Nasard : Swarovski: Wielemans soll Marke in Richtung Luxus bringen

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Verziehen sich die trüben Wolken über Swarovski heuer?

- © APA/Barbara Gindl

Der Tiroler Kristallkonzern Swarovski mit Stammsitz in Wattens wartet ab April mit einem neuen Finanzchef auf: David Wielemans wurde zum neuen "Chief Financial Officer" (CFO) ab April ernannt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Wielemans zieht auch in das Executive Committee von Swarovski ein und wird an CEO Alexis Nasard berichten. Er ersetzt in dieser Funktion Frederik Westring, der Swarovski Ende Juni verlassen wird, um sich "anderen Aufgaben" zu widmen, wie es hieß.

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Die Ernennung von Wielemans sei "ein weiterer Schritt in der Transformation des Unternehmens und stellt eine weitere Phase auf dem Weg von Swarovski in Richtung Luxus dar", ließen die Verantwortlichen wissen. Der neue Finanzchef wird laut dem Konzern von Männedorf in der Schweiz aus operieren. Wielemans sei eine hochrangige Führungskraft im Finanzbereich mit umfangreicher Erfahrung im Luxus- und Einzelhandelssektor und verfüge über "fundiertes Fachwissen" im Finanzbereich, wurde der Neue in höchsten Tönen gelobt. Der Manager kommt von Essilor/Luxottica, wo er zuletzt als Co-CFO für die EssilorLuxottica Gruppe sowie als Group CFO für Essilor International tätig war.

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David Wielemans wird neuer Finanzchef
David Wielemans wird neuer Finanzchef bei Swarovski - © Swarovski

Neue Unternehmensstrategie

Mit einem Fokus auf Wettbewerbsfähigkeit und Professionalität will der im Juni ernannte CEO, Alexis Nasard, das Wachstum seines Unternehmens in Zukunft vorantreiben. Die schwierigen Jahre habe der Konzern hinter sich gelassen, "die Realität ist, dass wir im Jahr 2022 zum Wachstum zurückkehren werden", sagte der Vorstand bei einem Pressegespräch.

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Das letzte Jahr werde der Konzern mit einem Wachstum von 10 Prozent abschließen, das sei das größte Plus seit 2015. Damit liege der Umsatz 2022 bei rund 1,9 Mrd. Euro, bestätigte Nasard, ohne eine genaue Zahl zu nennen. "Wenn wir uns den Gewinn anschauen, sind wir noch nicht dort, wo wir hin müssen, das ist kein Geheimnis", sagte der CEO. Das operative Ergebnis (EBIT) habe im Jahresvergleich aber um 70 Prozent zugelegt. Der Turnaround im Bezug auf die Profitabilität soll "in den nächsten 18 Monaten" gelingen, Gewinne will der Konzern wieder ab 2023 abwerfen.

Der bisher größte Markt für Swarovski, China, sei im Jahresvergleich um 28 Prozent geschrumpft und damit durch den US-Markt vom Platz 1 verdrängt worden. Ohne den chinesischen Markt liege das Konzern-Wachstum "weit im oberen zweistelligen Bereich", so der Vorstand. Der US-Markt mache rund 20 Prozent des Gesamtgeschäftes aus, China bleibe weiterhin an zweiter Stelle. Der österreichische Markt sei im Jahresvergleich um 23 Prozent gewachsen. Der Markt hierzulande sei zwar klein aber einer der wachstumsstärksten, "wir kommen in unserem Heimatmarkt gut an, das macht uns große Freude", sagte Nasard.

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"Wir müssen zukünftig verstärkt über Wettbewerbsfähigkeit nachdenken, dafür haben wir noch etwas Arbeit vor uns", sagte Nasard. Der Vorstand will das Geschäft weiter in Richtung Luxus ausrichten. "Luxus kann in verschiedene Richtungen interpretiert werden", bei Swarovski bedeute Luxus Tradition, Kreativität, handwerkliches Können, Qualität und ein gewisses Maß an "Seltenheit".

Zuletzt starke Turbulenzen

Der Kristallkonzern hatte sich in den vergangenen Jahren mit starken Turbulenzen konfrontiert gesehen. Dies betraf einerseits die Konzernführung als auch die wirtschaftliche Situation, nicht zuletzt aufgrund der Coronakrise. Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Umbau des Konzerns - mitsamt großflächigen Kündigungen in Wattens - ein, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Ein Schiedsgericht entschied erst kürzlich, dass die Strukturreform rechtswidrig gewesen sei und rückabgewickelt werden müsse. Erstmals übernahm im vergangenen Jahr mit Nasard eine familienfremde Person die Unternehmensführung. Diese Professionalisierung der Unternehmensführung sei im Interesse aller Beteiligten, so Nasard.

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Für den Erfolg des Unternehmens sei eine wettbewerbsfähige Strategie notwendig und eine Unternehmenskultur, die die Umsetzung dieser Strategie unterstützt. Swarovski war in den vergangenen Jahren wegen eines Stellenabbaus am Stammsitz in Wattens und wegen familieninternen Streitigkeiten immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt im Dezember ortete die Tiroler Arbeiterkammer eine erneute "Kündigungswelle" in Wattens. Dieser Darstellung trat der Konzern allerdings entgegen: Es gebe im Moment keine weiteren Pläne für einen "strukturellen Mitarbeiterabbau" am Stammsitz.

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Derzeit beschäftigt Swarovski weltweit rund 18.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in Wattens sind es rund 3.000. Es gebe momentan keine konkreten Pläne den Personalstand zu verringern, ausgeschlossen sei es aber nicht, so Nasard. Das Ziel sei eine "Transformation" des Konzerns. Diese betreffe Wattens im gleichen Ausmaß wie andere Unternehmensteile weltweit.

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