Borealis und Borouge : OMV und Adnoc: Milliarden-Fusion steht kurz bevor

Borealis Burghausen

Fusion von Borealis und Borouge: Borealis-Standort im deutschen Burghausen

- © Borealis

Die Fusion des gemeinsamen Petrochemiegeschäfts der österreichischen OMV und der staatlichen Ölgesellschaft Adnoc aus Abu Dhabi ist Insidern zufolge praktisch unter Dach und Fach. Wie zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten, steht die Vereinbarung über den Zusammenschluss von Borealis und der börsennotierten Borouge kurz vor dem Abschluss und könnte noch am Donnerstag verkündet werden.

>>> OMV: Energie-Konzern aus den Emiraten wird zweitgrößter Aktionär

An Borealis ist die OMV mit 75 Prozent und die Adnoc mit 25 Prozent beteiligt, an Borouge hält die Adnoc 54 Prozent und die Borealis 36 Prozent. Das entstehende Unternehmen hätte einen Wert von rund 30 Milliarden Dollar, so einer der Insider. Zu den Informationen wollten sich weder Adnoc noch OMV äußern.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

OMV oder Adnoc: Wer übernimmt zukünftig die Kontrolle?

Teil der Vereinbarung ist eine Kapitalspritze, die dazu führen wird, dass Adnoc und OMV zu gleichen Teilen an der fusionierten Gruppe beteiligt sein werden, sagten die Insider. Adnoc und OMV wollten die Informationen nicht kommentieren. Der Kurs der OMV-Aktie stieg in der Spitze um bis zu 3,6 Prozent auf 40,32 Euro.

>>> Von grünem Wasserstoff bis zur Geothermie: Die OMV und die Universität Stanford kooperieren

Die OMV hatte die Pläne für eine Fusion im Juli bestätigt. Damals hieß es, Borealis und Borouge sollten gleichberechtigte Partner unter dem Dach einer gemeinsam kontrollierten und an der Börse notierten Plattform werden. Der Chef der OMV, Alfred Stern, sprach von einer „starken und überzeugenden industriellen Logik“. Verhandelt werden müsse aber noch über die Bewertung und die finanziellen Rahmenbedingungen.

>>> So arbeiten OMV und Wien Energie an der Fernwärme-Versorgung

Bereits vor Monaten wurde bekannt, dass Verhandlungen laufen. Umstritten war jedoch die Frage, wer die Kontrolle über das neu entstehende Unternehmen haben sollte. Dem Vernehmen nach strebt die OMV eine Aufteilung zu gleichen Teilen an. Der Rest soll in Streubesitz bleiben. Allerdings ist die Bewertung von Borouge etwa doppelt so hoch wie die von Borealis.

Welche Auswirkungen hätte die Fusion für Österreich?

Teil der nun getroffenen Vereinbarung dürfte auch eine Kapitalspritze für Borouge sein. Da die Bewertung von Borouge etwa doppelt so hoch ist wie die von Borealis, soll die OMV Geld nachschießen, damit beide Partner zu gleichen Teilen Teilhaber des neuen Chemiekonzerns sein können. Zuletzt war davon die Rede, dass die Österreicher eineinhalb bis zwei Milliarden Euro zuschießen. Die österreichische Regierung war sehr um den Erhalt des Sitzes der Gesellschaft im Land bemüht. Dies scheint auch gelungen zu sein.

>>> OMV und Neptun Deep: Großes Erdgas-Förderprojekt im Schwarzen Meer wird Realität

Nach Ansicht von Experten macht der Zusammenschluss aus strategischer Sicht durchaus Sinn. Vom technologischen Know-how, das der Kunststoffspezialist Borealis einbringe, könne Borouge profitieren. Borealis wiederum bekomme Zugang zu günstigeren Rohstoffen und habe einen besseren Zugang zu den stark wachsenden Märkten in Asien.

Die Ankündigungen lösten vor einigen Monaten Besorgnis in Österreich aus. Befürchtet wird z.B. ein Kontrollverlust der OMV über Borealis durch die Bewertung der eingebrachten Unternehmensanteile, eine Verlagerung der Zentrale aus Wien und eine Steuerung der Geschäfte aus Abu Dhabi.

>>> Borealis: Was bedeutet der Verkauf der Düngemittel-Sparte für Österreich?

Die Abu Dhabi National Oil Company, wie Adnoc ausgeschrieben heißt, wird vom früheren OMV-Chef Rainer Seele beraten und machte wie andere Ölkonzerne im vergangenen Jahr Rekordgewinne und ist auf Einkaufstour. Insgesamt 150 Milliarden Dollar für Investitionen hat der Staatskonzern aus den Emiraten laut Medienberichten auf der hohen Kante. In Deutschland sind unter anderem die BASF-Tochter Wintershall DEA und der Chemiekonzern Covestro ins Visier von Adnoc geraten: Adnoc hat zuletzt fast zwölf Milliarden Euro für den deutschen Kunststoffhersteller Covestro geboten - doch der Vorstand hält das Angebot noch für zu niedrig.

>>> Was passiert, wenn die Ukraine kein Gas mehr in den Westen leitet, Herr Stern?

Borealis gilt als einer der weltweit führenden Polyolefinproduzenten und ist für OMV ein zentraler Baustein in der Umsetzung der Strategie 2030, mit der OMV das Ziel der CO2-Neutralität im Jahr 2050 erreichen will. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das traditionelle Öl- und Gasgeschäft zurückgefahren werden, während die Chemiesparte zum Wachstumstreiber werden soll. Erst im Frühjahr war Adnoc mit dem Staatsfonds von Abu Dhabi, Mubadala, übereingekommen, dessen 25-Prozent-Anteil an Borealis zu übernehmen.

Borealis-Zentrale in Wien

- © Borealis