Griff nach deutschem Chemiekonzern? : Übernahme-Poker: Covestro öffnet Übernahmeinteressent Adnoc die Tür

Covestro HQ Leverkusen

Covestro Headquarter in Leverkusen

- © Oliver Berg / dpa / picturedesk.com

Übernahmefantasien haben die Aktien des Kunststoffkonzerns Covestro auf einen Höhenflug geschickt. Die Papiere stiegen am Montag als größter Gewinner im Leitindex Dax in der Spitze um mehr als vier Prozent auf 53,66 Euro. Im Verlauf hatten sie nach einem Plus von fast acht Prozent zum Wochenschluss noch rund 2,5 Prozent zugelegt.

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Covestro hatte am Freitag bestätigt, ergebnisoffene Gespräche mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi aufgenommen zu haben. Adnoc ist an einer Übernahme des Leverkusener Unternehmens interessiert.

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Die Covestro-Aktie legt kräftig zu

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"Erfreulich, dass Covestro nun in die Verhandlungen mit Adnoc eingetreten ist"

"Es ist sehr erfreulich, dass Covestro nun in die Verhandlungen mit Adnoc eingetreten ist. Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass das Covestro-Management im Sinne der Eigentümer handelt", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von der Fondsgesellschaft Union Investment. "Jetzt gilt es, sowohl den Angebotspreis als auch die strategische Ausrichtung, Standortgarantien etc. zu evaluieren." Die Fondsgesellschaft, die zu den 20 größten Aktionären des Unternehmens gehört, hatte sich Ende August zusammen mit einem weiteren Großaktionär, der anonym bleiben wollte, für offizielle Gespräche zwischen den beiden Unternehmen ausgesprochen.

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Bereits im Juni war durchgesickert, dass Adnoc an Covestro interessiert sei. Damals hatte der Ölgigant aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) Insidern zufolge zunächst informell ein Angebot in Höhe von 55 Euro je Covestro-Aktie abgegeben. Im Juli winkte Adnoc dann mit 57 Euro je Anteilsschein. Das stieß bei Covestro aber auf wenig Gegenliebe. Zuletzt signalisierte der Mineralölkonzern die Möglichkeit, das Angebot noch einmal auf 60 Euro je Aktie zu erhöhen. Die Transaktion hätte ein Volumen von rund 11,6 Milliarden Euro. An der Börse waren viele Beobachter skeptisch, ob es tatsächlich zu einem formellen Angebot kommt. Analysten hatten 60 Euro je Aktie aber als möglichen Startpunkt für Gespräche gesehen. Covestro hatte sich bislang nicht zu dem Übernahmeinteresse geäußert.

Warum will Adnoc Covestro kaufen?

Ob, in welcher Form und gegebenenfalls zu welchen Konditionen es zu einer Vereinbarung komme, sei offen und hänge vom Verlauf der weiteren Gespräche ab, betonte das Covestro-Management am Freitag. Analyst Markus Mayer von Baader Helvea sieht eine Übernahmewahrscheinlichkeit von 30 Prozent bei 70 Euro je Aktie. "Mit den Nachrichten vom Freitag könnte sich diese Wahrscheinlichkeit erhöhen." Covestro will in den Gesprächen vor allem die weitere Umsetzung seiner Strategie einschließlich der entsprechenden Regelungen zur Corporate Governance thematisieren.

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Auf eine Sicherung der Arbeitsplätze pocht laut "Rheinischer Post" die Gewerkschaft IG BCE. "Für die Covestro-Belegschaftsvertretungen und die IG BCE ist entscheidend, dass der Konzern jetzt nachhaltig zukunftsfest gemacht wird. Das gilt vor allem für Standorte und Beschäftigung", zitiert die Zeitung einen Sprecher in ihrer Montagausgabe. Bis Ende 2028 sind die rund 7.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Covestro in Deutschland vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Weltweit sind bei Covestro rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

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Bei Covestro handelt es sich um die ehemalige Kunststofftochter von Bayer, die der Leverkusener Konzern im Jahr 2015 an die Börse gebracht hatte. Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern Adnoc, der auch Raffinerieprodukte und Petrochemikalien herstellt, Zugang zu fortschrittlicheren Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, bei der Wärmedämmung von Gebäuden sowie bei Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen. Der Vorstandsvorsitzende Sultan al-Jaber leitet den Vorstoß des Unternehmens in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien.

Der neue Covestro Campus in Leverkusen

- © Covestro

Adnoc als „verlässlicher Partner“?

Adnoc biete sich dem Konzern als „verlässlicher Partner“ für die Finanzierung von Investitionen und für die mittelfristige Lieferung von grünem Wasserstoff als Energieträger an. Das bestätigten mehrere mit der Situation vertraute Personen dem Handelsblatt. In dem aktuellen Übernahmevorschlag werde Covestro zudem Eigenständigkeit zugesichert.

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Adnoc-Chef Sultan al-Jaber leitet den Vorstoß des Unternehmens in neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas und Chemikalien. Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern, der auch Raffinerieprodukte und petrochemische Erzeugnisse herstellt, Zugang zu fortschrittlicheren Materialien verschaffen, die in Elektrofahrzeugen, Wärmedämmung für Gebäude sowie Beschichtungen, Klebstoffen und technischen Kunststoffen zum Einsatz kommen.