Anlagenbau : Iris Ortner: Wie sie IGO Industries durch den Zeitenwandel bringt
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Es war sicher nicht die Wunschvariante von Iris Ortner, im Pandemiejahr Drei nun plötzlich auch Überlegungen zur Kriegswirtschaft anstellen zu müssen. Bricht die Gasversorgung in der vor- und nachgelagerten wertschöpfenden Produktion weg, steht jedes Bau- und Sanierungsprojekt still. Auch ihre Visiten in der Niederlassung Warschau waren schon einmal lustiger.
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Die geschäftsführende Gesellschafterin von IGO Industries, die fließend Polnisch spricht, berührt das menschliche Drama, das ein paar Hundert Kilometer weiter östlich passiert und auf die Region abstrahlt. In der Landesprache würden „Sorgen und Ängste der Menschen eine andere Intensität“ bekommen, sagt Ortner.
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Doch der Kriegsausbruch bringt weitere Aufgaben für das 1903 von Ignaz Ortner als Handwerksbetrieb gegründete Unternehmen, das mit 611 Millionen Euro Umsatz (2020) und 3670 Mitarbeitern als Gruppe heute groß genug ist, dass sich Iris Ortner und ihr Vater Klaus, 77, „nicht auf die Füße steigen“, wie Ortner erzählt.
So musste der Anlagenbauer im Kabelbereich sowie bei Materialien für die Blechkanalproduktion die Lagerstände in die Höhe schrauben. Dazu kommen weitere prozedurale Fragen, auf die die 47-jährige, die seit 2013 operativ die Fäden im Unternehmen zieht, Antworten finden muss. Eine optimistische Grundhaltung, starke Teams und die Digitalisierung, bei der man bereits Taten setzt, lindern die Nöte.
Doch die Arbeitsorganisation ist faktisch auf den Kopf gestellt. Ein krasser Bruch zu 2019, als alles noch in seinen wohlgeordneten Bahnen verlief. „Wir mussten damals unter Anführungsstrichen nur darüber reden, was es bei Bildung und Pensionen, bei UVP-Prüfungen oder ESG-Themen braucht, um die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte nachzuholen“, sagt Ortner.
"Bis jetzt war es nicht notwendig, mich vom Informationsfluss abzuschneiden."Iris Ortner, Geschäftsführende Gesellschafterin IGO Industries, zu Ihrem ÖBAG-Aufsichtsratsmandat
Politik mit Transparenz erwünscht
Jetzt türmen sich die Themen auf. Es brauche vom Souverän endlich „Klarheit, was passiert, wenn die Gasversorgung stockt oder wegbricht“, nennt Ortner ein Beispiel. Und aus der Verlegenheit des schleppenden Ausbaus der Erneuerbaren würden gewiss nicht Umweltverträglichkeitsprüfungen führen, die sich bis ins Jahre Schnee ziehen, so die Managerin.
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Der Rückstau bei notwendigen Reformprojekten sei auch unter der türkisen Handschrift, also in der Kanzler-Ära von Sebastian Kurz, nicht kleiner geworden. Gegenüber dem großkoalitionären Hickhack der früheren Jahre "haben uns diese Jahre ganz offensichtlich auch nicht weitergebracht", sagt sie.
Statt Politik als Vermarktungsmasche, bei der gesagt wird, was die Leute hören wollen, wünsche sie sich Klarheit und Transparenz. Das politische Tun muss dem Schlendrian entrissen werden. Es brauche in vielen Punkten flotteres Handeln. „Das ist ein Dahinwurschteln, das wir in Österreich gern fälschlicherweise mit Gemütlichkeit verwechseln“, sagt Ortner.
Was sie dem als Unternehmerin entgegenzusetzen hat? Neben der angesprochenen Zuversicht vor allem auch Eigeninitiative. Sie versuche, im vorgegebenen Rahmen „das beste und vernünftigste im Betrieb zu tun“. Indem sie etwa noch viel stärker auf Totalunternehmer- und Partnerschaftsmodelle setzt. Dort ist man als beauftragte Firma mit viel Know-how ab der Planung über den gesamten Gebäudelebenszyklus eingebunden – und kann von Kosten bis zur nachhaltigen Bau- und Betriebsform mitgestalten.
Auch auf die Versäumnisse im Bildungssystem hat sie reagiert. In der gruppeneigenen Lehrlingsakademie wird nicht nur ausgebildet. Inhalte, die der Nachwuchs aus der Schule nicht mitbekommt, werden schlicht "nachgeübt".
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"Ich sehe mich nicht als berufen, der Politik auszurichten, was sie wie zu tun hat."Iris Ortner
Iris Ortner im Interview
Gegenüber dem großkoalitionären Hickhack früherer Tage hätten die Jahre unter Kanzler Kurz Österreich "ganz offensichtlich" auch nicht weitergebracht, sagt Iris Ortner im Interview.
INDUSTRIEMAGAZIN: Frau Ortner, nur wenige Tage nach dem Einfall russischer Truppen in der Ukraine waren Sie auf Visite in Ihrem Tochterunternehmen in Warschau. Wie erlebten Sie die Reise unter diesen Vorzeichen?
Iris Ortner: Das menschliche Leid, das der Krieg in der Ukraine bringt, ist in Polen um einiges unmittelbarer zu erleben als hier in Österreich. Wegen der großen Zahl Flüchtender. Und weil traditionell viele Ukrainer, über anderthalb Millionen, in Polen im Bau- und Transportbereich arbeiten.
Sie sprechen selbst Polnisch. In der Landessprache bekommen Ängste und Sorgen eine andere Intensität, oder?
Ortner: Das ist richtig, im Alter von 23 baute ich die Niederlassung in Warschau auf. Anfangs sprach ich kein einziges Wort Polnisch. Das wollte ich ändern, ich begann die Sprache zu erlernen. Sprachen eröffnen einem einen anderen Zugang zum Denken der Menschen. Und ja: Die Ängste und Sorgen sind jetzt in Polen viel tiefgehender und massiver, als wir sie hier wahrnehmen.
Wie erlebten Sie den Osten im Jahr 1997, also nicht einmal ein Jahrzehnt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs?
Ortner: Die Mangelwirtschaft hatte glücklicherweise nicht mehr das Ausmaß früherer Tage. Man musste nur wissen, wo es die Dinge des täglichen Lebens zu besorgen gab. Was mir schon damals imponierte, war das Tempo von Wandel und Fortschritt. Wer Warschau zwei Jahre nicht sah, traf – spezifisch im Baubereich – auf eine Stadt, die nicht wiederzuerkennen war.
"Die vermeintliche Stabilität, auf die wir uns verließen, ist nicht vorhanden."Iris Ortner
Einzige Chancen in volatilen Zeiten
Das Volumen des Welthandels dürfte sich nach Einschätzung der WTO heuer halbieren. Ein Seminar, das darauf vorbereitet, diese vollständige Unsicherheit zu managen, muss erst erfunden werden.
Ortner: Unsere Generation hat anzuerkennen: Die vermeintliche Stabilität, auf die wir uns verließen, ist nicht in dem Ausmaß, wie wir uns das wünschen, vorhanden. Die Pandemie lehrte uns das bereits. Sie brachte uns ständig neue Unsicherheiten. Wobei sie uns mit Sicherheit robuster machte. Der Krieg in der Ukraine verstärkt jetzt all diese Effekte. Aber ich fürchte, jetzt kommen viel gravierendere Herausforderungen auf uns zu. Wir erleben eine Zeitenwende.
Ich mutmaße, Sie managen Langfristiges wie Ihren Syndikatsvertrag mit der Porr lieber als Krisenereignisse, die sich ständig überschlagen.
Ortner: Ja, das kann man so sagen (lacht). Langfristiges Managen ist mitunter einfacher. Anderseits: So ist das Leben. Du machst Pläne und dann passiert das Leben. Solche Phasen gemeinsam zu bewältigen, schweißt zusammen und ist dann ein Erfolgserlebnis.
Jetzt haben Sie eine um fünf Jahre jüngere Schwester im Unternehmen. Wären die Zeiten lustiger, würde ich fragen, ob Sie ihr da gemäß des Senioritätsprinzips die undankbare Krisenarbeit umhängen können.
Ortner: Unsere Aufteilung sieht natürlich anders aus. Ich bin von der Ausbildung Technikerin, sie hat sich auf die Wirtschaft fokussiert, die ich zwar im Rahmen meines MBA nachgeholt habe, aber nicht in dieser Intensität. Eigentlich war bei uns immer klar, dass ich operativer tätig bin, auch durch meine Jahre im Baustellenbereich. Meine Schwester betreut andere Themen als ich und unsere Aufteilung funktioniert sehr gut. Ich empfinde es als großes Glück, dass sich unsere Interessen so wunderbar ergänzen und wir miteinander arbeiten.
Bauen wird teurer, vom Styropor bis zum Holz. Der Stahlpreis geht durch die Decke. Ist damit jetzt die Rückkehr des guten alten Pufferlagers gekommen?
Ortner: Bei Standardmaterialien setzen wir auf deutlich höhere Lagerbevorratung. Schon vor dem Kriegsausbruch erwiesen sich die Preise als wenig stabil. Wir legen uns jetzt im Kabelbereich oder bei Materialien für die Blechkanalproduktion bei Lüftungen viel mehr auf Lager. Das hat jedoch dort seine Grenzen, wo Produkte spezifisch für ein Projekt bestellt oder gefertigt werden – angefangen bei Schaltschränken und Pumpen bis hin zu Lüftungsgeräten, Leuchten und Schalter.
Pumpen werden aktuell ohne Frequenzumformer geliefert, weil elektronische Komponenten nicht erhältlich sind. Wieweit stellt das Ihre Arbeitsorganisation auf den Kopf?
Ortner: Das ändert in der Tat einiges. Komponenten, die früher binnen 48 Stunden verfügbar waren, brauchen jetzt vier Wochen oder länger, bis sie auf der Baustelle sind. Das ist eine Herausforderung. Für uns, aber auch den Bauherrn, der reaktiver sein muss. Und selbst wenn wir alle Materialien verfügbar haben, müssen ja auch Nachbargewerke, die den Bau erst komplett machen, im selben Ausmaß handlungsfähig sein. Interessanterweise stemmen Unternehmen im Osten diese Aufgabe mitunter einfacher. Dort musste noch bis in die 90er-Jahre mit fehlender Verfügbarkeit jongliert werden. Dorthin zurückzukehren, fällt den Kolleginnen und Kollegen in Polen häufig leichter.
Der Neubau des MCI-Campus wurde 2018 wegen drohender Kostenüberschreitung gestoppt. Das Projekt soll nun – neu ausgeschrieben – bis 2025 unter Nichtüberschreitung von 130 Millionen Euro realisiert werden. Ein Ziel, das angesichts explodierender Baukosten hinfällig wird?
Ortner: Wir sind in dem Projekt über die Arbeitsgemeinschaft Porr Ortner und auch die Elin frühzeitig eingebunden. Wenn es in diesen volatilen Zeiten überhaupt eine Chance gibt, im Zeit- und Kostenrahmen zu bestehen, dann über den Ansatz eines modernen Totalunternehmer- und Partnerschaftsmodells. Wir begleiten – auch mit Blick auf verfügbare Kundenbudgets und bauliche Kosten – die gesamte Planung und folgen auch kostenmäßig klar definierten Meilensteinen.
Schleppender Ausbau der Erneuerbaren – UVP nicht der Ausweg
Mit der 2011 übernommenem Siemens-Gebäudetechnik-Sparte sollte vor allem in Osteuropa expandiert werden, "langsam und überlegt", wie es hieß. Ist der Ukrainekrieg in dieser Hinsicht ein Fanal? Werden die Geschäfte im Osten fragil?
Ortner: Der Osten endet bei unseren Haustechnikunternehmen, plakativ gesagt, in Polen. Und bei der Porr in Ländern wie Rumänien. Dort sind wir stark. In Russland sind wir seit rund 15 Jahren nicht mehr aktiv. Rückblickend betrachtet ein Glücksfall und die richtige Entscheidung.
Die 2013 ins Leben gerufene wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria, die Sie als inspirationsquelle nutzen, schenkt Unternehmern ja gern reinen Wein ein. Wovor darf sich die österreichische Politik jetzt nicht mehr länger drücken?
Ortner: Aus Perspektive einer Wirtschaftstreibenden ist klar: Wir brauchen Blickwinkel, die mehr umfassen als das Streben nach kurzfristigen Ergebnissen. Was ich mir als Managerin und Arbeitgeberin wünsche ist, dass die österreichische Politik nicht verkauft, was gehört werden will, sondern tut, was dringend notwendig wäre.
Steuerlast, Kaufkraft, Liquiditätssicherung: Passiert Ihnen da unter Türkis-Grün genug?
Ortner: Ich sehe mich nicht als berufen, der Politik auszurichten, was sie wie zu tun hat. Die Themen, auf die Unternehmerinnen und Unternehmer Antworten suchen, liegen auf dem Tisch: Wir brauchen endlich Klarheit, was passiert, wenn die Gasversorgung ein- oder komplett wegbricht. Welche Unternehmen können im Ernstfall mit welchen Produktionsmöglichkeiten rechnen?
Aus der Verlegenheit des schleppenden Ausbaus der Erneuerbaren Energien werden uns zudem nicht Umweltverträglichkeitsprüfungen führen, die bis ins Jahre Schnee dauern. Es braucht in vielen Punkten flotteres Handeln und eine klarere Handschrift. Gerade im Bereich Bildung, Pensionen und bei der steuerlichen Entlastung des Faktors Arbeit. Das ist ein Dahinwurschteln, das wir in Österreich gern fälschlicherweise mit Gemütlichkeit verwechseln.
Mit Kanzler Sebastian Kurz sollte ein neuer Stil in der Politik Einzug finden. Mit dem Ende des großkoalitionären Zwists sollte der Wirtschaftsstandort neue Kraft tanken. Wurde das Versprechen eingelöst?
Ortner: Ganz offensichtlich haben uns die vergangenen zwei, drei Jahre in dieser Regierungskonstellation auch nicht weitergebracht. Die große Koalition war verfangen in innenpolitischem Hickhack, während der Reformstau immer größer wurde.
Der Ex-Banker Andreas Treichl meinte einmal: Die Themen der Politik werden ziemlich altmodisch, aber mit extrem modernen Mitteln umgesetzt. Pflichten Sie Ihm bei?
Ortner: Wir verharren in alten Bildern. Nehmen Sie die Bildung. Auch wenn es jetzt eine Digitalisierungsoffensive gibt: Würde ein Zeitreisender aus der Vergangenheit zu uns reisen, wäre der einzige Ort, an dem er sich sofort problemlos wieder zurechtfindet, die Schule.
Alte Denkmuster brechen auf
Als Ausbildungsbetrieb ist man demnach doppelt und dreifach gefordert?
Ortner: Der Ausbildungsmarkt bleibt angespannt. Deshalb bilden wir im HKLS- und Elekrobereich laufend 250 Lehrlinge aus und haben zusätzlich eine eigene Akademie aufgebaut. Über ein Zehntel der aktuell Beschäftigten in der Wirtschaft steht uns in einigen Jahren demografisch nicht mehr zur Verfügung, das sind über 540.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darauf braucht es Antworten. Genauso auf die Nivellierung der Ausbildungsniveaus nach unten. Viele Betriebe, auch wir, springen ein, vermitteln den jungen Leuten Wissen und Fertigkeiten, die eigentlich vorausgesetzt werden sollten. Ein völlig veraltetes Bildungssystem beraubt viele Jugendliche um ihre Chancen. Das ist ein Vergehen an der Jugend – verantwortet von Erwachsenen.
Sie sind seit Februar 2019 ÖBAG-Aufsichtsrätin. Ihr Mandat ist mit Ihrem Porr-Aufsichtsratsposten dank eines Konstrukts vereinbar: Bei einem möglichen Interessenskonflikt würden Sie vom Informationsfluss – von Unterlagen bis hin zu Sitzungen, bei denen Sie den Raum verließen – abgeschnitten. Ist das praktikabel?
Ortner: Bis jetzt war es nicht notwendig, mich vom Informationsfluss abzuschneiden. Operative Entscheidungen fallen entweder in den Vorständen der Unternehmen oder in den Aufsichtsräten der operativen Gesellschaften.
IGO Industries ist international breit aufgestellt, von Katar über Berlin bis Wien realisieren Sie schlüsselfertige Bauprojekte in Milliardenhöhe. Wer baut denn heute eigentlich schon am klimafreundlichsten?
Ortner: Nachhaltige Sanierungs- und Neubauprojekte finden sich quer durch alle Branchen und Weltregionen. Der Immobilienentwickler UBM aus unserer Unternehmensgruppe ist nachhaltigkeitszertifiziert und legt den Fokus beispielsweise auf Holzbau. Ein Problem früherer Tage war, dass grüne Konzepte zwar in der Planungsphase Gefallen fanden, es jedoch nicht zur Ausführung schafften, weil Bauherren dann am Ende doch hart kalkulierten und kleinere Brötchen gebacken haben. Diese Denkschemata brechen auf. Dank neuer Bautechnologien. Aber auch der angesprochenen neuen Totalunternehmer- und Partnerschaftsmodelle, die nachhaltige Konzepte zu jedem Zeitpunkt kalkulierbar halten.
2019 sagte Ihr Vater in einem Interview, er beteilige sich nur an Firmen, von denen er weiß, wer es macht und wo er ein Vertrauen habe. Welcher goldenen Regel bleiben denn Sie bei Übernahmen oder Start-up-Investitionen treu?
Ortner: Wir vertreten hier durchaus ähnliche Werte. Eine black box zu übernehmen, läge nicht in unserem Interesse. Wir suchen uns zuerst Menschen, denen wir vertrauen und investieren dann gemeinsam in den Rahmen und Weg, den es braucht.
Sie hören morgens im Auto, sofern Sie nicht mit dem Rad fahren, am liebsten das Ö1-Morgenjournal. Wenn Sie sich eine aktuelle Nachricht, eine Schlagzeile wünschen dürften, welche wäre das?
Ortner: Wieder Frieden in unserer Nachbarschaft zu haben. Das wäre ein guter Anfang.
Dieses Interview wurde erstmals Mai 2022 veröffentlicht. Wir fanden es wert, es aus dem Archiv zu holen.
Im Porträt
ZUR PERSON
Iris Ortner, 47,
führt operativ die Unternehmensgruppe IGO Industries in vierter Generation. Schwester Nina (43) und Vater Klaus (77) sind ebenfalls in der Gruppe tätig.
Nach Abschluss ihres Maschinenbaustudiums an der ETH Zürich arbeitete sie für drei Jahre in Warschau, wo sie die polnische Niederlassung aufbaute. Nach ihrer MBA-Ausbildung am INSEAD in Fontainebleau und einer beruflichen Zwischenstation bei Siemens Management Consulting in Deutschland und New York zog sie 2013 nach verschiedenen Stationen im Unternehmen in die operative Führung von IGO Industrie ein. Ortner ist Aufsichtsrätin bei Porr, UBM Development, Elin sowie seit 2019 der ÖBAG.
ZUM UNTERNEHMEN
IGO Industries ist ein in der technischen Gebäudeausstattung und im industriellen Anlagenbau führender Verbund von über 50 Technologieunternehmen mit Hauptsitz in Innbruck. Zur Industriegruppe zählen unter anderem Bacon, Babak, Pfrimer, ELIN, EBG, ORTNER, HTG, SE-Bau und TKT Engineering. Über das Syndikat IGO Ortner/Strauss Gruppe hält man 50,4 Prozent am Bauunternehmen Porr sowie 38,8 Prozent am Immobilienentwickler UBM Development AG. Weiters hält man 25 Prozent der Anteile am Krankenanstaltenerrichter und -betreiber hospitals Projektentwicklungsges.m.b.H.
Im Verbund errichtet die Gruppe schlüsselfertige Bauprojekte von Katar über Berlin und Warschau bis Wien. Auch in der Startup-Szene ist man rege tätig. So hält man mit Partnern über die Gesellschaft ILUM Tec unter anderem Anteile an UpNano, einem Systemanbieter für hochauflösenden 3D-Druck, am auf die medikamentfreie Schmerzbehandlung spezialisierten Medtech-Unternehmen Aurimod sowie die Mehrheit am Startup MorphoMed, einem Entwickler regenerativer Bänder- und Sehnenimplantate.
Inklusive der Assoziierten- und Gemeinschaftsunternehmen setzt das 1903 von Ignaz Ortner als Handwerksbetrieb gegründete Unternehmen als High-tech-Gruppe heute mit rund 24.000 Mitarbeitern über 6,3 Milliarden Euro (2020) um. Davon erwirtschaftete IGO Industries 611 Millionen Euro Umsatz und beschäftigte 3672 Mitarbeiter.