OMV fördert bald Erdgas im Schwarzen Meer : OMV und Neptun Deep: Großes Erdgas-Förderprojekt im Schwarzen Meer wird Realität

OMV-Plattform in Rumänien

Die OMV hat grünes Licht für das lange verzögerte Erdgasförderprojekt Neptun Deep im Schwarzen Meer gegeben

- © OMV

Das Projekt Neptun wurde wiederbelebt: Die OMV hat grünes Licht für das lange verzögerte Erdgasförderprojekt Neptun Deep im Schwarzen Meer gegeben. Wie der teilstaatliche börsenotierte Konzern am Mittwoch mitteilte, belaufen sich die Kosten für die Erschließung der Gasfelder Domino und Pelican South vor der Küste Rumäniens auf rund vier Milliarden Euro. Die Ausgaben würden vor allem in den Jahren 2024 bis 2026 anfallen. Die Kosten würden mit dem Partner, dem rumänischen Staatskonzern Romgaz, geteilt.

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Auf rund 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas schätzt die rumänische OMV-Tochter Petrom das Potenzial des Gasfeldes. Voraussichtlich 2027 soll das erste Gas aus dem Tiefseeprojekt fließen. Voraussetzung für die Realisierung des Projekts ist die Genehmigung durch die rumänische Behörde für Bodenschätze.

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Südöstlich der Schlangeninsel im Schwarzen Meer liegt das Gasfeld Neptun

- © Google Maps

Rumänien bald größter Erdgasproduzent der EU

"Dank Neptun Deep wird Rumänien der größte Erdgasproduzent in der EU werden, und eine zuverlässige und sichere Energiequelle für die Region darstellen. Gleichzeitig wird es die Position unserer Gruppe in der Schwarzmeerregion und in Südosteuropa stärken", sagte OMV-Chef Alfred Stern. OMV Petrom rechnet durch das Projekt mit einer Steigerung des operativen Gewinns (Ebit) des Unternehmens um die Hälfte bis zum Jahr 2030.

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Die Entdeckung eines Gasfeldes im Schwarzen Meer gab die Wiener OMV erstmals 2012 bekannt. Es ist eines der größten in der Europäischen Union (EU). Doch die Erschließung des Feldes, das mehr Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen bringen würde, verzögerte sich politisch lange. Zudem sprang der ursprüngliche Partner, der US-Ölgigant ExxonMobil, ab. Für mehr als eine Milliarde Dollar übernahm Romgaz dessen Hälfte des Projekts. Die Betriebsführung ging an die OMV Petrom über.

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Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine und die Energiekrise haben die Diskussion um die Ausbeutung des Feldes neu entfacht. In Rumänien wurden die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen einschließlich eines neuen Steuergesetzes verabschiedet, das OMV-Chef Alfred Stern als Voraussetzung für die endgültige Investitionsentscheidung bezeichnete. Eine Entscheidung kündigte er für Mitte 2023 an.

OMV-CEO Alfred Stern: „Ich freue mich, dass unsere langjährigen gemeinsamen Bemühungen endlich Früchte tragen."

- © OMV Solutions GmbH

Von Russland unabhängig

Rumänien habe das Potenzial, ein Netto-Exporteur von Erdgas zu werden, wenn das Tiefsee-Gasprojekt 2027 in Betrieb gehe, sagten die Chefs der Betreiberfirmen am Donnerstag in Bukarest. Das riesige Gasfeld vor der rumänischen Küste wird von der rumänischen OMV-Tochter Petrom und dem Erdgasproduzenten Romgaz entwickelt.

Die beiden Unternehmen hatten am Mittwoch grünes Licht für das lang erwartete Projekt gegeben. Die Gesamtkosten werden auf 4 Milliarden Euro geschätzt. Die förderbare Menge wird auf 100 Milliarden Kubikmeter geschätzt.

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Der Gasbedarf in Rumänien werde bis zum Ende des Jahrzehnts steigen, sagte die Vorstandsvorsitzende der rumänischen OMV-Tochter Petrom, Christina Verchere. Petrom gehört zu 51 Prozent der OMV, gut 20 Prozent hält der rumänische Staat. Das Gas aus dem Neptun-Projekt würden die beiden Unternehmen dann getrennt verkaufen.

Nach den Worten von Romgaz-Chef Razvan Popescu wird Rumänien künftig in der Lage sein, Gas nach Moldawien und in andere Nachbarländer zu exportieren. Das südosteuropäische Land grenzt auch an die Ukraine, Ungarn, Serbien und Bulgarien.

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Derzeit ist Rumänien, das selbst über riesige Gasvorkommen verfügt, die aber seit Jahren nicht genutzt werden, auf Lieferungen aus Russland angewiesen. Durch die Ausbeutung von Neptun Deep könnte das Land unabhängiger werden, da mehr als der gesamte Gasbedarf Rumäniens gedeckt werden könnte.

Die Petrom-Chefin Verchere schätzt, dass das Projekt während seiner gesamten Laufzeit dem rumänischen Staat Einnahmen in Höhe von 20 Mrd. Euro bringen wird. Um die milliardenschwere Entwicklung zu finanzieren, hatte Romgaz Kredite aufgenommen, sagte Popescu. Refinanziert werden sollen diese mit der Ausgabe von Anleihen. Popescu zufolge wird sich Romgaz um ein Rating bemühen und zwei getrennte Emissionen mit einem Richtwert von einer Milliarde Euro in Erwägung ziehen.

Das Projekt könnte dem rumänischen Staat bis zu 20 Milliarden Euro bringen

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Kritik von Greenpeace und Attac

Zehn Bohrlöcher, drei Unterwasser-Fördersysteme und die dazugehörigen Pipelines, eine Offshore-Plattform, die Hauptgasleitung in die Stadt Tuzla östlich von Bukarest sowie eine Gasmessstation sind die Infrastruktur für die Erschließung der beiden Erdgasfelder Domino und Pelican South.

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Greenpeace und Attac äußerten heute Kritik. Laut Greenpeace bedroht das Projekt die Artenvielfalt im Schwarzen Meer und heizt die Klimakrise an. "Während die Klimakrise eskaliert, investiert die OMV Milliarden in ein fossiles Verbrechen, das mindestens so viele Treibhausgase verursachen wird wie ganz Österreich in zweieinhalb Jahren. Statt weiter fossile Projekte zu finanzieren, wäre die OMV besser beraten, mit dem Geld den eigenen Betrieb auf einen klimaneutralen und kreislaufwirtschaftlichen Kurs zu bringen", so Greenpeace-Klimaexperte Marc Dengler.

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Einen Projektstopp fordert auch Attac. "Die 5,2 Milliarden Euro Nettogewinn 2022, die von Verbraucher*innen in die Taschen der OMV flossen, werden also nicht in Projekte für Erneuerbare Energien investiert, wie so oft behauptet", kritisiert Max Hollweg von Attac Österreich und rechnet vor: Die gesamten Investitionen in Windenergie in Österreich beliefen sich 2022 auf 480 Mio. Euro.