Was auf der Messe in Shanghai zu sehen ist, markiert jedoch nur die sichtbare Spitze eines deutlich tiefergreifenden Umbaus im Volkswagenkonzern. Um die ambitionierten Ziele auf dem chinesischen Markt zu erreichen, macht VW mit der lokalen Verankerung in der Entwicklung und Produktion nun Ernst: Im Zentrum steht dabei eine neue Elektroplattform mit dem Namen CSP – „China Scalable Platform“. Sie soll vollständig in China entstehen, ohne Unterstützung externer Entwicklungs- oder Softwarepartner.
Plattformen gelten in der Automobilbranche als technisches Fundament eines Fahrzeugs – also das Grundgerüst, auf dem verschiedene Modelle aufbauen. Dazu zählen Fahrwerk, Achsen, Antrieb, Elektronikarchitektur und oft auch der Batterie- oder Motorraum. Moderne Plattformen gehen inzwischen weit über den physischen Unterbau hinaus: Sie integrieren Software-Architektur, digitale Steuerungssysteme und zunehmend auch Elektroantriebskomponenten. Je flexibler eine Plattform ist, desto mehr Varianten lassen sich darauf realisieren – und desto schneller können Hersteller auf neue Marktanforderungen reagieren.
Bei Volkswagen war die Produktion der Plattform traditionell ein Bereich unter zentraler Kontrolle in Deutschland. Mit CSP wandert diese Verantwortung nun vollständig nach China – und damit auch ein Löwenteil der Wertschöpfung. Grund für die Entwicklung der chinesischen Plattform ist der zähe Entwicklungsprozess der konzernweit geplanten „Scalable Systems Platform“ (SPP). Konzernintern gilt das SSP-Vorhaben inzwischen als überfrachtet und schwer kontrollierbar. Ein Insider spricht gegenüber dem Handelsblatt von „Markenegoismen“, die zentrale Standards untergraben hätten. Statt einer echten Einheitsplattform plant der Konzern inzwischen sechs Varianten allein für VW und Audi – von technischer Vereinheitlichung keine Spur. Für China wäre die Plattform frühestens ab 2030 einsatzbereit gewesen – zu spät für einen Markt, in dem die Konkurrenz VW zunehmend davonfährt.
Mit der CSP-Plattform zündet Volkswagen die nächste Stufe seiner China-Strategie: Hardware, Software und Architektur sollen künftig vollständig aus eigener Hand in China kommen – schneller, effizienter, unabhängiger. Entwickelt und umgesetzt wird das Vorhaben im ostchinesischen Hefei, wo Volkswagen sein größtes Forschungs- und Entwicklungszentrum außerhalb Deutschlands aufgebaut hat.
>>> HELLA schließt Montage in Großpetersdorf – 225 Jobs in Gefahr