Luftfahrtboom beflügelt AMAG : Trotz weniger Umsatz und Gewinn: AMAG-Chef sieht Konzern hervorragend aufgestellt

Der oberösterreichische Aluminiumkonzern AMAG Austria Metall AG hat im ersten Halbjahr 2024 weniger Umsatz und Gewinn erzielt.
- © Hermann Wakolbinger / AMAGDer oberösterreichische Aluminiumkonzern AMAG Austria Metall AG verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 einen Rückgang bei Umsatz und Gewinn. Die Einnahmen gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,1 Prozent auf 707,7 Mio. Euro zurück, und der Nettogewinn nach Steuern reduzierte sich um 34,5 Prozent auf 33,4 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. Auch das operative Ergebnis fiel im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 ab.
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Luftfahrt-Boom hilft auch der AMAG
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank von 117,8 Mio. Euro um 19,1 Prozent auf 95,3 Mio. Euro, und das Betriebsergebnis (EBIT) reduzierte sich von 75,4 Mio. Euro auf 50,8 Mio. Euro. Das herausfordernde Marktumfeld zu Beginn des Jahres setzte sich auch im zweiten Quartal fort, wobei die Nachfrage nach Aluminiumwalzprodukten in einigen Branchen, insbesondere in Europa, weiterhin schwach blieb.
Für das Gesamtjahr erwartet der AMAG-Vorstand ein EBITDA zwischen 160 Mio. und 180 Mio. Euro. Die Untergrenze dieser Schätzung wurde im Vergleich zur bisherigen Prognose für 2024 um 10 Mio. Euro von 150 Mio. auf 160 Mio. Euro angehoben.
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Vorstandschef Helmut Kaufmann verweist auf die „herausfordernde Marktlage“ und freut sich über Erträge „auf einem zufriedenstellenden Niveau“. „Erneut bewährt hat sich unsere strategische Beteiligung an der Elektrolyse in Kanada“, sagt der AMAG-Boss. Die boomende Luftfahrtindustrie, geprägt von steigenden Produktionszahlen verschiedenster Flugzeugtypen, bereitet dem in Ranshofen ansässigen Unternehmen ebenfalls Freude: „Hier konnten wir unsere Absatzmengen weiter ausbauen“, sagt Kaufmann. Der Automobilbereich hingegen sei von Unsicherheiten geprägt, bestätigt der Manager: „Uns hilft die breite Kundenbasis.“ Im ersten Halbjahr 2024 setzte die AMAG 214.100 Tonnen Aluminium ab, das waren 7100 Tonnen weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
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Das Segment Metall profitierte von einer stabilen Produktion im Vollbetrieb und nutzte so das gestiegene Aluminiumpreisniveau im zweiten Quartal 2024. Im Segment Gießen konnte trotz der nachlassenden Dynamik in der Automobilindustrie eine gute Absatz- und Ergebnisentwicklung erzielt werden. Im Segment Walzen führte das herausfordernde Marktumfeld, insbesondere in Europa, zu einer insgesamt reduzierten Absatzmenge. Im Detail wird die zukünftige Ergebnisentwicklung im Segment Metall stark vom Aluminiumpreis und den Rohstoffkosten, insbesondere Tonerde, abhängen. Es wird weiterhin eine hohe Produktionsmenge in der kanadischen Elektrolyse Alouette erwartet. Trotz der herausfordernden Lage im Automobilsektor wird im Segment Gießen eine Absatzmenge auf Vorjahresniveau prognostiziert. Für das Segment Walzen rechnet das Unternehmen im Gesamtjahr 2024 mit einem verbesserten Absatzvolumen im Vergleich zum Vorjahr.

Heute sind die Chinesen billig und die Gescheiten - für uns eine blöde Kombination.Helmut Kaufmann
Spezialprodukte für höhere Preise
Der Alu-Konzern setze verstärkt auf Spezialprodukte, für die höhere Preise durchzusetzen seien, so Kaufmann. "Früher waren viele etwas arrogant und haben gemeint: Die Chinesen sind die Billigen, wir sind die G ́scheiten. Heute sind die Chinesen billig und die Gescheiten - für uns eine blöde Kombination", sprach sich der AMAG-CEO für entsprechende Anstrengungen für den Industriestandort aus.
In der aktuellen geopolitischen Situation sieht Kaufmann das Geschäftsmodell der Amag hervorragend aufgestellt: In Ranshofen basiert die Produktion zu bis zu 80 Prozent auf recyceltem Schrott, „wir sind Recyclingexperten“, erklärte Kaufmann am Industriekongress 2024. Zudem ergibt die Elektrolysebeteiligung in Kanada, die grünes Primärmetall produziert, ein „stabiles Modell“. Die Akzeptanz der Industrie in der Gesellschaft könne seiner Meinung nach jedoch noch verbessert werden: Man sollte sich nicht ständig rechtfertigen müssen.
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Die B&C-Gruppe, der Mutterkonzern der AMAG, ist auf der Suche nach neuen strategischen Partnern. Hintergrund dieser Suche ist die Notwendigkeit erheblicher Investitionen in den kommenden Jahren sowie die veränderten Rahmenbedingungen der Globalisierung. Dabei wird auch in Betracht gezogen, die Anteile an den Kernbeteiligungen Lenzing, Semperit und AMAG unter die 50-Prozent-Schwelle zu senken.
Für die AMAG könnte diese Entwicklung eine bedeutende Veränderung der Eigentümerstruktur bedeuten. Neue strategische Partner würden nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch zusätzliche Ressourcen und Know-how einbringen, um den Herausforderungen der Zukunft besser gewachsen zu sein.
