Urbane Energieversorgung : So arbeiten OMV und Wien Energie an der Fernwärme-Versorgung

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Bis zu 200.000 Haushalte sollen laut Plänen von OMV und Wien Energie in Zukunft mit Fernwärme versorgt werden

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Um die Wärmewende voranzutreiben, haben OMV und Wien Energie das Gemeinschaftsunternehmen deeep gegründet. Um die Tiefengeothermie voranzutreiben, werden zunächst 20 Millionen Euro investiert. In weiterer Folge sind Anlagen mit einer Leistung von bis zu 200 Megawatt geplant, mit denen bis zu 200.000 Haushalte mit dekarbonisierter, also klimaneutraler Fernwärme versorgt werden können, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.

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"Wir haben das gemeinsame Ziel, die Energieversorgung in Wien noch nachhaltiger zu machen. Wir setzen auf die klimaneutrale Technologie der Tiefengeothermie", sagte OMV-Chef Alfred Stern. Es handele sich um einen "Zusammenschluss mit einem langjährigen Partner". Die Ergebnisse der bisher in Aderklaa durchgeführten Tests seien positiv.

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Zentraler Baustein für die klimaneutrale Wärmeversorgung Wiens

Ein erstes Projekt soll in Wien-Aspern durchgeführt werden. Ziel dieser Anlage ist die Gewinnung von Erkenntnissen und Daten für Folgeprojekte. Insgesamt sind bis zu sieben Anlagen in Planung, die Bohrungen haben eine Tiefe von drei bis fünf Kilometern. Eine Anlage, wie sie in Aspern in Planung ist, wird grob geschätzt rund 80 Millionen Euro kosten und eine Leistung von etwa 20 Megawatt haben. Die Wärme des Tiefenwassers wird genutzt, das Wasser zurück in die Erde gepumpt. Die OMV hat Erfahrung mit dem Bohren, Wien Energie mit der Verteilung der Wärme über ihr Netz an die Kunden.

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Die Fernwärme sei ein zentraler Baustein für die klimaneutrale Wärmeversorgung Wiens, sagte Peter Weinelt, designierter Generaldirektor der Wiener Stadtwerke und damit der Wien Energie-Mutter. Für das Ziel, die Fernwärme bis 2040 klimaneutral zu machen, sei die Tiefengeothermie ein zentraler Baustein. "Dafür sind starke Partner nötig." Und: "Alle großen Dinge haben einmal klein begonnen."

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Wien-Energie-Chef Michael Strebl erklärte, dass die Wärmeversorgung derzeit für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen in Wien verantwortlich ist. Das sei gleich viel wie die Emissionen aus dem Verkehr, der Strom sei für 20 Prozent der Emissionen verantwortlich. Bis 2030, so Strebl, sollen 900 Gigawattstunden Fernwärme aus Geothermie kommen.

Geplante Nutzung in Wien, schematische Darstellung, Quelle: Wien Energie; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie?lich Kunden mit einer g?ltigen Vereinbarung f?r Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. F?r weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 1465-23, 88 x 140 mm
So funktioniert Tiefengeothermie (schematische Darstellung) - © APA

Nutzung einer regionalen Energiequelle

Gut ein Drittel der derzeit 440.000 Fernwärmekunden könnten auf diese Weise klimaneutral mit Wärme versorgt werden, so Strebl. Der stark witterungsabhängige Fernwärmeendverbrauch liege derzeit bei rund 6.500 Gigawattstunden. 55 bis 60 Prozent der Fernwärme stamme derzeit aus Gas, der Rest aus Abwärme - etwa aus dem Manner-Werk im Westen Wiens oder aus der Müllverbrennung in der Spittelau.

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"Im Endzustand möchten wir grob gesagt vierteln", so der Manager: "Aus einer Großwärmepumpe soll ein Viertel bis zu einem Drittel der Fernwärme entstehen, ein Viertel aus der Müllverbrennung, ein Viertel aus der Geothermie und ein Viertel auf einem zu errichtenden Kraftwerk auf Grünbasis." Bis 2040 werde die Fernwärme einen Energiebedarf von rund 2.250 Gigawattstunden ausmachen, so Strebl.

Eine Wärmewende sei nur möglich, wenn nicht nur umgestellt, sondern auch beim Verbrauch gespart werde, betonte er deutlich. Rund 20 Milliarden Euro würde die gesamte Wärmewende kosten - ohne die Kosten für das Stromnetz.

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Die Technologie verringere die Abhängigkeit von Energieimporten und sei eine regionale Energiequelle. Das betonten die deeep-Partner mehrfach. Darüber hinaus sei sie zu 100 Prozent klimaneutral. Das Wasser in mehr als 3.000 Metern Tiefe ist über 100 Grad Celsius heiß.

Michael Strebl, Vorsitzender Geschäftsführung Wien Energie
Michael Strebl, Vorsitzender Geschäftsführung Wien Energie - © Martina Draper

Funktionsprinzip der Geothermie

Das Heißwasservorkommen soll genutzt werden, um Fernwärme zu erzeugen. Die Wasserförderung aus dem Untergrund erfolgt mittels Förderpumpe. Nach Angaben der OMV wird dem Wasser an der Oberfläche mittels Wärmetauscher die Wärme entzogen. Die gewonnene Wärme ist Gegenstand der Einspeisung und Verteilung in das Fernwärmenetz. Das abgekühlte Wasser wird, nachdem die Wärme entzogen wurde, wieder in das ursprüngliche Reservoir zurückgeführt. Auf diese Weise entsteht ein in sich geschlossener erneuerbarer Kreislauf. Auch bei der Öl- und Gasförderung wird das hochgepumpte Wasser oft von den fossilen Energieträgern getrennt und wieder in die Erde gepumpt, erklärte OMV-Chef Stern vor Journalistinnen und Journalisten.