Varta Batterie-Hersteller in der Krise : Trotz Sanierung: Wird Varta wieder Verluste schreiben?

AAA Batterien der Marke Varta

Die Billigkonkurrenz aus Asien sowie die schwache Nachfrage bei den Konsumentinnen und Konsumenten bereitet Varta Sorgen.

- © Instagram/Varta

Anzeichen für eine leichte Erholung sieht der Chef des angeschlagenen deutschen Batterieherstellers Varta. Im Juli und August habe es bei dem Unternehmen, das dem österreichischen Investor Michael Tojner gehört, erstmals seit seinem Einstieg wieder leicht steigende Kundenerwartungen gegeben, sagte Vorstandssprecher Markus Hackstein dem "Handelsblatt" (Montagausgabe). "Wir wissen noch nicht, ob das anhaltend ist", so der Manager. Der Mehrheitseigentümer Michael Tojner hat im vergangenen Jahr Markus Hackstein, ebenfalls Österreicher, beauftragt, den Batteriehersteller Varta zu sanieren und zu modernisieren.

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Zu schaffen machen dem Unternehmen die Sorge vor der Billigkonkurrenz aus Asien, eine Nachfrageflaute wegen der Kaufzurückhaltung der Verbraucher sowie hohe Energie- und Materialkosten. Varta musste sich im Frühjahr neu aufstellen: Im Rahmen eines Sparprogramms kündigte das Unternehmen an, weltweit rund 800 Stellen zu streichen. Ein hoher Verlust war bereits im vergangenen Jahr angefallen, unter anderem wegen hoher Abschreibungen.

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Varta-Chef Markus Hackstein

- © Varta

Weitere Varta-Verluste in diesem Jahr

"Wir sind mitten in einer Restrukturierung, die uns noch mehrere Jahre begleiten wird", sagte der Varta-Chef. Das sei nicht in ein paar Quartalen zu schaffen. In Bezug auf den geplanten Personalabbau sei das Unternehmen sehr weit fortgeschritten. Dieser werde im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen sein. Auf der anderen Seite habe das Unternehmen aber einen Mangel an Fachkräften. "Wir haben über 100 offene Stellen", sagte Hackstein.

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Es sei ein schrecklicher Spagat, abzubauen und aufzubauen. Unabhängig davon, ob es Varta gut oder schlecht gehe, sei das Unternehmen in einer Zukunftsbranche tätig. Das Geschäft mit den stationären Heimspeichern sei erst am Anfang, so der Vorstandsvorsitzende. Varta werde in diesem Jahr 20 Millionen Euro in diesen Bereich investieren.

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Ziel sei es, wieder an die Ertragskraft vor der Krise anzuknüpfen und ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von mehr als 150 Mio. Euro zu erreichen. Das Ziel für 2023 liege bei 40 bis 60 Millionen Euro. Unter dem Strich werde Varta in diesem Jahr noch Verluste schreiben.

Nachrichten aus der österreichischen Industrie.

Schwache Nachfrage nach Knopfzellen

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta des österreichischen Investors Michael Tojner plant nach zuletzt schwachen Geschäften im nächsten Jahr wieder ein deutliches Umsatzwachstum. Dank einer anziehenden Nachfrage vor allem nach Batteriespeichern sollen die Erlöse 2024 auf mindestens 900 Millionen Euro steigen. Das teilte das deutsche Unternehmen mit. Knapp 920 Millionen haben Analysten bislang im Schnitt auf dem Zettel.

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Für dieses Jahr rechnet Varta nur mit einem Plus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 820 Millionen Euro. Grund ist vor allem die schwache Nachfrage nach kleinen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen.

Mit einem Nettoverlust von 110,4 Millionen Euro schrieb Varta im ersten Halbjahr tiefrote Zahlen. Vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch einen kleinen Gewinn in Höhe von 2,8 Millionen Euro ausweisen können.

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Bereits im Juli hatte Varta Eckdaten vorgelegt und die Prognose für 2023 erneut gesenkt. Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten um 10 Prozent auf 339 Millionen Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei minus 6,8 Millionen Euro - ein Jahr zuvor hatte es noch einen operativen Gewinn von 68,9 Millionen Euro gegeben.

Michael Tojner
Mehrheitseigentümer Michael Tojner - © Montana Tech Components

Finanzspritze von Michael Tojner

Varta hat seinen Sitz im schwäbischen Ellwangen. Auf Druck der Banken muss das Unternehmen drastisch sparen. Auch der Abbau von Arbeitsplätzen wird Teil der Maßnahmen sein. Varta erhält über eine Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro vom Großaktionär Montana Tech des österreichischen Investors Michael Tojner. Wie das Unternehmen mitteilte, ist damit der kurzfristige Finanzierungsbedarf gedeckt.

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"Ziel weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs", hieß es aus dem Unternehmen. In Nördlingen (Bayern) waren rund 500 Beschäftigte auf Kurzarbeit gesetzt, weil die Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer - etwa für die "AirPods" von Apple - sinkt. Wegen fehlender Abnahmegarantien wurden Pläne für den Bau einer neuen Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos gestoppt.

Der Batteriehersteller Varta, der Verpackungshersteller Aluflexpack und der Systemkomponentenhersteller und Flugzeugzulieferer Montana Aerospace gehören zur Gruppe des Investors Michael Tojner.