Automotive : EU-Neuzulassungen: "Am Ende eines insgesamt enttäuschenden Autojahres"

Fahrzeugmontage bei Daimler

Der EU-Automarkt erholt sich langsam: Dennoch sprechen Experten von einem "insgesamt enttäuschenden Autojahr"

- © Mercedes Benz

Im November sind erneut mehr Autos in Österreich neu zugelassen worden als im Vorjahresmonat, die Dynamik nimmt aber ab. Laut Statistik Austria gab es im November 18.178 Pkw-Neuzulassungen, das sind 3,8 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Im Oktober (+8,9 Prozent) und September (+16,1 Prozent) war das Plus aber deutlicher ausgefallen. Der Automarkt erholte sich in der zweiten Jahreshälfte. Im ganzen bisherigen Jahr (Jänner bis November) gab es hingegen ein Minus.

In den ersten elf Monaten wurden insgesamt 197.448 Pkw neu zugelassen, was 11,1 Prozent weniger waren als noch in der gleichen Periode 2021. Einen Rückgang verzeichneten sowohl Diesel-, Benzin- und Hybridautos. Hingegen wurden etwas mehr Pkw mit reinem Elektroantrieb zugelassen. Pkw mit alternativen Antrieben (E-Autos und Hybrid) erreichten einen Gesamtanteil von 40,4 Prozent, nach 37,2 Prozent in den ersten elf Monaten des Vorjahres.

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In absoluten Zahlen wurden rund 73.250 Benziner und 44.500 Diesel-Pkw neu zugelassen. Benzin-Hybrider kamen auf 37.000 Stück und Diesel-Hybrider auf rund 12.370 Stück. Weiters wurden fast 30.200 E-Autos neu zugelassen.

Der Rückgang fiel über alle Kfz-Gruppen hinweg noch deutlicher aus: 283.885 Kraftfahrzeuge wurden heuer von Jänner bis November neu zugelassen - 18,4 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bei den Nutzfahrzeugen geht der Rückgang vor allem auf die Lastkraftwagen (Lkw) der Klasse N1 (-63,9 Prozent) und N3 (-17,4 Prozent) zurück. Auch wurden weniger land- und forstwirtschaftlich genutzte Zugmaschinen neu zugelassen (-10,7 Prozent). Bei den Lkw der Klasse N2 gab es ein leichtes Plus, allerdings bei nur 342 Stück.

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Bisher wurden heuer etwas mehr Motorräder zugelassen (+2,2 Prozent), während es bei den Motorfahrrädern einen deutlichen Rückgang (-13,0 Prozent) gab. Einen Zuwachs von vier Prozent gab es dann bei den Wohnmobilen, während die Zahl der Wohnanhänger wiederum zurückging.

EU-Markt unter Vor-Corona-Niveau

Der Automarkt in der Europäischen Union (EU) bleibt trotz einer weiteren Erholung unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Coronakrise. Im November wurden in der EU zwar 829.527 Pkw neu zugelassen und damit um 16,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie der europäische Herstellerverband ACEA in Brüssel mitteilte. Das war auch der vierte Monat mit Anstieg in Folge. In den ersten elf Monaten gab es aber einen Rückgang um 6,1 Prozent auf rund 8,36 Millionen Autos.

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In der EU blieb auch der heurige November deutlich unter dem November von vor drei Jahren, also vor der Pandemie, als rund eine Million Autos neu angemeldet wurden. Die zuletzt deutlichen Anstiege in der EU können die Rückgänge aus der ersten Jahreshälfte weiter nicht wettmachen. Von den größten vier Märkten in der EU hat Italien mit knapp 12 Prozent Minus bisher am schwächsten abgeschnitten, Deutschland mit gut 2 Prozent weniger Zulassungen noch am besten. Frankreich (minus fast 9 Prozent) und Spanien (minus gut 4 Prozent) liegen dazwischen.

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Im Monat November erzielte der VW-Konzern den Daten zufolge ein Plus von 36,4 Prozent, darunter Porsche mit 18 Prozent mehr Zulassungen. BMW erreichte konzernweit ein Plus von 14,2 Prozent, Mercedes-Benz 10,8 Prozent.

Nutzfahrzeugmarkt weiterhin schwach

Eine schwache Nachfrage nach kleinen Transportern hält den Nutzfahrzeugmarkt in der Europäischen Union weiter unter Druck. Während der Absatz neuer Laster im November weiter zulegte, gingen die Neuzulassungen von Nutzfahrzeugen insgesamt den 17. Monat in Folge zurück, wie der europäische Herstellerverband Acea am Donnerstag in Brüssel mitteilte. Demnach wurden im November insgesamt 141.903 Nutzfahrzeuge neu zugelassen, 0,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

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Allerdings war der Rückgang im Oktober mit 8,5 Prozent noch deutlich höher ausgefallen. Mit Blick auf die ersten elf Monate des Jahres steht ein Minus von 15,5 Prozent auf 1,46 Millionen Fahrzeuge zu Buche.

Die Transporter stehen für den Großteil der Zulassungen in der EU. Mit 111.303 Fahrzeugen lagen die Neuzulassungen im November um 4,5 Prozent niedriger als im Vorjahresmonat. Bei sehr schweren Nutzfahrzeugen wie Lkw über 16 Tonnen legten sie hingegen um 21,1 Prozent auf 24.032 Exemplare zu. Bei mittelschweren Lkw über 3,5 Tonnen belief sich der Zuwachs auf 19,4 Prozent auf 28.241 Stück. Bei den Bussen über 3,5 Tonnen gingen die Zulassungen indes um 11,5 Prozent auf 2.359 Exemplare zurück, nachdem sie im Oktober noch zugelegt hatten.

Deutschland knackt 100.000 E-Autos

Die bevorstehende Kürzung der staatlichen E-Auto-Förderung in Deutschland hat dem Autoabsatz im November einen Schub verschafft. Im abgelaufenen Monat seien 260.512 Neuwagen zugelassen worden und damit 31,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt am Montag mit. Erstmals gingen damit mehr als 100.000 Autos mit elektrischem Antrieb an ihre Erstbesitzer gegangen, so der Verband der Automobilindustrie (VDA) zur "Jahresendrallye" am deutschen Automarkt. "Viele Kunden und Händler wollen noch möglichst viele E-Fahrzeuge neu zulassen, bevor Anfang 2023 die Umweltbonus-Förderung deutlich gekürzt wird", erklärte der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK).

Laut VDIK rollten mit 102.600 reinen E-Autos und Plug-in-Hybriden 50 Prozent mehr Neuwagen auf die Straße als im November letzten Jahres. Fast vier von zehn neuen Pkw hatten damit einen Batterieantrieb. Plug-in-Hybride waren demnach besonders gefragt, denn ihre Förderung entfällt im Jänner ganz. Der Staat bezuschusst rein elektrische Fahrzeuge mit Nettolistenpreis bis zu 40.000 Euro ab Jänner nur noch mit 4500 Euro statt 6000 Euro. Beim Nettolistenpreis zwischen 40.000 und 65.000 Euro sinkt die Subvention auf 3000 von 5000 Euro.

Die Hersteller bauen den Auftragsstau weiter ab, der durch den Mangel an Halbleitern und anderer Teile aufgrund von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg entstanden war. Gewerbliche Neuzulassungen nahmen im November stärker zu als die der privaten Autokäufer. Elektroautos verkauften sich besser als Pkw mit Verbrennungsmotor, so dass ihr Marktanteil im November mit knapp 58.000 Fahrzeugen 22,3 Prozent betrug. Benzin- und Dieselautos erreichten jeweils knapp 28 Prozent Marktanteil.

"Am Ende eines insgesamt enttäuschenden Autojahres kommt Hoffnung auf einen kleinen Endspurt auf", erklärte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel. Dennoch bleibe der Markt mit insgesamt 2,6 Millionen neuen Pkw auf einem Tiefpunkt. Von Jänner bis November erteilte das Amt 2,33 Millionen Neuzulassungen. Das Minus im bisherigen Jahresverlauf verringerte sich dank des starken Anstiegs im November auf 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum nach 5,5 im Oktober.

Das Vorkrisenniveau sei in weiter Ferne, erklärte auch der VDA. Bis Ende November seien rund 30 Prozent weniger Pkw neu zugelassen worden als im Vergleichszeitraum des Vorkrisenjahres 2019. Der Mangel an Vor- und Zwischenprodukten sowie die hohen Energie- und Rohstoffpreise dämpften weiterhin den Markt und die Produktion. Der Auftragseingang der deutschen Hersteller aus dem Inland sei im November um 37 Prozent gesunken, der aus dem Ausland nur um gut zwei Prozent.

E-Auto-Boom vor Dämpfer?

Nach jahrelangem Wachstum droht auf dem deutschen Automarkt der Verkauf von Elektromobilen im kommenden Jahr einzubrechen. Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet in einer am Donnerstag veröffentlichten Prognose für das Jahr 2024 nur noch mit 362.000 verkauften E-Autos nach rund 720.000 Verkäufen im laufenden Jahr. Der Marktanteil der Stromer würde sich von aktuell 27,8 Prozent auf 14 Prozent nahezu halbieren.

Wichtige Gründe für den Niedergang seien die Kappung der staatlichen Fördermittel sowie die aktuell hohen Strompreise, die einen Einstieg in die vor Ort emissionsfreie Technologie zunehmend unattraktiver machten, erklärte Dudenhöffer. Für das Jahr 2023 erwartet das Center Automotive Research (CAR) noch 484.000 verkaufte Elektroautos, was einem Marktanteil von 21,3 Prozent entsprechen würde.

Im Gegensatz zu den Leitmärkten China und den USA verliere Deutschland wichtige Zeit beim Wandel des Mobilitätssektors, warnte Dudenhöffer. Er schlägt vor, die staatliche Innovationsprämie länger zu zahlen als bisher geplant. Eine Entspannung sei frühestens 2025 zu erwarten, wenn die Kapazitäten zur Lithium-Ionen-Zellfertigung in Europa aufgestockt seien, Skaleneffekte in der Fertigung von Elektroautos wirkten und die Strompreise zurückgingen.