Batteriehersteller : Wie die EU den neuen Varta-Standort in Graz fördert

Varta Batterien Graz

Der Batterienhersteller Varta erweitert seine Forschungskapazitäten am Standort Graz

- © Varta

Der Batteriehersteller Varta AG baut seine Forschungskapazitäten am Standort Graz weiter aus. Das bestehende Forschungszentrum soll an einem neuen Standort in Graz-Liebenau ausgebaut werden. Wie Varta am Dienstag mitteilte, stehen die Arbeiten kurz vor dem Abschluss, der Vollbetrieb soll Anfang des zweiten Quartals aufgenommen werden. Die Optimierung bestehender Batterietechnologien sowie die Entwicklung von Post-Lithium-Technologien und Nachhaltigkeitsfragen stehen im Mittelpunkt der Arbeiten.

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Für Rainer Hald, CTO der Varta AG, ist der Ausbau der Material- und Grundlagenforschung für Batterietechnologien eine "logische Konsequenz". "Gerade bei Post-Lithium-Technologien gibt es vielversprechende Entwicklungen, etwa für den immer wichtiger werdenden Bereich der dezentralen Energiespeicher, die auf günstigen, nachhaltigen und unproblematisch gewonnenen Materialien wie etwa Natrium aufbauen. Aber auch in der Lithium-Ionen-Technologie steckt noch sehr viel Potenzial, das wir durch gezielte Forschung und Entwicklung heben können", erklärte Hald die Gründe für das gesteigerte Engagement in der Steiermark. Er sieht den neuen Forschungsstandort als Entwicklungspartner sowohl für Unternehmen aus dem Automotive- als auch aus dem Non-Automotive-Bereich.

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Größtes Testlabor für Batterien in Europa

Das neue Gebäude im Innovationspark Puchstraße wird nach Angaben des Unternehmens eines der größten Testlabors für Batterien in Europa. Insgesamt sind für das Projekt Investitionen in der Höhe von 33 Millionen Euro eingeplant. Das Projekt wird mit 10 Millionen Euro aus dem Innovationsprogramm "Important Projects of Common European Interest" (IPCEI) des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz gefördert.

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Die Entwicklung von Elektroden auf Basis von Silizium bildet einen besonderen Schwerpunkt. Laut Stefan Koller, Geschäftsführer und Forschungsleiter der Varta Innovation, bietet Silizium im Bereich der Lithium-Ionen-Zellen ein erhebliches Entwicklungspotenzial: "Es weist eine dreimal höhere Speicherfähigkeit für Lithium-Ionen als das heute verwendete Grafit auf und eignet sich für verschiedenste Materialkombinationen", erklärt Koller. In Graz konnte damit bereits ein Erfolg erzielt werden: Die erste Generation siliziumbasierter Elektroden in kleinformatigen Knopfzellen werde demnächst am Stammsitz der Varta AG im baden-württembergischen Ellwangen in Serie gehen, kündigte Koller an.

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Um die Energiespeicherung insgesamt nachhaltiger zu gestalten, forscht man in Graz am Einsatz neuer Materialien, um etwa den Kobaltanteil zu reduzieren oder in Zukunft ganz auf den problematischen Rohstoff zu verzichten. Außerdem wird nach Möglichkeiten gesucht, Produktionsabfälle direkt in den Herstellungsprozess zurückzuführen.

Batteriecluster Steiermark

Um die Aufgaben bewältigen zu können, ist geplant, die Zahl der derzeit rund 30 Forscherinnen und Forscher am Standort des neuen Technologiezentrums bis Ende des Jahres auf 50 zu erhöhen. Dafür werden sie eine Forschungsfläche von rund 3.500 Quadratmetern zur Verfügung haben.

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Batterieforschung hat in der Steiermark eine lange Tradition. Nicht zuletzt deshalb, weil in der steirischen Landeshauptstadt neben der Technischen Universität auch der steirische Autocluster, AVL List und Magna, das Material Center Leoben und das Virtual Vehicle Research Center angesiedelt sind. Im Jahr 2021 hat AVL List am Stammsitz in Graz sein Batterieinnovationszentrum eröffnen, in das 12 Millionen Euro investiert wurden.

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Die Varta AG ist Hersteller und Vermarkter eines umfassenden Batterieportfolios von Mikrobatterien, Haushaltsbatterien, Energiespeichersystemen bis hin zu kundenspezifischen Batterielösungen für eine Vielzahl von Anwendungen. Die Varta Innovation GmbH gehört zur Varta AG, die in die Industriegruppe Montana Tech Components eingebettet ist. Die 2006 gegründete Montana Tech Components AG ist eine weltweit tätige Industriegruppe, die sich auf Schlüsseltechnologien in Zukunftsmärkten spezialisiert hat. Zu den Divisionen gehören die Varta AG, die Aluflexpack AG und die Montana Aerospace AG. Im Jahr 2020 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von 1,72 Milliarden Euro. Montana Tech Components ist an 83 Standorten in 34 Ländern vertreten. Die Gruppe beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind derzeit im Konzern der Varta AG beschäftigt.

Varta Produktion
Die Varta AG ist Hersteller und Vermarkter eines umfassenden Portfolios von Batterien und Akkus. - © Varta

Varta in der Krise

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta, der dem österreichischen Investor Michael Tojner gehört, will seinen Umsatz nach zuletzt schwachen Geschäften in den kommenden Jahren wieder deutlich steigern. Vor allem die Nachfrage nach Batteriespeichern soll anziehen. 2024 sollen die Erlöse auf mindestens 900 Millionen Euro steigen. Die Firma Varta hat ihren Sitz in der schwäbischen Stadt Ellwangen. Das Unternehmen muss drastisch sparen - auf Druck der Banken. Teil der Maßnahmen ist auch der Abbau von Arbeitsplätzen. Varta erhält von seinem Großaktionär Montana Tech, der dem österreichischen Investor Michael Tojner gehört, im Rahmen einer Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro. Nach Angaben des Unternehmens ist damit der kurzfristige Finanzierungsbedarf gedeckt.

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"Ziel weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs", hieß es aus dem Unternehmen. In Nördlingen (Bayern) waren im vergangenen Jahr rund 500 Beschäftigte auf Kurzarbeit gesetzt worden, weil die Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer - etwa für die "AirPods" von Apple - zurückgegangen war. Pläne, eine neue Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos zu bauen, wurden gestoppt, weil eine garantierte Abnahme fehlte.

Michael Tojner
Michael Tojner - © Montana Tech Components