den 30 betrachteten Wirtschaftsräumen. Zwar liegt Österreich knapp über den Vergleichswerten der EU-27 Mitgliedstaaten (105,3) bzw. der Eurozone (103,8). Dabei weisen insbesondere die neuen EU-Mitgliedstaaten auch vor dem Hintergrund von technologischen und wirtschaftlichen Aufholprozessen („Catching-up“) beschleunigtes Produktivitätswachstum auf. Im Vergleich zu den etablierten Ökonomien der alten EU-Mitgliedstaaten hat sich Österreich im Zeitverlauf gut entwickelt. Etwa weist Deutschland bei der Arbeitsproduktivität einen Indexwert von 103,8 im dritten Quartal 2022 auf, Frankreich weist einen Vergleichswert von 99,4 auf. Die Niederlande belegen mit einem Indexwert von 101,2 lediglich Rang 25 unter 30 Vergleichsökonomien.

Ergebnisse des ECI mit dem dritten Quartal 2022: Österreich im Vergleich mit Deutschland und den EU27

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