Auto-Industrie : Steyr Motors kämpft mit halbierter Mannschaft ums Überleben

Steyr Motors Zentrale

Steyr Motors kommt auch nach dem Eigentümer-Wechsel nicht zur Ruhe: Bis zu 50 Mitarbeiter müssen gehen.

- © Steyr Motors

Beim oberösterreichischen Motorenhersteller Steyr Motors wird die Belegschaft bis zum Sommer um "30 bis 40 Prozent" reduziert. Die wirtschaftliche Situation sei "derart prekär, dass diese einschneidenden Schritte unumgänglich sind, um die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu gewährleisten", so der Eigentümer, die Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares, am Donnerstag. "Mit den derzeit im Portfolio befindlichen Kundenprojekten, einer Stärkung des Vertriebs und einer dem Umsatz angepassten Mannschaft" sei das Unternehmen jedoch in einer guten Position, um in den kommenden Jahren wieder profitabel zu werden und den Turnaround nachhaltig zu schaffen, so Mutares.

Es ist nicht das erste Mal, dass der oberösterreichische Motorenhersteller Steyr Motors ums Überleben kämpft. Schon 2018 war Steyr Motors insolvent, nachdem das Unternehmen 2001 als eigenständige Firma einer Investorengruppe rund um den früheren Generaldirektor der "Steyr Daimler Puch Werke" und Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher ausgegründet wurde.

Erst Ende 2022 wurde Steyr Motors von einem neuen Eigentümer übernommen. Zuvor standen die Steyrer im Eigentum des Rüstungskonzerns Thales. Dieser hatte das Unternehmen aus der Insolvenz gekauft, in die das Unternehmen 2018 unter dem Eigentum einer chinesische Investorengruppe schlitterte.

Mutares will das Unternehmen jetzt auf die "Kernkompetenz" fokussieren, sprich auf die Herstellung von Dieselmotoren für den Verteidigungsbereich als auch für den Einsatz im Bereich Marine. Die Steyr Motors GmbH entwickelt und produziert Hochleistungsmotoren fertigt in Kleinserien Motoren für Boote, Sonderfahrzeuge und Maschinen.

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Zumindest 50 der derzeit 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ihren Job verlieren - an einer sozialverträglichen Lösung werde derzeit gearbeitet, heisst es. Ein möglicher weiterer Konkurs des Unternehmens wird nicht kommentiert. Das Unternehmen hat sich einen Namen mit der Entwicklung und Erzeugung von Monoblock-Motoren mit Hochdruck-Direkteinspritzung gemacht. Das sind Dieselmotoren, die keinen Extra-Zylinderkopf aus Aluminium und deshalb auch keine Zylinderkopf-Dichtung benötigen. Dieses Nischenprodukt ist leichter, kompakter, sparsamer und höher belastbar als die üblichen Dieselmotoren, der Einsatz der Triebwerke erfolgte im Marinebereich, bei Landfahrzeugen und Maschinen. Auch ein Hybrid-Antrieb für Sport- und Freizeitboote wurde entwickelt.

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ABD0054_20181130 - STEYR - ?STERREICH: ZU APA0365 VOM 30.11.2018 - Nach einem Insolvenzantrag des Spezialmotorenhersteller Steyr Motors mit Sitz in Steyr hat das dortige Landesgericht am Freitag, 30. November 2018, ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung er?ffnet. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT/KLAUS MADER
Steyr Motors Auslieferungslager: Mit einer "dem Umsatz angepassten Mannschaft" sei man in der Position wieder profitabel zu werden. - © APA/FOTOKERSCHI.AT/KLAUS MADER

Branche in Schwierigkeiten

Mit Ende des Jahres 2022 hat es in Steyr erneut einen Eigentümerwechsel gegeben. Der Spezialmotorenhersteller wurde von der Münchner Beteiligungsgesellschaft Mutares vom Rüstungskonzern Thales übernommen. Im Jahr 2012 war Steyr Motors in den Besitz einer chinesischen Investorengruppe übergegangen. Im Jahr 2018 wurde ein Insolvenzantrag gestellt, ein Sanierungsverfahren scheiterte. Im anschließenden Bieterverfahren erhielt der französische Rüstungskonzern Thales im Juli 2019 unter acht Interessenten den Zuschlag.

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Der Produktionswert der Zulieferindustrie in Österreich beträgt nach eigenen Angaben rund 25 Milliarden Euro, die Wertschöpfung 7,4 Milliarden Euro. 81.700 Arbeitsplätze sollen direkt von der Branche abhängen, indirekt werden rund 200.000 Arbeitsplätze gesichert. 900 Unternehmen sind laut Branchenvertretung ARGE Automobilzulieferindustrie ganz oder teilweise in der Branche tätig.

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Das BMW-Motorenwerk im oberösterreichischen Steyr zeigt, wie wichtig die Branche für Österreich ist. Es handelt sich dabei um das größte Motorenwerk der Welt. Im Jahr 2021 produzierten die rund 4.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter knapp 1,1 Millionen Motoren. Ein wichtiger Arbeitgeber ist auch der kanadische Zulieferer Magna. Er beschäftigt in Österreich rund 13.000 Menschen. Ein weiterer Technologieführer ist die Grazer AVL List mit weltweit knapp 11.000 Beschäftigten.

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In Westeuropa sind in den letzten Jahren mit dem zunehmenden Preisdruck in der gesamten Zulieferindustrie, dem fortschreitenden Prozess der Deindustrialisierung und dem hohen Lohnniveau eine Reihe struktureller Probleme entstanden. Verschärft und beschleunigt wird die Problematik u.a. durch enorme Energiekosten, hohe Inflation, steigende Materialkosten und fragile globale Lieferketten.

Download von www.picturedesk.com am 16.03.2023 (13:41). BILD zu OTS - Steyr Motors blickt wieder in eine positive Zukunft *** Die Nutzung des Bildes f?r redaktionelle Zwecke ist kostenlos. Weitergehende Nutzung bedarf der Zustimmung des Aussenders. *** - 20190930_PD2893 - Rechteinfo: OTS-Bild (OTS) Redaktionelle Nutzung im thematischen Zusammenhang mit der Aussendung kostenfrei gestattet.
Nach der Übernahme durch Thales: Hannes Boyer (CEO Thales in Österreich), Florian Danmayr (Automobil Cluster – Wirtschaftsagentur OÖ), Gerd Ohrnberger (damals CEO Steyr Motors), Werner Pamminger (Wirtschaftsagentur OÖ). - © Chris Holzinger / OTS