Kristalle : Swarovski: Sämtliche Geschäfte in Russland eingestellt

Das Reich des Riesen in den Swarovski Kristallwelten

Das Reich des Riesen in den Swarovski Kristallwelten

- © Swarovski

Der Tiroler Kristallkonzern Swarovski plant aktuell keinen weiteren Personalabbau am Standort Wattens. Der Mitarbeiterstand sollte bei rund 3.000 gehalten werden - wenn sich das Geschäft entwickle wie geplant, schränkte CEO Alexis Nasard am Mittwoch gegenüber Journalisten ein. Ein General Manager für den Tiroler Standort soll bis Ende des Monats gefunden sein. Der heuer angekündigte vollständige Rückzug von Swarovski aus Russland sei bereits vollzogen, berichtete Nasard.

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Der Konzern rechnete heuer mit einen im Vergleich zum Vorjahr um rund vier bis sieben Prozent steigenden Umsatz. Konzernchef Nasard sah im laufenden Jahr mit Blick auf Inflation, Konsumentenstimmung sowie der fragilen geopolitischen Lage eine "respektable Leistung in einem schwierigen Umfeld", das Jahr sei "nicht einfach" gewesen. Besonders stark habe sich demnach das Business-to-Business-Geschäft (B2B) entwickelt, hier erwartete man bis Dezember ein Plus von zehn Prozent.

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Alexis Nasard ist der erste familienunabhängige CEO von Swarovski

- © SWAROVSKI

Wachstum im Automobil-Bereich

Am Standort Wattens wolle man jedenfalls festhalten, wurde betont. Investitionen von 50 Mio. Euro bis 2025 sollen in Modernisierung fließen und "nachhaltige Arbeitsplätze" sichern. Auch sollen Prozesse effizienter gestaltet und dadurch der Standort abgesichert werden. Derzeit sind 3.107 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Wattens beschäftigt.

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Bei Swarovski sah man indes bereits erste Erfolge einer neuen Strategie. Hervorgehoben wurde dabei das Wachstum insbesondere im Automobilsektor, das aktuell bei 71 Prozent liege.

Swarovski gestalte derzeit für BMW Komponenten für Fahrzeuge, mit anderen Herstellern sei man in Gesprächen. Der Kristallkonzern steuert etwa Elemente für Armaturen oder Scheinwerfer bei. Dadurch, dass E-Mobilität wichtiger werde und herkömmliche Motoren an Bedeutung verlieren, werde der Innenraum als Differenzierungsmerkmal immer wichtiger, hieß es. Hier sah man weiter ein enormes Wachstumspotenzial - und die Produktion sei auch ein wesentliches Element vom Standort Wattens.

Swarovski in Wattens, Tirol

- © Wikipedia

Starke Turbulenzen in der Vergangenheit

Der Kristallkonzern hatte sich in den vergangenen Jahren mit starken Turbulenzen konfrontiert gesehen. Dies betraf sowohl die Konzernführung als auch die wirtschaftliche Situation aufgrund der Coronakrise. Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Umbau des Konzerns - mitsamt großflächigen Kündigungen in Wattens - ein, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Rechtliche Auseinandersetzungen waren die Folge.

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Erstmals übernahm im Vorjahr mit Nasard eine familienfremde Person die Unternehmensführung. Christoph Swarovski hatte sich im März aus allen Funktionen zurückgezogen und wollte nur noch Gesellschafter sein. Er hatte die Organisationsform des Kristallkonzerns kritisiert.

Paul Swarovski, Vater der TV-Moderatorin und Popsängerin Victoria Swarovski, übernahm daraufhin mehrere Funktionen in der Swarovski Gruppe. Er zog in die Beiräte der Kristall-Sparte, der Swarovski Optik und von Tyrolit ein

Kurzarbeit in Wattens

Der Tiroler Kristallkonzern hat Anfang Mai die Arbeitszeit für Teile der Belegschaft am Stammsitz in Wattens verkürzt. 250 Mitarbeitende in der Produktion arbeiten bis vorerst Ende August 80 Prozent, der Lohn werde auf 90 Prozent gekürzt. Grund seien nach hinten verschobene Aufträge.

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Es gebe eine entsprechende Vereinbarung mit dem Konzern, wurde Zentralbetriebsrat-Vorsitzende Selina Stärz zitiert. Statt einem Sechs-Tage-Schichtbetrieb gelte ein Fünf-Tage-Modell für die Betroffenen in den Bereichen Schleifen, Apparatebau, Veredeln und Qualitätssicherung. Zudem sollen Überstunden reduziert und Resturlaubstage abgebaut werden. Die Maßnahmen sollen Jobs halten. Man könne damit "rascher und flexibler auf die sich laufend verändernden Marktbedingungen reagieren", so das Unternehmen. Insgesamt sind in Wattens rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

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Um eine offizielle "Kurzarbeit" handle es sich nicht, eine solche sei beim AMS Tirol nicht beantragt worden, hieß es im "TT"-Bericht. Anfang März hatte Swarovski von einem Umsatzplus von zehn Prozent im Geschäftsjahr 2022 berichtet. Der Kristallkonzern erzielte einen Umsatz von 1,83 Mrd. Euro. Nach drei Jahren mit erheblichen Verlusten habe 2022 mit einer "sehr starken Verbesserung auf ein nahezu positives Ergebnis" geendet, hieß es.