Stahlindustrie : Stahlwerk: Arcelormittal setzt auf Wasserstoff

2021 wurden in Österreich 7,88 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugt. Das war ein Anstieg von über einer Million im Vergleich zum Vorjahr.

Im Stahlwerk in Bremen soll bald eine Elektrolyse-Anlage Wasserstoff aus Ökostrom produzieren können.

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Arcelormittal setzt auf Wasserstoff: Die deutsche Apex-Gruppe wird beim Stahlwerk von ArcelorMittal in Bremen eine Elektrolyse-Anlage zur Produktion von Wasserstoff aus Ökostrom errichten. Laut Apex handelt es sich bei der Anlage um die deutschlandweit erste dieser Art. Ziel sei es, das Stahlwerk in Bremen - der größte CO2-Produzent der Stadt - auf Wasserstoff umzustellen, so das Unternehmen.

Ab November dieses Jahres soll die Montage der Anlage beginnen. Die Inbetriebnahme ist für 2024 geplant. Die Kosten des Pilotprojektes liegen im zweistelligen Millionenbereich.

Der sogenannte Elektrolyseur, die Elektrolyse-Anlage, kann bis zu 180 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde produzieren - rund 1.560 Tonnen Wasserstoff pro Jahr - und für die Stahlproduktion genutzt werden. Bisher arbeitet das Unternehmen am Standort in Bremen mit Gas. Die vom Elektrolyseur hergestellte Menge ist nur ein verschwindend kleiner Anteil der tatsächlich benötigten Menge.

Gleichzeitig wird eine Trailer-Abfüllstation eingerichtet, damit Gas auch aus externen Quellen eingespeist werden kann. "Damit ist gesichert, dass die Stahlproduktion nicht unterbrochen werden muss, falls beispielsweise der Elektrolyse-Anlage gewartet wird", Apex-Geschäftsführer Peter Rößner.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich bei seinem Besuch in Laage im Februar sicher gezeigt, dass sich Wasserstoff als Baustein der Energiewende etablieren wird. Es werde in kurzer Zeit einen sehr schnellen Hochlauf geben. Er hatte zugesagt, dass die Politik die gesetzlichen Grundlagen schaffen und die finanzielle Unterstützung leisten werde. Auch die EU hatte die Wasserstoffproduktion als Projekt von besonderem strategischem Interesse definiert.

Apex hatte 2021 in Laage die nach eigenen Angaben größte netzwerkgekoppelte Wasserstoffanlage Europas in Betrieb genommen. Neben der Versorgung der eigenen Niederlassung soll die Anlage einen im Aufbau befindlichen Gewerbepark CO2-neutral mit Energie versorgen.

Bündnis für Wasserstoff

Bereits im letzten Jahr hatte Arcelormittal gemeinsam mit dem Energieriesen Vattenfall ein Bündnis für Wasserstoff in Norddeutschland geschlossen. 12 Unternehmen sind an Board, darunter Airbus, Shell und Mitsubishi Heavy Industries. "Wir wollen hier bis 2030 CO2-neutralen Stahl erzeugen", sagte der Chef von Arcelormittal Hamburg, Uwe Braun, damals. In Österreich kooperieren Verbund, OMV und Voestalpine rund um Wasserstoffthemen.

Der Hamburger Wasserstoffverbund habe das Potenzial, bis 2030 jährlich eine Million Tonnen CO2 einzusparen. Ganz Hamburg kommt derzeit auf 16 Millionen Tonnen Ausstoß, in Deutschland sind es 749 Millionen. Eine zentrale Rolle spielt der Standort des vor dem Abriss stehenden Vattenfall-Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg.

Der vor Ort produzierte "grüne Wasserstoff" soll nicht nur in der Stahlerzeugung eingesetzt werden, sondern insgesamt fossile Brennstoffe in der industriellen Produktion sowie im Transport und Logistiksektor ersetzen.

"Der Standort Hamburg-Moorburg hat diverse Vorteile", betont Oliver Weinmann, Managing Director von Vattenfall Europe Innovation. Hierzu gehöre der Netzanschluss. "Der Standort ist sowohl an das nationale 380.000 Volt Übertragungsnetz als auch an das 110.000-Volt-Netz der Stadt Hamburg angebunden, durch den Moorburg mit dem Hamburger Hafen verbunden ist."

Allheilmittel Wasserstoff?

Wasserstoff (chemisches Symbol: H) kommt in der Natur zwar mannigfach vor - wie etwa in Wasser (H2O) - praktisch gibt es ihn aber fast nur in gebundener Form. Für die Nutzung als Energieträger muss Wasserstoff daher unter Einsatz von anderen Energiequellen in reiner Form gewonnen werden. Ist dieser Energieeinsatz emissionsfrei, wird von grünem Wasserstoff gesprochen.

Wasserstoff spielt eine Schlüsselrolle für die Umsetzung der Energiewende. Zahlreiche Unternehmen, etwa RWE Thyssenkrupp oder Salzgitter mischen mit. Arcelormittal verfolgt dabei unterschiedliche Projekte. "Wir wollen eine Pilotanlage mit 100 Prozent Wasserstoff betreiben im großindustriellen Maßstab mit 100.000 Tonnen im Jahr", betont ArcelorMittal-Hamburg-Chef Braun. Hierfür benötige der Konzern allein eine Kapazität einer Elektrolyse von 50 Megawatt. Wenn die Produktion weiter hochgefahren werde, könne es sechs- bis siebenmal soviel sein.

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