Bau-Industrie : Porr-Chef: "Lasst die Wirtschaft machen, schafft die Anreize dafür."

Bauarbeiter der Porr auf einer Baustelle

Porr: Im ersten Quartal des laufenden Jahres mehr gebaut und dabei einen kleinen Gewinn erzielt

- © Porr

Der zweitgrößte österreichische Baukonzern Porr hat im ersten Quartal des laufenden Jahres mehr gebaut und dabei einen kleinen Gewinn erzielt. Die Produktionsleistung stieg verglichen mit dem Vorjahresquartal um 9,5 Prozent auf 1,27 Mrd. Euro, der Umsatz kletterte um 14 Prozent auf 1,26 Mrd. Euro. Das Vorsteuerergebnis und das Periodenergebnis waren saisonbedingt positiv und betrugen 4,5 (0,6) Mio. Euro bzw. 2,6 (0,4) Mio. Euro, teilte Porr am Mittwoch mit.

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Der Auftragsbestand des Baukonzerns stieg um 2,2 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 8,2 Mrd. Euro. Es seien wesentliche Aufträge im Industriebau, aber auch im Flächengeschäft in Österreich und Polen gewonnen worden, so der Porr-Vorstand im Quartalsbericht. Der Auftragseingang ging hingegen um 10,6 Prozent auf 1,28 Mrd. Euro zurück.

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Der Auftragsbestand des Baukonzerns stieg um 2,2 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 8,2 Mrd. Euro.

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Fachkräftemangel macht Branche besonders zu schaffen

"Optimistisch" stimmt den Vorstand des Baukonzerns das Umfeld. "Die finanziellen Mittel der EU - sowohl im Rahmen der Recovery and Resilience Facility als auch aus dem EU Green Deal - unterstützen den Tiefbau weiterhin", heißt es im Quartalsbericht. Im Hochbau treffe das gestiegene Zinsumfeld vor allem den Wohnungsbau. Stabilisierend auf das Produktionsvolumen wirke sich hingegen der Industriebau aus.

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Im ersten Quartal 2023 habe sich die Kostensituation "weiter entspannt", so Porr. Die Preise für Baustoffe wie Stahl, Holz und Kupfer hätten sich "einem hohen Niveau stabilisiert" und würden "phasenweise eine rückläufige Entwicklung" zeigen. Durch den Rückgang der Dieselpreise gebe es im Energiebereich "eine deutliche Entspannung". "Damit bleibt aktuell der akute Mangel an Arbeitskräften der wesentliche, einschränkende Faktor der Branche", warnte der Baukonzern.

Gewinn trotz höherer Baukosten

Der Baukonzern hat im vergangenen Jahr unter dem Strich deutlich mehr verdient als im Jahr zuvor. Der Gewinn stieg trotz um rund 15 Prozent teurerer Baustoffe um gut ein Drittel auf 82,6 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. "Die nächsten fünf, sechs Jahre brauchen wir uns ums Baugeschäft keine Sorgen machen - da passiert wahnsinnig viel", zeigte sich Vorstandschef Karl-Heinz Strauss optimistisch. Allerdings werde der Wohnbau bis zum Sommer "eine gewaltige Delle erleben".

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Bei der Porr selbst habe der Wohnbau im abgelaufenen Geschäftsjahr nur rund 10 Prozent der Bauleistung ausgemacht, erklärte Finanzvorstand Klemens Eiter bei der Bilanzpressekonferenz. "Wenn die Zinsen nach unten gehen, wird sich auch die Stimmung wieder drehen", erwartet der CFO.

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Wachsen werde der Baukonzern vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Industriebau, so der Manager, zum Beispiel mit Verweis auf "die notwendigen Investitionen in die Energietransformation". Porr baut etwa LNG-Terminals und Pipelines. "Wir erleben in manchen Sparten einen regelrechten Boom - Datencenter wachsen wie Schwammerln aus dem Boden", so der Finanzchef.

Porr-Vorstandschef Karl-Heinz Strauss

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"Schwungvoll begonnen"

Als große Megatrends nannte Strauss neben der Digitalisierung die Dekarbonisierung, die Deglobalisierung und die Demografie."Sie werden heute kein großes Industrieprojekt bekommen, wenn Sie nicht nachhaltig bauen", betonte der Konzernchef. Klimafreundlichkeit sei ein zwingender Punkt.

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"Die Energie muss aber auch sicher, bezahlbar und leistbar sein - das bedarf Übergangszeiten", strich der Porr-Chef hervor. "Das wird nicht von heute auf morgen gehen." Es gebe keinen Industriestaat, der weniger als 60 Prozent aus fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle beziehe. Sein Appell an die Politik: "Lasst die Wirtschaft machen, schafft die Anreize dafür."

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In Summe konnte die Produktionsleistung der Porr 2022 um rund 9 Prozent auf 6,2 Mrd. Euro gesteigert werden. Auf Bauprojekte in Österreich entfiel mit einem Anteil von 46 Prozent der Großteil dieser Leistung. Rund 70 Prozent der Leistung entfielen auf die wichtigsten Heimmärkte Österreich, Deutschland und Polen.

"Die europäische Bauwirtschaft hat zunächst schwungvoll begonnen und wurde dann durch den Ukraine-Konflikt und die steigenden Material- und Energiepreise erneut vor Herausforderungen gestellt", fasste Strauss die Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr zusammen.

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Im Industriebau wurde der Konzern beispielsweise mit dem Rück- und Neubau des Werks der BMW Group in München, zwei neuen Rechenzentren in Berlin und Jawczyce (Polen) sowie der neuen Hauptverwaltung des polnischen Stromnetzbetreibers PSE beauftragt.

Rück- und Neubau des Werks der BMW Group in München

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