Erneuerbare Energie in Österreich : Warum Windkraft in Österreich noch immer unterschätzt wird

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Die Bedeutung der Windkraft auch für den Umstieg auf Wärmepumpen ist laut Experten noch nicht überall angekommen

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Die Windkraftanlagen haben gemeinsam mit der Photovoltaik dazu beigetragen, dass der Gaspreisschock im Jahr 2022 nicht in vollem Umfang auf den Strompreis durchgeschlagen hat, erklärten Energieexperten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Interessengemeinschaft Windkraft (IG Windkraft). Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien werde sich der preisdämpfende Effekt verstärken."In je mehr Stunden wir es schaffen mit Erneuerbaren die Nachfrage zu decken, desto günstiger wird es", sagte die Strompreisexpertin der Energieagentur, Karina Knaus.

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Ähnlich äußerte sich Harriet Fox von der britischen Denkfabrik Ember. Gas- und Kohlekraftwerke werden, wenn die erneuerbaren Energien so weit ausgebaut sind, dass sie die Nachfrage decken können, nicht mehr den Strompreis bestimmen. An den Strombörsen sei dies bereits heute auf Stundenbasis der Fall, so Fox.

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Energie-Expertin Karina Knaus

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"Wir zahlen hier für die Versäumnisse in der Vergangenheit"

Gerade im Winter spielten Windkraftanlagen eine Schlüsselrolle, um fossile Kraftwerke aus dem Markt zu drängen. Denn Windkraftanlagen liefern im Winterhalbjahr 60 Prozent der jährlichen Stromproduktion, sagte IG-Windkraft-Chef Stefan Moidl. Die Bedeutung der Windkraft auch für den Umstieg auf Wärmepumpen sei leider noch nicht überall angekommen.

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Bundesländer wie Tirol oder Kärnten, die in der Vergangenheit stark auf Wasserkraft gesetzt hätten, seien im Winter auf ein Drittel bis ein Viertel Stromimporte angewiesen, "weil im Winter das Wasser meist im Schnee und Eis im Gebirge gebunden ist", sagte Moidl. Eine erneuerbare Stromproduktion im Winter reduziere daher die hohe Importabhängigkeit eins zu eins.

Die Tatsache, dass der österreichische Strommix im Winterhalbjahr nach wie vor stark von Gaskraftwerken geprägt ist, komme auch die Haushalte und Unternehmen teuer zu stehen, verwies Knaus auf die Tatsache, dass Österreich und Deutschland seit Oktober 2018 getrennte Strompreiszonen sind. Seither gebe es im Winterhalbjahr einen relativ großen Preisunterschied zu Deutschland. Die Mehrkosten für Österreich würden sich mittlerweile auf über 3 Milliarden Euro belaufen. "Wir haben die Sonnen- und die Wasserkraft, aber im Winter sind wir da viel mehr noch auf fossile Energieträger, auf Gas, angewiesen. Das heißt, im Winter sind wir dann tendenziell teurer als Deutschland", so Knaus.

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"Wir zahlen hier für die Versäumnisse in der Vergangenheit", so Moidl, der warnte: "Wenn wir den Umstieg nicht schaffen, würgt das die Wirtschaft ab". Für die wirtschaftliche Entwicklung Europas in den nächsten Jahrzehnten sei der massive Ausbau erneuerbarer Energieträger und deren effiziente Nutzung die wichtigste Komponente.

IG-Windkraft-Chef Stefan Moidl
IG-Windkraft-Chef Stefan Moidl: Windkraftanlagen liefern im Winterhalbjahr 60 Prozent der jährlichen Stromproduktion - © IG Windkraft

Windstromland Oberösterreich

Mit einem Potenzial von 400 Windkraftanlagen und einer Stromproduktion von 6 TWh könnte Oberösterreich ein Drittel seines derzeitigen Stromverbrauchs mit Strom aus Windkraft decken. „Damit zählt Oberösterreich zu den windstarken Bundesländern Österreichs“, so Payr. Nur auf einem Prozent der oberösterreichischen Landesfläche müssten Windparks errichtet werden, um diese Menge an Windstrom zu erzeugen. 99 Prozent der von den Projekten beanspruchten Fläche werden weiterhin land- oder forstwirtschaftlich genutzt. „Windkraft und ein schönes Landschaftsbild in Oberösterreich sind daher kein Widerspruch, selbst wenn man Windräder nicht schön finden würde“, so Payr.

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In keinem anderen Bundesland gibt es eine so hohe Dichte an Industriebetrieben wie in Oberösterreich. Die Energiekrise hat die Unternehmen im vergangenen Jahr stark belastet und ein nachhaltiges Ende ist nicht in Sicht. Zur Sicherung der Standorte braucht Oberösterreich leistbaren erneuerbaren Strom. „Gerade für Oberösterreich als wichtigstes Industriebundesland mit dem höchsten Stromverbrauch in Österreich ist der zusätzliche Windstrom von besonderer Bedeutung“, bemerkt Moidl.

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Er weist einmal mehr darauf hin, dass zwei Drittel des Stroms aus Windkraft im Winterhalbjahr erzeugt werden, wo derzeit durch das Winterdefizit hohe Stromimporte notwendig sind und die Kosten in die Höhe getrieben werden. „Der Ausbau der Windkraft ist die Lebensversicherung für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich und ein Garant für eine leistbare Stromversorgung der Bevölkerung“, so Moidl abschließend.

Gas vs. Wind

Ende Juli meldete OMV den größten Gasfund seit 40 Jahren in Österreich. In dem Gasfeld ist eine Energiemenge von rund 48 TWh enthalten. Diese Energiemenge entspricht gerade einmal der Produktion von 100 Windkraftanlagen über die voraussichtliche Lebensdauer des Gasfeldes von 25 Jahren. Wird der Strom aus den Windkraftanlagen noch über Wärmepumpen veredelt, sind weniger als 30 Windkraftanlagen nötig, um die gleiche Wärmemenge bereitzustellen. Dabei wird nicht nur die Windenergie über die Wärmepumpe genutzt, sondern auch die Energie aus dem Boden, dem Wasser und der Luft.

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Im Jahr 2022 wurden allein in Niederösterreich 38 Windkraftanlagen in Betrieb genommen. „Diese erzeugen in ihrer Laufzeit mehr Energie als der größte österreichische Gasfund seit 40 Jahren“, bemerkt Moidl: „Der Unterschied ist nur, dass das Gasfeld nach 25 Jahren leer ist und Österreich zusätzlich 10 Mio. t CO2 in die Atmosphäre geblasen hat. Der Wind hört aber nicht auf zu wehen und kann Generation für Generation weiter genutzt werden, ganz ohne Treibhausgasausstoß.“