Porsche-Krise : Oliver Blume geht: Porsche-Chef verlässt Marke mitten in massiver Krise

Oliver Blume Porsche VW

Die breit kritisierte Doppelfunktion von Oliver Blume als Vorstandschef von Volkswagen und Porsche nimmt ein Ende.

- © Porsche

Die vielfach kritisierte Doppelfunktion von Oliver Blume als Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und Porsche wird beendet. Der scheidende Porsche-Chef Oliver Blume sieht den Sportwagenhersteller trotz aktueller Schwierigkeiten gut für die Zukunft gerüstet. In diesem Jahr habe er umfassende Veränderungen in den Bereichen „Strukturen, Kosten und Produktstrategie“ angestoßen, erklärte der VW-Vorstandsvorsitzende gegenüber der Bild am Sonntag. Zusätzlich würden „massive Investitionen in komplett flexible Antriebe: Verbrenner, Hybrid und Elektro“ getätigt.

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Gleichzeitig gestand Blume ein: „Porsche ist in einer massiven Krise.“ Die Führung des Unternehmens wird er im kommenden Jahr an den ehemaligen McLaren-Chef Michael Leiters übergeben. Sein eigener Vertrag bei Volkswagen soll bis 2030 verlängert werden.

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Porsche bestätigt Blumes Rücktritt: Kommt nun Ex-McLaren-Chef Leiters?

Wie die Porsche AG in einer Pflichtmitteilung am 17. Oktober erklärte, werde Blume sein Vorstandsamt bei dem Stuttgarter Sportwagenbauer vorzeitig niederlegen. Gleichzeitig kündigte Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche in der Meldung an, Gespräche mit dem früheren McLaren-Chef Michael Leiters als Nachfolger aufzunehmen. Blume bleibt weiterhin CEO des Volkswagen-Konzerns.

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Zuvor hatte die Bild-Zeitung berichtet, Blume werde sich von seinem Posten bei Porsche zurückziehen. Der Führungswechsel sei für das kommende Jahr vorgesehen, einen konkreten Zeitpunkt nannte Porsche bislang nicht.

Michael Leiters, promovierter Ingenieur, war bis April dieses Jahres knapp drei Jahre CEO beim britischen Luxuswagenhersteller McLaren. Seine Karriere begann er jedoch bei Porsche, wo er bis Ende 2012 unter anderem für das SUV-Modell Cayenne verantwortlich war. Anschließend wechselte er als Technikchef zu Ferrari. Medienberichten zufolge waren auch VW-Strategiechef Stefan Weckbach und Bentley-Chef Frank-Steffen Walliser als mögliche Kandidaten im Gespräch – ebenfalls frühere Porsche-Manager.

Der frühere McLaren-Chef Michael Leiters wird als möglichem Nachfolger bei Porsche gehandelt 

- © McLaren/Wikipedia

Blume zwischen Wolfsburg und Zuffenhausen: Die Doppelbelastung wackelt

Blume steht seit zehn Jahren an der Spitze von Porsche und übernahm im Sommer 2022 zusätzlich den Vorstandsvorsitz bei Volkswagen. Die Doppelrolle wurde von Investoren und Analysten teils scharf kritisiert – sowohl aus zeitlichen Gründen als auch wegen möglicher Interessenkonflikte zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft. Blume verteidigte das Modell stets und betonte, er könne durch seine Erfahrungen bei Porsche auch die Leitung des Konzerns stärken.

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Doch angesichts der zunehmend herausfordernden Lage in der Autobranche mehren sich die Stimmen für eine Trennung der beiden Rollen. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo forderte im September: „Der Vorstandsvorsitzende kann in Wolfsburg kein Halbtags-Chef sein und die restliche Zeit bei Porsche verbringen.“ Auch Insider hatten zuletzt bestätigt, dass bei Porsche aktiv nach einem Nachfolger gesucht werde. Blume selbst hatte betont, seine Doppelrolle sei „nicht auf alle Zeiten ausgelegt“.

Oliver Blume (links) übernahm den Chef-Posten bei VW 2022 von Herbert Diess 

- © Volkswagen AG

Porsche in der Krise: Gewinne brechen ein, Strategie wird neu ausgerichtet

Während sich die VW-Kernmarke aktuell auf einem Sanierungskurs befindet und Anzeichen von Stabilität zeigt, hat sich die Krise bei Porsche in diesem Jahr verschärft. Hauptursachen sind ein starker Absatzeinbruch in China sowie hohe US-Importzölle, die das Unternehmen wegen fehlender Produktionsstätten in den USA besonders hart treffen. Infolge dessen musste Porsche die Gewinnprognose bereits dreimal nach unten korrigieren.

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Die operative Umsatzrendite – einst bei rund 15 Prozent – liegt derzeit nur noch bei etwa 2 Prozent. Auch personell wird reagiert: Ein Stellenabbau ist im Gange. Zudem wurde die Produktstrategie angepasst: Wegen der verhaltenen Nachfrage nach Elektromodellen sollen künftig wieder mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor produziert werden. Das kostet das Unternehmen, das kürzlich aus dem DAX in den MDAX abgestiegen ist, rund drei Milliarden Euro.

Investoren sehen den Führungswechsel als notwendige Konsequenz. „Die erfolgreiche Umsetzung der neuen Strategie ist essenziell für das Unternehmen und damit auch für die Aktionäre“, betonte Moritz Kronenberger von Union Investment. „Es wäre allen geholfen, wenn man den handelnden Personen vollends vertrauen kann. Und das bedeutet für einen CEO, seine gesamte Zeit der Porsche AG zu widmen.“

Auch Hendrik Schmidt von der Deutsche-Bank-Tochter DWS äußerte schon länger Kritik an der einzigartigen Doppelrolle eines Vorstandsvorsitzenden zweier börsennotierter Unternehmen. Mit Blick auf die aktuelle Lage sagte er: „Ich denke schon, dass dieses Beispiel sehr eindrücklich gezeigt hat, dass die Führung zweier börsennotierter Gesellschaften in der Funktion als Vorstandsvorsitzender eine besondere Herausforderung darstellt.“ Zwar sei das rechtlich nicht untersagt, da weder das Aktiengesetz noch der Kodex für gute Unternehmensführung dies regeln. „Aber nur, weil keiner auf die Idee kommen würde, dass sich jemand dieser Doppelverantwortung tatsächlich stellt.“