Malaysia, Neuseeland : Ende der "Weltkonzern-Fantasien": OMV will sich von Teil der E&P trennen

Headoffice Wien OMV

Für die Übernahme der Mehrheit an der Öl- und Gasproduktion hatte die OMV im Herbst eine Interessensbekundung eines norwegischen Konsortiums erhalten.

- © OMV Solutions GmbH

Der OMV-Konzern könnte sich von einem Teil seiner Öl- und Gas-Explorations- und Produktionsaktivitäten (E&P) trennen. Laut einer Mitteilung hat der Vorstand des Unternehmens beschlossen, den Verkauf von E&P-Assets im asiatisch-pazifischen Raum - in Malaysia und Neuseeland - zu prüfen und den entsprechenden Verkaufsprozess zu starten.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!


Konkret geht es um den möglichen Verkauf der Hälfte des ausgegebenen Aktienkapitals der SapuraOMV Upstream Sdn. Bhd. in Malaysia sowie 100 Prozent der Anteile an der OMV New Zealand Limited. "Eine mögliche Veräußerung zielt auf die Optimierung des E&P Portfolios im Einklang mit der OMV Strategie 2030 ab", schreibt die OMV.

Im Rahmen des Verkaufsprozesses werde das teilstaatliche Unternehmen in Abstimmung mit den zuständigen Regulierungsbehörden und staatlichen Stellen in einem ersten Schritt Interessenten einladen, Interessensbekundungen abzugeben. Die Abgabe verbindlicher Angebote werde in einem zweiten Schritt erfolgen.

"Der Verkaufsprozess soll über die nächsten Monate stattfinden. Ein möglicher Verkauf bedarf noch der Genehmigung des Aufsichtsrates der OMV und zuständiger staatlicher Behörden", hieß es weiter.

Auf positive Resonanz stoßen die Pläne des Öl- und Gaskonzerns beim Interessenverband für Anleger (IVA). "Der eingeleitete Prozess ist ein weiterer Schritt des neuen Managements mit den Weltkonzern-Fantasien der OMV abzuschließen. Die Neuseeländischen Offshore-Gas- und Öl-Förderungen oder die Malaysia-Beteiligungen wurden von Aktionären und NGOs teils heftig kritisiert. Unter Ex-CEO Rainer Seele hat man hier dennoch weiter investiert. Ein Zusammenhang mit Österreichs Versorgungssicherheit ergab sich nur schwerlich, Umweltfragen lagen auf der Hand", so eine schriftliche Stellungnahme von IVA-Vorstand Florian Beckermann. "Die Endabrechnung ist noch offen. Ein finanziell positiver Abschluss ist zu wünschen".

Der bisherige OMV-Vize-CEO und Vorstand für das Öl- und Gasgeschäft, Johann Pleininger, hatte erst Ende des Vorjahres - früher als erwartet - sein Vorstandsmandat "im gegenseitigen Einvernehmen" vorzeitig zurückgelegt. Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis zum 31. August 2023 gelaufen. Finanzvorstand Reinhard Florey wurde vorerst Pleiningers Nachfolger.

Für die Übernahme der Mehrheit an der Öl- und Gasproduktion hatte die OMV im Herbst eine Interessensbekundung eines norwegischen Konsortiums erhalten. Diese soll Pleiningers Handschrift getragen haben.

Mit dem Einstieg in die malaysische Öl- und Gasproduktion im Jahr 2018 ist die OMV erstmals auch direkt auf dem großen asiatischen Markt aktiv. Nach den Plänen des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Rainer Seele sollte die Produktion dort mit geringen Investitionen bis 2023 auf 60.000 Barrel pro Tag versechsfacht werden - dann könnte es zum Verkauf kommen. Langfristig hoffte Seele auf weitere Vorkommen in Malaysia.

Von einem seit 2019 geplanten Verkauf ihres 67-Prozent-Anteils am neuseeländischen Offshore-Ölfeld Maari war die OMV noch im Herbst vergangenen Jahres zurückgetreten. Der Verkaufspreis hätte bei 50 Millionen US-Dollar gelegen.

Die Umweltorganisationen Greenpeace und Fridays for Future warfen der OMV 2021 vor, Umweltschützer in Neuseeland systematisch ausspioniert und durch Sicherheitsleute unterwandert zu haben. Der Konzern wies die Vorwürfe zurück. (apa/red)

Mit den INDUSTRIEMAGAZIN News auf dem Laufenden bleiben!