Ziegel-Hersteller : Krise der Bau-Industrie: Wienerberger mit weniger Umsatz und Gewinn im 1. Quartal

Die Flaute im Bau-Sektor beschert Wienerberger ein schwieriges erstes Quartal

Die Flaute im Bau-Sektor beschert Wienerberger ein schwieriges erstes Quartal

- © Robert Oberbichler

Vor dem Hintergrund hoher Inflation und steigender Hypothekarzinsen hat der börsenotierte Baustoffkonzern Wienerberger heuer zu Jahresbeginn deutlich weniger verdient. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 10 Prozent von 228,3 auf 206,3 Mio. Euro. Der Umsatz sank um gut 9 Prozent von 1,16 auf 1,05 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte.

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Gebremst wurde das Geschäft des weltgrößten Ziegelherstellers auch in Deutschland. "Die Investitionstätigkeit in den Neubau, Renovierung und Infrastruktur ist rückläufig", berichtete Konzernchef Heimo Scheuch am Donnerstag im Gespräch mit der APA. Die Rückgänge am Markt bewegten sich auch in Österreich "im zweistelligen Bereich". "Es wird auch Schichtanpassungen geben", sagte der CEO.

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Wienerberger Vorstandsvorsitzender Heimo Scheuch

- © Wienerberger

Deutlicher Rückgang der Baugenehmigungen

Die Produktionskapazitäten würden der Marktsituation angepasst. Personalabbau müsse das aber "nicht unbedingt" bedeuten. Als Beispiele nannte Scheuch "flexible Strukturen, Abbau von Überstunden und Abbau von Ferien". In Österreich beschäftigte Wienerberger im vergangenen Jahr rund 1.050 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weltweit waren es rund 20.000.

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In Zentral- und Osteuropa hat Wienerberger den Angaben zufolge bereits von einem Drei- auf einen Einschichtbetrieb umgestellt. Dort sei der Markt - gemessen an Baugenehmigungen und Bauvolumen - bereits im vergangenen Jahr zweistellig zurückgegangen, so der Wienerberger-Chef. Dies gelte vor allem für Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien. Auch in Westeuropa, vor allem in Deutschland und England, sei diese rückläufige Tendenz im Wohnungsneubau und im Infrastrukturbereich heuer im ersten Quartal spürbar geworden.

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Um die Inflation zu bremsen, erhöhten die Zentralbanken die Zinsen. In Europa sei es zu einem "durchaus deutlichen Erhöhung der Hypothekarzinsen und zu einer wirtschaftlich durchaus starken Instabilität" gekommen. "Das sind die Auswirkungen. Damit werden wir alle zu tun haben und das gilt es zu meistern - heuer und auch nächstes Jahr", so Scheuch im Gespräch mit der APA.

Das sind die Auswirkungen. Damit werden wir alle zu tun haben und das gilt es zu meistern - heuer und auch nächstes Jahr
Wienerberger Vorstandsvorsitzender Heimo Scheuch

"An sich zufrieden"

"Nicht überbewerten" dürfe man den doch deutlichen Rückgang des EBITDA. "An sich bin ich recht zufrieden, was das erste Quartal betrifft", meinte der Konzernchef auch mit Blick auf die EBITDA-Marge, die mit rund 20 Prozent "stabil" geblieben sei. Im ersten Quartal 2023 sei es Wienerberger gelungen, "entgegen unseren rückläufigen Endmärkten organisch zu wachsen", so Scheuch.

"Dank der Kombination aus unserem ausgezeichneten Kostenmanagement und unserer effizienten Einkaufspolitik konnten wir der gestiegenen Kosteninflation erfolgreich begegnen und die Profitabilität trotz rückläufiger Nachfrage auf hohem Niveau halten."

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Die Strategie des "Forward Buying" im Energiebereich wird konzernweit fortgesetzt. Bereits 93 Prozent der benötigten Gasmengen seien für das laufende Geschäftsjahr gesichert.

Wienerberger-Mitarbeiter bei der Arbeit

- © Wienerberger

Weiterer Rückgang der Baubewilligungen erwartet

Für das Gesamtjahr erwartet Wienerberger "gruppenweit anhaltend hohen Inflationsraten und einer Fortsetzung der bereits im Vorjahr gestiegenen Finanzierungskosten". Im Neubau wird erwartet, dass die Verteuerung der Hypothekarkredite "zu einem weiteren Rückgang der Baubewilligungen führen werden". Hohe Energiepreise rücken laut Wienerberger aber die Gebäudesanierung - und damit vor allem die Dachsanierung - in den Mittelpunkt.

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Insgesamt rechnet das Management für das Geschäftsjahr 2023 mit "einer starken Performance". Bestätigt wurde die Erwartung, in diesem Jahr ein EBITDA von mehr als 800 Millionen Euro zu erwirtschaften - im Vorjahr waren es mehr als eine Milliarde Euro.

"Das abgelaufene Jahr war gekennzeichnet von großer internationaler Instabilität - durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die größte Energiekrise seit dem Zweiten Weltkrieg, stark steigende Kosten mit einer Inflation im zweistelligen Bereich und Zinssteigerungen - das heißt, ein Jahr mit vielen Ereignissen", blickte CEO Heimo Scheuch auf das insgesamt extrem bewegte Jahr 2022 zurück.

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In dieser Guidance sind die Ergebnisse aus der geplanten Übernahme des europäischen Dach- und Solarlösungsanbieters Terreal noch nicht enthalten. Die Transaktion soll in diesem Jahr in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden. Zuvor müssen die Kartellbehörden noch grünes Licht geben.

Der Wienerberger-Vorstand: CFO Gerhard Hanke, COO Harald Schwarzmayr, COO East Solveig Meanrd-Galli, CEO Heimo Scheuch

- © Wienerberger