Energieversorger : Nach Rekordgewinn will Salzburg AG noch mehr in erneuerbare Energie investieren

Leonhard Schitter, Salzburg AG

Salzburg-AG-CEO Schitter: Noch mehr Investitionen in erneurbare Energie

- © Marco Riebler

Die Salzburg AG hat im Geschäftsjahr 2021 einen Rekordumsatz von 1,72 Mrd. Euro (2020: 1,45 Mrd. Euro) verzeichnet. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) stieg ebenfalls kräftig auf 60,1 Mio. Euro (2019: 51,2 Mio. Euro) - der höchste Gewinn in der Unternehmensgeschichte. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und den Folgen für die Energieversorgung kündigte Salzburg AG-Vorstandsvorsitzender Leonhard Schitter am Dienstag hohe Investitionen für mehr Energieunabhängigkeit an.

"Wir müssen den Umbau unseres bisherigen Energiesystems schneller umsetzen", sagte er bei der Bilanzpressekonferenz. Um die unabhängige Energie- und Wärmeerzeugung in Salzburg zu beschleunigen, werde die Salzburg AG alleine heuer 324 Mio. Euro investieren - vor allem in neue Anlagen und Verteilnetze. So errichtet das Unternehmen gerade das Biomasse-Heizkraftwerk Siezenheim II, das Ende 2023 in Betrieb gehen soll und forciert den Fernwärmeausbau im Stadtgebiet von Salzburg.

Noch in diesem Jahr könnte auch mit dem Bau des neuen Salzach-Laufkraftwerks Stegenwald (Pongau) begonnen werden, sofern die notwendigen Bewilligungen vorliegen. Potenzial für die nächsten Jahre ortete Schitter in der Photovoltaik und bei der Windenergie. Zudem sei man gerade dabei, ein weiteres Biomasse-Kraftwerk zu konzipieren. "Wir sehen in allen Bereichen noch Möglichkeiten, die wir ausschöpfen wollen. Aber wir wünschen uns eine Beschleunigung der Behördenverfahren."

Das mit Abstand stärkste Geschäftsfeld der Salzburg AG blieb im Vorjahr der Energiesektor. Die Hälfte des Umsatzes wurde mit Strom erwirtschaftet, hier stiegen die Erlöse von 782,1 auf 863,6 Mio. Euro. Beim Gas wuchs der Umsatz kräftig von 303,9 auf 478,1 Mio. Euro an - was laut Unternehmen auf risikominimierende Geschäfte im Gas-Trading zurückgeht. Gewachsen sind 2021 auch die Umsätze im Bereich Fernwärme (64,2 auf 73,2 Mio. Euro) und im Bereich Telekommunikation (56,5 auf 60,4 Mio. Euro).

Das Unternehmen wird 2022 auch einen Fokus auf die neuen Energiegemeinschaften legen und dazu technische Lösungen anbieten. Fortgesetzt wird der vor einigen Jahren begonnen Ausbau von Breitband-Internet im Bundesland. 2022 gibt die Salzburg AG dafür rund 35 Mio. Euro aus.

Schitter begrüßte am Dienstag überdies, dass das Kostenrisiko für eine Mindestbevorratungsquote für Erdgas nun doch nicht an die Landesenergieversorger abgewälzt wird, sondern von der Austrian Gas Grid Management (AGGM) übernommen wird.

Kritik an Gasbevorratung

Zu Monatsbeginn hatte Schitter die geplante Gasbevorratungspläne der Regierung massiv kritisiert. Sollte die Regierung Kosten und Risiko einer im Raum stehenden 25-prozentigen Mindestbevorratung bei den Energieversorgern belassen, könnte das für die betroffenen Unternehmen "ein Fiasko" bedeuten, warnte Schitter. Sie müssten mehr Gas zu "horrenden Preisen" einkaufen und einspeichern, ohne die Absatzpreise zu kennen.

Das vorrätige Gas müsste zum Bilanzstichtag zum aktuellen Marktpreis bewertet werden, weil eine Verwendung für andere Zwecke laut vorläufigem Plan der Bundesregierung nicht gestattet sei. "Sollte sich der Gaspreis wieder reduzieren, dann müsste das Speichergas abgeschrieben werden und der Verlust muss in den Bilanzen realisiert werden", sagte Schitter. Das sei ein enormes Risiko für die Unternehmen: "Allein in der Salzburg AG würde dies ein Minus von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag bedeuten."

Vor einem Jahr habe eine Megawattstunde (MWh) Erdgas noch circa 17 Euro gekostet, heuer im Jänner seien es bereits 90 Euro pro MWh gewesen und Anfang dieser Woche schon "unglaubliche" 230 Euro. Wer jetzt für die Heizsaison 2022/23 einkaufe, zahle um 200 Euro pro MWh mehr als noch vor einem Jahr. Daher sollte die Regierung "bei diesem Thema reflektiert und vorausschauend handeln", fordert Schitter. Selbstverständlich solle es um die strategische Aufstockung von Gasreserven gehen, "aber nicht zu 100 Prozent zulasten jener, die die Energiewende nun sehr rasch vorantreiben und umsetzen müssen", so der CEO der Salzburg AG.