Seilbahnen : Umsatzplus und Großprojekte: Doppelmayr zieht positive Bilanz

Thomas Pichler Doppelmayr

Thomas Pichler, CEO von Doppelmayr

- © Reinhard Fasching/Doppelmayr/Fasching Fotografie

Der Vorarlberger Seilbahnbauer Doppelmayr (Doppelmayr Holding SE) hat im Geschäftsjahr 2021/22 einen Umsatz in Höhe von 886 Mio. Euro erzielt. Gegenüber dem Umsatzvolumen von 2020/21 (763 Mio.) bedeutete das eine Steigerung um 16 Prozent, der Rekordumsatz von 2018/19 in Höhe von 935 Mio. Euro wurde aber nicht erreicht. Nach zwei herausfordernden Jahren ziehe man nun positiv Bilanz, hieß es seitens des Unternehmens. Man habe zahlreiche Großprojekte umgesetzt.

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Kunden hätten im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit in den Ausbau ihres Mobilitätsangebots investiert, sowohl im touristischen als auch im urbanen Bereich. Im Vorarlberger Skigebiet Silvretta Montafon wurde etwa eine Seilbahn realisiert, die weitgehend bedienerlos und ohne Stationspersonal betrieben werden kann. Dabei handle es sich um die erste autonome Seilbahn in Österreich und um die zweite in der Welt. "Innovationen wie diese entstehen aus unserem Anspruch, mit modernen Seilbahnen neue Möglichkeiten für unsere Kunden und die Mobilität der Zukunft zu schaffen", sagte Thomas Pichler, Geschäftsführender Direktor der Doppelmayr Holding SE.

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Doppelmayr "nicht mehr wegzudenken"

In Städten umgesetzte Projekte betrafen unter anderem den zwei Kilometer langen Cable Liner "Luton Dart", der den Bahnhof Luton Airport Parkway mit dem Flughafen Terminal des London Luton Airports verbindet. In Mexico City wurde über die Cablebus Linea 1 das Stadtviertel Cuautepec an einen der größten Verkehrsknotenpunkte der Stadt angeschlossen. Und in Haifa wurde eine Seilbahn gebaut, die die Reisezeit zwischen der Universität Haifa zu einem zentral gelegenen Bahn- und Busterminal um bis zu 25 Minuten verkürzt.

Auch im Materialtransport sei Doppelmayr "nicht mehr wegzudenken", hieß es. Im Geschäftsjahr 2021/22 wurde der Booysendal Link in Südafrika weiter ausgebaut, dort wird das von Doppelmayr entwickelte RopeCon-System zum Transport von Platinerz benutzt. In Bardon Hill in Großbritannien wird RopeCon zur Renaturierung eines Tagebaus eingesetzt.

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Die Auftragslage für 2023 sei "sehr erfreulich", unterstrich Doppelmayr. Insbesondere in Nordamerika erlebe die Seilbahnbranche in den Skigebieten einen enormen Innovationsschub. Anlagen würden auf den neuesten Stand der Technik gebracht und der Komfort für die Gäste weiter erhöht. Auch in den anderen Regionen der Welt nehme die Umsetzung von Seilbahnprojekten wieder Fahrt auf. Als Beispiel wurde etwa ein neuer Auftrag für eine weitere Seilbahnlinie in Mexico City genannt.

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Doppelmayr beschäftigt weltweit 3.154 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), 1.481 davon in Österreich. Im vergangenen Oktober hatte das Unternehmen bekanntgegeben, aufgrund der Coronakrise 190 Mitarbeiter, 90 davon in Wolfurt, abbauen zu müssen.

Doppelmayr-Seilbahn in Mexiko City

- © Doppelmayr

Doppelmayr übernimmt Kabinenhersteller Carvatech

Der Seilbahnbauer hat per 10. Oktober den in Oberösterreich angesiedelten Karosserie- und Kabinenhersteller Carvatech übernommen. Es bestehe bereits seit Jahren eine vertrauensvolle Partnerschaft, Carvatech bleibe in der Gruppe als eigene Marke erhalten, informierte Doppelmayr. Zu den Übernahmebedingungen wurden keine Angaben gemacht.

Schon bisher seien bei zahlreichen Pendel-, Standseil- und auch Einseilumlaufbahnen aus dem Hause Doppelmayr die Produkte von Carvatech mit Sitz in Oberweis (Bezirk Gmunden) erfolgreich eingesetzt worden. Carvatech hat 1956 die ersten Seilbahnkabinen gefertigt und seitdem diese Produkt-Sparte aufgebaut, aktuell werden laut Unternehmensangaben 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

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"Mit dem Zusammenschluss wird die Zusammenarbeit nun auf eine neue Ebene gehoben", hieß es in der Pressemitteilung. Für Carvatech gehe damit auch die altersbedingt eingeleitete Suche nach einer Eigentümer-Nachfolge erfolgreich zu Ende. "In den letzten Monaten sind wir proaktiv auf Doppelmayr zugegangen, weil wir glauben, dass eine Bündelung unserer Kräfte für beide Seiten ein Gewinn ist", sagten die bisherigen Carvatech-Besitzer Robert Vockenhuber und Reinhard Aschauer.

Neuer Großauftrag in Mexiko City

Doppelmayr hat mit einem zweiten urbanen Seilbahn-Projekt in Mexiko City neuerlich einen Großauftrag an Land gezogen. Bis Ende 2023 sollen in der mexikanischen Hauptstadt mit der "Cablebus Linea 3" eine 5,42 Kilometer lange Seilbahnstrecke mit sechs Stationen entstehen, so Doppelmayr. Zum finanziellen Volumen des Projekts machte das Unternehmen keine Angaben.

Doppelmayr hat bereits die im Juli 2021 eröffnete Linie 1 mit einer Länge von über neun Kilometern realisiert. Der Umfang des ersten Projekts belief sich auf rund 140 Mio. Euro. Die Linie 1 verbindet das im Norden der Stadt gelegene Viertel Cuautepec, in dem rund 3,5 Mio. Menschen leben, mit dem wichtigen Mobilitätsknotenpunkt "Indios Verde". Die Reisezeit für Pendler wurde damit halbiert.

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Die Linie 3 wiederum soll einerseits die Mobilität im öffentlichen Nahverkehr verbessern und andererseits die Attraktivität für den Tourismus erhöhen. Am meisten werde die Bevölkerung im Raum "Santa Fe" von der Anlage profitieren, hieß es. Sie stellt außerdem eine Verbindung zum im Bau befindlichen Zug "Tren Interurbano" und der U-Bahn-Station "Metro Constituyentes" her.

Nach Angaben von Doppelmayr kommen bei dem Projekt erneut kuppelbare Gondelbahnen der Seilbahngeneration D-Line zum Einsatz. Die Fahrgeschwindigkeit wird rund 6 Meter pro Sekunde betragen, damit beläuft sich die Fahrzeit für die Gesamtstrecke auf etwa 21 Minuten. Pro Jahr werden rund 12 Millionen Passagiere erwartet.

Urbane Mobilität: Die "Emirates Line" von Doppelmayr in London.