Automotive : PKW-Neuzulassungen in Österreich steigen weiter
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Die Pkw-Neuzulassungen haben im Oktober zum dritten mal in Folge zugelegt. Die Statistik Austria verbuchte ein Plus von 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, 16.061 Personenkraftwagen wurden erstmals zum Verkehr zugelassen. "Der österreichische Neuwagenmarkt nimmt wieder Fahrt auf", sagte Generaldirektor Tobias Thomas laut einer Aussendung am Donnerstag. Rund 43 Prozent der neuzugelassenen Autos hatten einen alternativen Antrieb, jedes sechste fährt elektrisch.
Im September hatte es bereits ein Plus von 16,0 Prozent gegeben, im August wurden um 0,5 Prozent mehr Autos neu zugelassen als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Von Jänner bis Oktober 2022 bekamen 179.270 Autos erstmals ein Kennzeichen, die Neuzulassungen lagen heuer somit insgesamt dennoch um 12,4 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. 65,5 Prozent der neuzugelassenen Pkw waren Firmenautos. Insgesamt wurden in den ersten 10 Monaten 261.225 Kraftfahrzeuge (Kfz) neu zugelassen, das waren um 19,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Von Jänner bis Oktober wurden um 17,8 Prozent weniger Diesel- und um 15,6 Prozent weniger Benzinautos neu zugelassen. Auch bei Pkw mit Benzin-Hybrid und Diesel-Hybrid verzeichnete die Statistik Austria Rückgange. Die Neuzulassungen von Elektroautos legten hingegen leicht zu, wobei der Anteil der Firmenautos bei 77,9 Prozent lag.
Auch bei den neu zugelassenen Nutzfahrzeugen gab es von Jänner bis Oktober 2022 Rückgänge, lediglich Sattelzugfahrzeuge (plus 10,8 Prozent) und Lastkraftwagen der Klasse N2 (plus 1,0 Prozent) legten zu. Bei den Zweirädern gab es ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode, die Zahl der neu zugelassenen Wohnmobile stieg um 6,3 Prozent.
100.000 E-Autos in Österreich
Die Anzahl der Elektroautos hat in Österreich im Oktober die 100.000er-Grenze überschritten, rechnet der VCÖ vor. Der Anteil am gesamten Pkw-Bestand betrage nun zwei Prozent, bei den in den ersten neun Monaten neuzugelassenen Pkw würden bereits 14,8 Prozent ausschließlich mit Strom fahren.
Laut Umweltbundesamt würden die heimischen E-Pkw beim Fahren im Schnitt 21 kWh pro 100 Kilometer verbrauchen, der Bedarf der Benzin- und Diesel-Pkw sei umgerechnet in Kilowattstunden mit durchschnittliche 66 kWh dreimal so hoch. Auch verursachten E-Pkw inklusive Fahrzeug- und Batterieherstellung sowie Energiebereitstellung deutlich weniger klimaschädliches CO2 als Benzin- und Diesel-Pkw.
Der VCÖ weist aber auch darauf hin, dass bei E-Pkw sowohl die Energie- als auch die Umweltbilanz mit zunehmender Größe schlechter werden. Umso wichtiger sei, dass auf EU-Ebene und in Österreich auch bei E-Pkw Maßnahmen und Anreize für sparsame Modelle gesetzt werden. "So sollte auch bei Kaufförderungen und Steuerbegünstigungen von E-Pkw der Energieverbrauch ein Kriterium sein", forderte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer am Mittwoch.
Die Wirtschaftskammer Wien sieht die Betriebe als Treiber der Elektromobilität. "Die Wirtschaft ist federführend beim Mobilitätswandel", so Davor Sertic, Spartenobmann Transport und Verkehr in der Kammer in einer Reaktion auf den VCÖ. 90 Prozent der in Wien zugelassenen Elektroautos seien im beruflichen Umfeld in Nutzung.
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"Der Bestand ist sehr hoch, die Auftragseingänge sind sehr schlecht"
Auch der deutsche Automarkt hat sich im Oktober weiter erholt. Nachdem die Neuzulassungen schon im September kräftig gestiegen waren, kamen im vergangenen Monat mit rund 208.600 Fahrzeugen 17 Prozent mehr Neuwagen auf die Straßen als vor Jahresfrist, wie das Kraftfahrt-Bundesamt mitteilte und damit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bestätigte. Allerdings ist das immer noch keine Trendwende.
Vielmehr bauen die Hersteller weiter ihre hohen Auftragsbestände ab, die sich wegen des Materialmangels aufgestaut hatten. "Nach dem Rekordtief im Vorjahr war der vergangene Monat immer noch der zweitschwächste Oktober in der Historie", sagte VDIK-Präsident Reinhard Zirpel. Die Unternehmensberatung EY sprach von einem "Zwischenhoch", das wegen der schwachen Konjunktur und der schwindenden Kaufkraft schon bald vorüber sein dürfte.
"Der Bestand ist sehr hoch, die Auftragseingänge sind sehr schlecht", brachte es ein Branchenvertreter auf den Punkt. Darüber könne auch das kräftige Wachstum nicht hinwegtäuschen, sagte Zirpel. Die Neuzulassungen lägen nach wie vor weit unter dem langjährigen Schnitt. Der Importeursverband geht davon aus, dass die Kaufzurückhaltung der Kunden dem Markt bald wieder ebenso zu schaffen machen werde wie die angespannten Lieferketten. Der seit zwei Jahren anhaltende Engpass bei Halbleitern entspannt sich zwar inzwischen etwas, dafür nehmen Logistikprobleme zu. Die Opel-Mutter Stellantis klagte über einen Mangel an Lkw-Fahrern, weshalb sich Neufahrzeuge auf den Höfen stauten.
In der Statistik der Flensburger Zulassungsbehörde erzielte die VW-Tochter Audi mit knapp 95 Prozent im September den höchsten Zuwachs unter den deutschen Herstellern, gefolgt von der Marke VW mit plus 45,9 Prozent. Ford legte um 19,3 Prozent zu, Mercedes-Benz um 18,5 Prozent. Die Stellantis-Tochter Opel verkaufte dagegen ein Fünftel weniger von ihren Fahrzeugen, die Neuregistrierungen ihrer französischen Schwester Peugeot schrumpften um ein Viertel und bei Renault sanken sie um 20 Prozent. Auch die Oberklassemarke BMW musste Federn lassen - minus 13,9 Prozent. Seit Jahresbeginn fielen die Neuzulassungen um 5,5 Prozent auf rund 2,08 Millionen Fahrzeuge.
Der Anteil batteriebetriebener Fahrzeuge in der Europäischen Union ist im dritten Quartal ebenfalls erneut gestiegen. Zwischen Juli und September machten diese 11,9 Prozent aller neu zugelassenen Pkw aus, wie der Branchenverband Acea in Brüssel mitteilte. Das sind rund zwei Prozentpunkte mehr als im Vergleichszeitraum. Auch Plug-in-Hybride legten leicht auf 22,6 Prozent zu.
Von Angebots- zu Nachfrageschwäche
Der deutsche Automarkt steht nach Einschätzung des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer vor einer Trendwende. Die Autoproduktion von Mai bis August sei um 21 Prozent höher als im Vorjahr - aber jetzt hielten sich Käufer wegen Inflation und drohender Rezession zurück, die Lieferzeiten würden kürzer. "Ein Kippeffekt von einer Angebotsknappheit in einen Kundenmangel oder eine Nachfrageschwäche zeichnet sich immer stärker ab", sagte Dudenhöffer am Donnerstag.
Die Kürzung der Umweltprämie für E-Autos sei da wenig nachvollziehbar. Heute bestellte Batterieautos (BEVs) und Plug-In-Hybride würden meist erst nächstes Jahr zugelassen. "Damit knicken für heute bestellte Elektroautos die Rabatte ein", sagte Dudenhöffer: "Der Listenpreis der 15 meistverkauften BEV lag im September bei 42.586 Euro. Der Rückgang der Rabatte infolge der Umweltprämie bedeutet damit eine Verteuerung von 1.703 Euro für das Durchschnitts-BEV." Beim Plug-In-Hybrid sei der Rabatt auf den durchschnittlichen Listenpreis von 48.985 Euro sogar um 5.976 Euro gekappt worden. "Kaum vorstellbar, dass in dem schwierigen ökonomischen und politischen Umfeld Privatkunden noch Plug-In-Hybride kaufen", sagte Dudenhöffer.
Für Autokäufer komme erschwerend hinzu, dass der Anteil der Eigenzulassungen im August auf 19,9 Prozent gesunken sei - den niedrigsten Wert seit 12 Jahren. "Niedrige Eigenzulassungen bedeuten, dass der Markt für Tageszulassungen und junge Vorführ- und Dienstwagen nahezu ausgetrocknet ist."
Einzelne Autobauer gewährten inzwischen wieder etwas mehr Rabatt, etwa beim Peugeot e208, den Hyundais Kona und Ioniq 5, dem E-Mini Cooper und dem elektrischen Opel Corsa. "Bei den meisten dieser Modelle sanken die Marktanteile der Modelle im Vormonat."
Preisstabil seien bisher Auto-Abos. "Preiserhöhungen bei den Auto-Abos sind allerdings vorgezeichnet. Das gilt insbesondere für Elektroautos und in sehr besorgniserregender Weise für die vollelektrischen Elektroautos ab dem 1.9.2023", sagte Dudenhöffer. Dann falle die Umweltprämie für gewerbliche Zulassungen von BEVs ganz weg. Das werde dazu führen, "dass bei Vermietern und Auto-Abo-Anbieter das Elektroauto nur doch mit sehr spitzen Fingern angefasst wird".
Audi schraubt Prognose zurück
Der deutsche Autobauer Audi schraubt wegen geringerer Auslieferungen seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2022 herunter. Der Umsatz werde im Gesamtjahr mit 60 bis 63 Mrd. Euro um 2 Mrd. Euro geringer ausfallen als bisher vorhergesagt, sagte Audi-Finanzchef Jürgen Rittersberger. Die Umsatzrendite bei der Volkswagen-Tochter werde dagegen mit 11 bis 13 Prozent um 2 Prozentpunkte besser ausfallen als zuvor erwartet.
Mit Blick auf das kommende Jahr sagte Rittersberger, die gut gefüllten Auftragsbücher sprächen für einen starken Start. "Wir gehen weiter davon aus, dass die Nachfrage über der Versorgung liegt." Dieser Nachfrageüberhang sei eine gute Voraussetzung, um hohe Verkaufspreise am Markt durchsetzen zu können. Zugleich gehe aber die Inflation nicht spurlos an Audi vorüber. Neben den steigenden Ausgaben für Rohstoffe und Energie kämen höhere Lohnkosten. "Die Kosten werden höher ausfallen als in diesem Jahr", sagte er. Die Versorgung mit Halbleitern habe sich zwar schon im dritten Quartal leicht verbessert, Audi rechne aber auch 2023 mit Störungen in den Lieferketten.
In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres lieferte Audi knapp 1,2 Mio. Autos an die Kunden aus, das waren um 11,4 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Der Umsatz verbesserte sich dagegen um 4 Mrd. Euro auf knapp 44,6 Mio. Euro, der Betriebsgewinn schnellte von 3,9 auf 6,3 Mrd. Euro nach oben, die Umsatzrendite lag bei 14 Prozent. Rittersberger sprach von einer "sehr starken Preisdurchsetzung": Audi habe weniger oder manchmal gar keine Rabatte geben müssen. Auch die Marken Bentley, Lamborghini und Ducati, die zur Markengruppe gehören, hätten zur starken Performance beigetragen.
Gewinnsprung bei BMW
Gute Geschäfte mit teuren Modellen und die Mehrheitsübernahme eines chinesischen Gemeinschaftsunternehmens treiben den Autobauer BMW weiter an. Die Unternehmensführung um den Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse sieht den Dax-Konzern auch auf dem Weg zu den Jahreszielen.
Allerdings betonte der Rivale von Mercedes-Benz bei der Vorlage der Resultate des dritten Quartals am Donnerstag auch, dass die hohe Inflation und steigende Zinsen sich in den kommenden Monaten auf das Konsumverhalten auswirken werden. Gleichwohl rechnet Finanzchef Nicolas Peter "insgesamt auch 2023 mit einem positiven Momentum" für BMW. Die Aktien gerieten in der Früh unter Druck.
Der Autobauer verdiente im dritten Jahresviertel vor Zinsen und Steuern mit knapp 3,7 Milliarden Euro fast 28 Prozent mehr als vor einem Jahr. In der Autosparte schnellte das operative Ergebnis um fast 64 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro nach oben. Die von Investoren besonders beachtete operative Marge in dem Segment erreichte 8,9 Prozent nach 7,8 Prozent vor einem Jahr. Für 2022 stehen hier weiter 7 bis 9 Prozent im Plan.
Für die BMW-Papiere ging es am Vormittag um rund zweieinhalb Prozent auf 78,21 Euro abwärts, was einen der hinteren Plätze im Dax bedeutete. Aus der jüngsten Kurserholung um bis zu rund einem Fünftel vom Mehrmonatstief Ende September ist damit erst einmal die Luft raus.
Wenngleich BMW mit dem operativen Ergebnis die durchschnittlichen Analystenschätzungen übertraf, könnten die unveränderten Ziele laut dem Branchenexperten Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC einige Investoren enttäuschen. Manch einer habe wohl auf eine Anhebung gehofft, erklärt er. Das unveränderte Margenziel könnte Zugeständnisse an die Zulieferer in Preisverhandlungen sowie Logistikkosten reflektieren. Allerdings sei BMW bei den Prognosen in der Regel auch "notorisch konservativ".
In der Finanzdienstleistungssparte fiel das operative Ergebnis von Juli bis Ende September indes um 30 Prozent auf 679 Millionen Euro. So hielten sich Verbraucher beim Kreditkauf von Autos zurück. Zudem verwies BMW auf eine höhere Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle angesichts der Unsicherheiten.
Der Konzernumsatz legte im dritten Quartal um gut 35 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich erzielte BMW einen Überschuss von 3,2 Milliarden Euro, nach 2,58 Milliarden vor einem Jahr. Die im Sommer leicht gesenkte Absatzprognose bestätigte BMW ebenfalls. So rechnen die Münchener 2022 mit einem Autoabsatz "leicht unter" dem Vorjahresniveau von 2,5 Millionen Autos. Das bedeutet ein Minus zwischen einem und knapp fünf Prozent.
Nach neun Monaten bringt BMW es auf einen Absatz von insgesamt 1,75 Millionen Autos und damit im Jahresvergleich 9,5 Prozent weniger. Dabei zeigte sich allerdings im dritten Quartal schon eine Besserung: Insgesamt, also inklusive der Marken Mini und Rolls Royce, schlug der Dax-Konzern in dieser Zeit rund 588.000 Autos los, womit er das Vorjahresniveau fast erreichte.
Wir müssen uns auf Krisen vorbereiten.Uwe Hochgeschurtz, Europa-Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis
Nächste Krise schon am Horizont?
In der Autoindustrie macht sich angesichts des Abschwungs der Weltwirtschaft Sorge über eine Absatzkrise im kommenden Jahr breit. Der Auftragseingang schwäche sich ab, erklärten die Chefs der Marken Volkswagen und Seat. "Der Gesamtmarkt wird zurückgehen", sagte Seat-Chef Wayne Griffiths beim Branchengipfel des Instituts für Automobilwirtschaft (ifa) in Nürtingen.
Auch VW-Markenchef Thomas Schäfer erwartet, "dass uns ein steiferer Wind entgegenweht im nächsten Jahr." Weniger Wirtschaftswachstum oder Rezession bremst den Automarkt, davon geht auch der Europa-Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis Uwe Hochgeschurtz aus: "Wir müssen uns auf Krisen vorbereiten", sagte er.
Branchenkenner gehen von einem Einbruch am Automarkt 2023 aus. So erwartet Peter Fuß, Autoexperte der Unternehmensberatung EY, dass die Neuzulassungen in Europa in den nächsten Monaten noch steigen dank des Rückstaus bei Aufträgen, die wegen der Chipkrise noch nicht abgearbeitet werden konnten. Für das erste Halbjahr seien die Aussichten aber düster: "Konjunktureinbruch, Energiekrise, Inflation: Die Rahmenbedingungen sind denkbar schlecht. Die Nachfrage nach Neuwagen wird darunter massiv leiden." Autohändler klagten bereits über Stornierungen.
Ein Nachfrageeinbruch sei nicht länger nur ein vages Risiko, sondern werde bereits Realität, hieß es kürzlich auch in einer Analyse der Schweizer Bank UBS. Da die Verbraucher in der Rezession ihr Geld zusammenhielten, müssten die Hersteller die mit dem Angebotsmangel gestiegenen Preise wieder senken und bekämen weniger große, teurere Wagen los. Zugleich stiegen die Kosten. Im kommenden Jahr könnten die Autobauer nach Prognose von UBS daher bis zu vier Prozentpunkte Umsatzrendite einbüßen, ihre Gewinne würden sich in etwa halbieren.
Nach einer Studie von S&P Global Mobility könnte die Autoproduktion in Europa 2023 bei einer Eskalation der Energiekrise um fast 40 Prozent oder mehr als eine Million Fahrzeuge pro Quartal einbrechen. Dahinter steckt die Annahme, dass es bei explodierenden Energiepreisen und Stromausfällen zu Produktionsstopps kommt.
Die Automanager auf dem Branchentreff in Nürtingen gaben sich unterdessen zuversichtlich, einen Absatzrückgang verkraften zu können. BMW-Vertriebschef Pieter Nota sagte, das Management des größten Premiumautobauers der Welt sei eher optimistisch. "Wir sehen das nicht als Krise, wir sehen das als Chance, uns noch stärker aufzustellen." Seat-Boss Griffiths erklärte, im Fall sinkenden Absatzes müsse die Gewinnschwelle schon früher erreicht werden, um die Renditen zu sichern. "Wir und der Handel kommen da durch", betonte er. Die Stimmung sei in Deutschland besonders schlecht im Vergleich zu Spanien. Auch Stellantis-Manager Hochgeschurtz setzt auf die Anpassungsfähigkeit der Branche, die sie gerade beim Umstieg auf Elektromobilität unter Beweis stelle. Die bevorstehende Krise bedeute nicht, dass Autohersteller und Handel schlechten Zeiten entgegengingen.
Europa ab 2025 Autoimporteur?
Europa wird nach Einschätzung der Unternehmensberatung PwC ab 2025 mehr Autos importieren als exportieren. "China wird zum E-Auto-Exporteur", schreiben die Branchenexperten in einer am Freitag veröffentlichten Studie: "Während chinesische Hersteller immer mehr BEVs in Europa verkaufen, verlagern sowohl europäische als auch amerikanische Hersteller ihre BEV-Produktion zunehmend nach China." BEV ist die englische Abkürzung für elektrisch angetriebene Autos.
Im vergangenen Jahr hatten europäische Autobauer lediglich 35.000 BEVs aus China nach Europa exportiert, dieses Jahr dürften es schon 66.000 sein. In drei Jahren könnten in Europa knapp 800.000 Autos aus chinesischer Produktion verkauft werden, davon rund 330.000 aus den chinesischen Werken europäischer Autokonzerne. "Diese Entwicklung führt dazu, dass Europa 2025 bereits einen Importüberschuss von mehr als 221.000 Fahrzeugen (Verbrenner und Elektroautos) erreichen könnte", heißt es in der PwC-Studie. 2015 hatte Europa noch einen Exportüberschuss von 1,7 Millionen Fahrzeugen gehabt.
Der Automobilstandort Europa gerate von mehreren Seiten unter Druck, sagte Jörn Neuhausen, Leiter Elektromobilität bei PwC Strategy& Deutschland: "Neben den gestörten Lieferketten machen den Herstellern in Europa vor allem die gestiegenen Energiepreise zu schaffen." Hinzu komme aktive Industriepolitik in den USA und anderen Staaten, die bestimmte Branchen fördern und Lieferketten lokalisieren.
Die europäischen Hersteller kämpften mit Lieferproblemen und setzten vor allem auf teure BEV-Modelle. Die chinesischen Hersteller dagegen brächten inzwischen günstige Elektro-Modelle mit neuer Technik und neuen Konzepten nach Europa. "Als Ergebnis sehen wir, dass es kein europäisches Modell in die Top 5 der meistverkauften E-Autos weltweit schafft", sagte PwC-Branchenexperte Felix Kuhnert.