Mineralöl : Warum verkauft die OMV Tankstellen an Shell?

Tankstellen, Forecourt

39 OMV-Tankstellen sollen an den britischen Konkurrenten Shell verkauft werden

- © OMV Solutions GmbH

Der ungarische Konzern MOL will im Zuge der geplanten Übernahme des slowenischen Tankstellennetzes vom österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV einen Teil der Tankstellen an den britischen Ölkonzern Shell verkaufen, um die Genehmigung für die Übernahme zu erhalten. Der Verkauf umfasst 39 Tankstellen, die zum Teil zum bestehenden OMV-Netz und zum Teil zum MOL-Netz gehören, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

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MOL bezeichnete die Transaktion als "einen der wichtigsten Meilensteine" im Prozess, die Genehmigung der EU-Kommission für die bereits angekündigte Übernahme von OMV Slowenien zu erhalten. "Mit diesem Schritt bekräftigt die MOL-Gruppe ihre Verpflichtung, alle von der Europäischen Kommission gestellten Anforderungen bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit des Markts zu erfüllen", hieß es. Der Deal mit Shell steht noch unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen.

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Die Übernahme des OMV-Tankstellengeschäfts ist für 2021 zu einem Kaufpreis von 301 Millionen Euro vereinbart. Damit erhöht der ungarische Konzern, der bereits 7,75 Prozent an der slowenischen OMV-Tochter hält, seinen Anteil auf 92,25 Prozent.

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Die Ankündigung des Deals löste Wettbewerbsbedenken aus, da in Slowenien fast ein Duopol mit dem Ölkonzern Petrol als Marktführer und MOL als zweitgrößtem Unternehmen entstehen würde, berichtete die Nachrichtenagentur STA. Die EU-Kommission war in einer Voruntersuchung im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass die Übernahme zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Wettbewerbs auf dem Einzelhandelsmarkt führen könnte.

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OMV ist mit 120 Tankstellen der zweitgrößte Betreiber im Land hinter dem Marktführer Petrol mit 318 Tankstellen. MOL ist mit 53 Tankstellen der drittgrößte Betreiber in Slowenien.

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Shell ist derzeit mit einer Tankstelle und acht automatisierten Lkw-Tankstellen in Slowenien vertreten. Durch die Übernahme würde der britische Konzern zum drittgrößten Akteur auf dem slowenischen Markt werden. Der Konzern erklärte in einer Mitteilung, die Übernahme sei "ein wichtiger Schritt für die Marke Shell in Slowenien" und werde den Wettbewerb auf dem Markt verbessern. Laut STA werden die Details des Deals erst nach der Genehmigung durch die EU-Kommission bekannt gegeben.

Profil-Optimierung des Konzerns

Auch in Deutschland zieht sich die OMV zurück und verkauft ihre Automatentankstellen, berichtet die "Welt am Sonntag". Der österreichische Öl- und Gaskonzern plane, die Avanti Deutschland GmbH - eine Tochter der OMV Downstream GmbH - mit 17 Avanti-Tankstellen, davon 12 auf Parkplätzen des Discounters Aldi Süd, an den polnischen Energiekonzern PKN Orlen zu verkaufen.

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Dieser Verkauf sei ebenso wie der Verkauf des Tankstellennetzes unter der Marke OMV in Deutschland Teil eines angekündigten Desinvestitionsprogramms und trage zur Portfoliooptimierung des OMV Konzerns bei, teilte die OMV der APA mit. Die OMV hat das deutsche Tankstellennetz der Kernmarke OMV bereits 2020/22 um rund 500 Millionen Euro an die EG Group verkauft. Das Tankstellennetz in Süddeutschland sei nur sehr gering in die Wertschöpfungskette der OMV integriert gewesen, so die OMV weiter. Künftig werde man sich auf die Raffinerie im deutschen Burghausen konzentrieren.

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In Österreich betreibt die OMV 213 Automatentankstellen auf Parkplätzen des Discounters Hofer, einer Tochter von Aldi Süd. Davon werden 135 Tankstellen unter der Marke Avanti und 78 unter der Marke Diskont geführt.

Der Verkauf der Avanti-Tankstellen bedarf noch der Zustimmung des Bundeskartellamtes. PKN Orlen ist in Deutschland seit der Übernahme von fast 500 BP-Tankstellen im Jahr 2003 vertreten. Diese Tankstellen firmieren unter den Markennamen Star oder Orlen. Mittlerweile ist das deutsche Netz auf 587 Tankstellen angewachsen. Nun will der polnische Energiekonzern auch hierzulande mit Automatentankstellen expandieren.