RHI Magnesita mit weniger Gewinn : Schwache Baukonjunktur belastet RHI Magnesita

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Läuft das zweite Halbjahr für RHI Magnesia besser?

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Den österreichisch-brasilianischen Feuerfestkonzern RHI Magnesita haben die schwache Baukonjunktur und die damit verbundenen Produktionsrückgänge unter anderem in der Stahl- und Zementindustrie heuer im ersten Halbjahr belastet. Der Gewinn vor Steuern sank im Vergleich zur Vorjahresperiode um rund 22 Prozent auf 111 Millionen Euro, das bereinigte operative Ergebnis (EBITA) stieg hingegen um 7 Prozent auf 200 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 9 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro.

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"Die Baukonjunktur ist weltweit extrem schwach, mit Ausnahme von Indien", sagte RHI-Magnesita-Chef Stefan Borgas am Mittwoch zur APA. Das Umsatz- und EBITA-Wachstum sei auf die "robuste Unternehmensstrategie in Kombination mit Optimierungen in der Preisgestaltung und signifikanten Beiträgen von kürzlich getätigten Akquisitionen" zurückzuführen. Trotz der schwächeren Nachfrage plant der Feuerfestkonzern derzeit keinen Personalabbau. In Europa würden unter anderem Überstunden und Urlaub abgebaut, so Borgas.

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RHI Magnesita-Chef Stefan Borgas

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8 Übernahmen in 20 Monaten

Der an der Londoner Börse notierte Konzern hat die Konsolidierung in der Feuerfestindustrie genutzt und in den letzten 20 Monaten acht Akquisitionen getätigt, davon fünf im Jahr 2023. In Indien hat RHI Magnesita mit Dalmia Bharat Refractories und Hi-Tech zwei "strategisch bedeutende Unternehmen" zur Abrundung der Produktpalette übernommen. Heuer habe man "netto 200 Millionen Euro" für Akquisitionen ausgegeben, so der Konzernchef. "Das wird in diesem Rhythmus weitergehen in den nächsten Jahren."

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Bei dem Feuerfestkonzern verschieben sich die Besitzverhältnisse. Über die Ignite Luxembourg Holdings Sarl steigt der Private-Equity-Investor Rhône Capital indirekt bei RHI Magnesita ein. Das Angebot des Investors an die Aktionäre endete am 21. Juli mit der Annahme von 9,4 Mio Aktien, was einem Anteil von 19,95 Prozent entspricht. Angestrebt wurde eine Beteiligung von bis zu 29,9 Prozent. Die Übernahme der Aktien steht noch unter dem Vorbehalt verschiedener Zustimmungen. Größter Aktionär mit zuletzt rund 28 Prozent ist der österreichische Milliardär Martin Schlaff.

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Rhône Capital war vor der Fusion der österreichischen RHI mit der brasilianischen Magnesita Großaktionär der Brasilianer. Zwischenzeitlich hatte sich das Unternehmen jedoch aus dem fusionierten Konzern zurückgezogen. Der Einstieg von Rhône Capital als zweitgrößter Aktionär sei eine "sehr positive Entwicklung", da es sich um einen "finanzkräftigen und erfahrenen" Investor handle, erklärte der RHI-Magnesita-Chef.

Eigene Gasspeicher für den Winter

Ein großes Thema ist auch die Reduktion von Emissionen: Der Feuerfestkonzern muss seinen Kohlendioxid-Ausstoß in den kommenden Jahren deutlich reduzieren. Die so genannten Scope 1, 2 und 3 Emissionen sollen bis 2025 um 15 Prozent reduziert werden. "Bis 2030 werden wir mit etwas erhöhter Geschwindigkeit weitermachen", sagte Borgas. Der Unternehmenschef kritisierte die "unrealistischen" Reduktionsziele der EU bis 2030, weil dafür "große Mengen Wasserstoff" notwendig seien. Bei den Wasserstoffprojekten in der EU sei man aber noch "weit, weit weg" von den notwendigen Mengen und es fehle die Wasserstoff-Infrastruktur.

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RHI-Magnesita kann seine CO2-Emissionen durch Rohstoffrecycling, Kohlendioxidabscheidung und -nutzung, Brennstoffwechsel und Energieeffizienz sowie "innovative Kundenlösungen" reduzieren. Beim Brennstoffwechsel will der Konzern von Petrolkoks, Erdöl und Erdgas auf Wasserstoff umsteigen, wo immer dies möglich ist.

Anders als im Sommer/Herbst 2022 macht sich der RHI-Magnesita-Chef keine Sorgen über Engpässe bei der Gasversorgung. Man werde für den Winter wieder eigene Vorräte im Gasspeicher Haidach anlegen. "Es ist ein Kostenthema, kein Versorgungsthema."

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Der Auftragseingang deutet nach Unternehmensangaben auf "ein anhaltend schwaches zweites Halbjahr 2023 bei gleichzeitigem Preisdruck durch Mitbewerber hin". Auf der Kostenseite gebe es in der Feuerfestindustrie rückläufige Inputkosten bei Rohstoffen, Energie und Fracht. RHI Magnesita belastet jedoch die Fixkostendeckung aufgrund der geringeren Produktionsmengen. Durch die in den letzten Jahren getätigten Investitionen sowie die Rationalisierung und Modernisierung der weltweiten Werke sei man aber "für den Rest des Jahres gut positioniert".