Unternehmensführung : Iris Ortner: Die IGO Industries CEO beweist Eigeninitiative

Rolle von Iris Ortner bei IGO Industries und ihre wegweisenden Initiativen für nachhaltige Bauprojekte und die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Wie sie die österreichische Wirtschaft beeinflusst und als Vorbild für zukünftige Generationen von Führungskräften dient.

"Eigentlich war bei uns immer klar, dass ich operativer tätig bin, auch durch meine Jahre im Baustellenbereich."

- © Hans Schubert

Iris Ortner wartet ganz sicher nicht zu, dass die Politik jetzt die Welt der Unternehmen rettet. Doch etwas mehr Engagement wäre wohl nett. „Ich sehe mich nicht als berufen, der Politik auszurichten, was sie wie zu tun hat“, sagt Ortner im exklusiven Interview im INDUSTRIEMAGAZIN. „Die Themen, auf die Unternehmerinnen und Unternehmer Antworten suchen, liegen auf dem Tisch: Wir brauchen endlich Klarheit, was passiert, wenn die Gasversorgung ein- oder komplett wegbricht. Welche Unternehmen können im Ernstfall mit welchen Produktionsmöglichkeiten rechnen?“

Das vollständige Interview lesen Sie hier: Iris Ortner – wie sie IGO Industries durch den Zeitenwandel bringt

Die 47-Jährige führt die Unternehmensgruppe IGO Industries operativ in vierter Generation. Auch Schwester und Vater sind im Familienbetrieb mit Hauptsitz in Innsbruck tätig. Gegründet wurde der Erbauer von Industrieanlagen und technische Gebäudeausstatter 1903 als Handwerksbetrieb. Heute zählen 50 Technologieunternehmen dazu, außerdem hält man etwas über 50 Prozent der Porr und gut 38 Prozent von UBM. Gemeinsam entstehen schlüsselfertige Bauprojekte von Katar über Berlin und Warschau bis Wien.

Aber wie geht es mit all dem weiter, angesichts des Kriegs in der Ukraine, angesichts des drohenden Stopps der Gaslieferungen? „Die vermeintliche Stabilität, auf die wir uns verließen, ist nicht in dem Ausmaß, wie wir uns das wünschen, vorhanden“, so Ortner im Interview. Die Pandemie hätte einen unter anderem auch stärker gemacht. „Aber ich fürchte, jetzt kommen viel gravierendere Herausforderungen auf uns zu. Wir erleben eine Zeitenwende.“

Iris und Klaus Ortner. Neben dem Vater ist auch die Schwester noch im Unternehmen.

- © Jeff Mangione / KURIER / picturedesk.com

2020 machte die Gruppe 611 Millionen Euro Umsatz. Jetzt gibt es neue Aufgaben für die 3670 Mitarbeiter und Ortner-Familie. Teilweise, nämlich bei Standardmaterialien, kann angesichts der Probleme in den Lieferketten auf deutlich höhere Lagerbevorratung gesetzt werden: „Schon vor dem Kriegsausbruch erwiesen sich die Preise als wenig stabil.“

Doch die Bevorratung stößt an ihre Grenzen, „wo Produkte spezifisch für ein Projekt bestellt oder gefertigt werden – angefangen bei Schaltschränken und Pumpen bis hin zu Lüftungsgeräten, Leuchten und Schalter.“

Pumpen werden aktuell ohne Frequenzumformer geliefert, weil elektronische Komponenten nicht erhältlich sind. „Das ändert in der Tat einiges“, erklärt Ortner. „Komponenten, die früher binnen 48 Stunden verfügbar waren, brauchen jetzt vier Wochen oder länger, bis sie auf der Baustelle sind. Das ist eine Herausforderung.“

Eine, mit der Unternehmen im Osten mitunter besser klarkämen. „Dort musste noch bis in die 90er-Jahre mit fehlender Verfügbarkeit jongliert werden. Dorthin zurückzukehren, fällt den Kolleginnen und Kollegen in Polen häufig leichter.“ Die IGO-Chefin muss es wissen, besucht sie doch das Tochterunternehmen in Warschau regelmäßig.

Im Alter von 23 Jahren baute sie die Niederlassung in der polnischen Hauptstadt auf. „Anfangs sprach ich kein einziges Wort Polnisch. Das wollte ich ändern, ich begann die Sprache zu erlernen.“ Für Ortner bedeutet das auch einen anderen Einblick in die aktuelle Situation, Stichwort Russland und Ukraine: „Die Ängste und Sorgen sind jetzt in Polen viel tiefgehender und massiver, als wir sie hier wahrnehmen.“

"Ich fürchte, jetzt kommen viel gravierendere Herausforderungen auf uns zu. Wir erleben eine Zeitenwende."
Iris Ortner

Zurück zu den eingangs erwähnten politischen Verzögerungen – etwa den Rückstau bei notwendigen Reformprojekten. Der sei auch unter türkiser Handschrift, also in der Kanzler-Ära von Sebastian Kurz, nicht kleiner geworden. Diese Jahre hätten Österreich „ganz offensichtlich auch nicht weitergebracht“.

Also setzt Ortner auf Eigeninitiative. Und verstärkt auf Totalunternehmer- und Partnerschaftsmodelle. Dort ist man als beauftragte Firma mit viel Know-how ab der Planung über den gesamten Gebäudelebenszyklus eingebunden – und kann von Kosten bis zur nachhaltigen Bau- und Betriebsform mitgestalten. „Wenn es in diesen volatilen Zeiten überhaupt eine Chance gibt, im Zeit- und Kostenrahmen zu bestehen“, dann über solche Ansätze.

Im ausführlichen Interview spricht Iris Ortner unter anderem auch über den Ausbau der Erneuerbaren, den Fachkräftemangel und eine rückblickend „richtige Entscheidung“ bezüglich Geschäften in Russland.

Iris Ortner CEO IGO Industries mit Mitarbeiter auf Baustelle
Ortner beim Baustellenbesuch. - © Philipp H. Schuster