Swarovski Österreich News : Swarovski: Wie die Familie nach dem Streit wieder ins Unternehmen drängt
Beim Tiroler Kristallkonzern Swarovski gewinnt ein Mitglied der Familie Swarovski stark an Einfluss. Paul Swarovski, Vater der TV-Moderatorin und Popsängerin Victoria Swarovski, übernimmt mehrere Funktionen in der Swarovski Gruppe. Er zieht in die Beiräte der Kristall-Sparte, der Swarovski Optik und von Tyrolit ein, wie das Unternehmen am Dienstag zur APA mitteilte. Swarovski sei von der erforderlichen Gesellschaftermehrheit zum Mitglied dieser Beiräte bestellt worden.
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Paul Swarovski folgt in diesen Funktionen Christoph Swarovski nach. Dieser hatte sich im März aus allen Funktionen zurückgezogen und wollte nur noch Gesellschafter sein. Er hatte die Organisationsform des Kristallkonzerns kritisiert. Im Vorjahr hatte mit Alexis Nasard erstmals eine familienfremde Person die Führung des Konzerns übernommen.
"Neuanfang durch Kooperation"
Der Jurist und Wirtschaftsingenieur Paul Swarovski, Vertreter der Familiengruppe "Verband Wattens", war bereits von 2002 bis 2011 Komplementär und Vorstandsmitglied der Swarovski Crystal Business (SCB). Nun hofft er nach eigenen Worten auf einen "Neuanfang durch Kooperation und Einhaltung der Regeln, um das Unternehmen auf den Erfolgsweg zurückzuführen".
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Paul Swarovski gehörte vor einigen Jahren zu den "Oppositionellen", die gegen die Pläne des damaligen CEO Robert Buchbauer mobil machten. Dieser hatte einen Konzernumbau - inklusive Massenentlassungen in Wattens - eingeleitet, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Ein Schiedsgericht entschied schließlich, dass die Strukturreform rechtswidrig war und rückgängig gemacht werden musste. Entsprechende Verfahren waren zuletzt noch anhängig.
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Der Kristallkonzern war in den letzten Jahren starken Turbulenzen ausgesetzt. Dies betraf sowohl die Konzernführung als auch die wirtschaftliche Situation. Nicht zuletzt durch die Corona-Krise kam es zu einem Umbruch. Der bisher größte Markt für Swarovski, China, sei im Jahresvergleich um 28 Prozent geschrumpft und damit vom US-Markt vom ersten Platz verdrängt worden. Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete Swarovski ein Wachstum von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte einen Umsatz von 1,83 Milliarden Euro.
Swarovski war in den vergangenen Jahren auch immer wieder aufgrund des Stellenabbaus am Stammsitz in Wattens und familieninterne Streitigkeiten in die Schlagzeilen geraten.
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Derzeit beschäftigt Swarovski weltweit rund 18.500 Mitarbeitende, in Wattens rund 3.000. Konkrete Pläne für einen Personalabbau gebe es derzeit nicht, seien aber nicht ausgeschlossen, so Nasard. Ziel sei es, eine "Transformation" des Konzerns zu erreichen. Diese werde Wattens in gleichem Ausmaß betreffen wie andere Teile des Unternehmens weltweit.
Warum hat Christoph Swarovski alle Mandate niedergelegt?
Mitte März gab Christoph Swarovski bekannt, sich aus allen Funktionen zurückziehen zu wollen und in Zukunft nur noch als Gesellschafter zur Verfügung stehen. "Eine konstruktive Zusammenarbeit ist aktuell weiterhin nicht möglich", sagte er der "Tiroler Tageszeitung". Christoph Swarovski werde seine Beiratsfunktionen bei der D. Swarovski KG, Tyrolit und Swarovski Optik zum frühestmöglichen Zeitpunkt niederlegen, hieß es damals. Ebenso werde er seine Funktionen als Geschäftsführer der Swarovski Auslands Holding GmbH (SAH) sowie als Aufsichtsrat der Tyrolit Leitungs AG und der Swarovski Optik Leitungs AG zurücklegen. Die "Modernisierung" der Swarovski Gruppe wolle er aber als Gesellschafter weiter vorantreiben.
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Swarovski übte erneut Kritik an der Organisationsform des Kristallkonzerns: "Eine Lösung wäre, dass Swarovski als Tiroler Unternehmen eine Aktiengesellschaft nach österreichischem Recht wird, sich professionell für die Zukunft aufstellt und gleichzeitig ein deutliches Bekenntnis zum Standort Wattens abgibt", hieß es. Er plädierte für ein "externes Spitzenmanagement mit klaren Entscheidungsstrukturen". "Daher sollte das Management und der Aufsichtsrat bei Swarovski künftig nicht nach reiner Familienzugehörigkeit, sondern nach objektiven Qualifikationskriterien besetzt werden", so Swarovski.
Der Beirat des Kristallkonzerns hat Christoph Swarovski vorgeworfen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verunsichert zu haben.