Zu den technischen Problemen gesellte sich ein strategisches Zickzack. Ursprünglich als kleine, exklusive Manufaktur gedacht – mit 100 Megawattstunden Kapazität für rund 1.000 Sportwagen im Jahr – weckte Cellforce bald den Anspruch, zur Gigafactory im Kleinformat heranzuwachsen. Zwischenzeitlich war sogar von bis zu 20 Gigawattstunden die Rede. Dieser Sprung hätte Milliardeninvestitionen verlangt, die Porsche alleine nicht stemmen wollte.
Im April 2025 kam der Bruch: Porsche kündigte offiziell an, Cellforce nicht eigenständig fortzuführen und suchte nach Investoren, um den Betrieb doch noch zu sichern. Anfang August wurden daraufhin Vertreter von BMW auf dem Werksgelände in Kirchentellinsfurt gesichtet, auch Unternehmen aus der Rüstungsindustrie signalisierten Interesse. Während BMW offenbar auf Zellen für künftige E-Modelle schielte, richtete sich der Blick der Rüstungsfirmen auf Batterietechnik für Drohnensysteme. Doch aus den Einstiegsgesprächen wurde nichts – weder die Autobauer noch die wehrtechnischen Player stiegen ein.
Gleichzeitig blieb die wirtschaftliche Basis schwach: Die Elektroverkäufe von Porsche hinkten den Planungen hinterher, der Umsatz sank, der Gewinn brach um über 90 Prozent ein. Im Halbjahresbericht schlug Cellforce als Belastungsposten durch: 295 Millionen Euro Abschreibungen allein 2025, insgesamt Sonderaufwendungen von rund 1,3 Milliarden Euro seit 2021.
Die Politik hatte das Projekt mit knapp 60 Millionen Euro gefördert, Bund und Land Baden-Württemberg sahen Cellforce als Schlüssel für europäische Batteriekompetenz. Doch die Realität war ernüchternd: Aus der Vorzeigefabrik wurde ein Kostenfaktor. Nun stehen Massenentlassungen bevor, und für die Beschäftigten in Kirchentellinsfurt droht das Aus – aus einem ambitionierten Zukunftsprojekt wird ein arbeitsrechtlicher Konfliktfall.
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