Windanlagen : Grünes Licht für Siemens-Gamesa Übernahme

Der Aufbau eines Onshore-Windrads durch Siemens Gamesa

Spanische Aufsicht gab grünes Licht für Siemens-Gamesa-Übernahme

- © YouTube/SiemensGamesa

Die spanische Wertpapieraufsicht CNMV hat grünes Licht für die mehr als 4 Mrd. Euro schwere Komplettübernahme von Siemens Gamesa durch die Muttergesellschaft Siemens Energy gegeben. Das 4,05 Mrd. Euro schwere Übernahmeangebot sei am Montag genehmigt worden, teilte die CNMV mit. Rund ein halbes Jahr nach der Ankündigung im Mai kann der deutsche Energietechnik-Konzern damit die übrigen Aktionäre der spanischen Windkraft-Tochter herauskaufen.

>>> Siemens-Manager Mangler: "Mit Gigafactorys wird Fleischtopf größer"

Siemens Energy hält bereits gut 67 Prozent an Siemens Gamesa und erhofft sich von der Komplettübernahme direktere Durchgriffsmöglichkeiten bei der börsennotierten, verlustreichen Tochter. Bisher hatte der Mehrheitsaktionär nur über den Aufsichtsrat Einfluss auf die börsennotierte Firma. Siemens-Energy-Chef Christian Bruch hatte eigentlich gehofft, das Angebot für die restlichen 33 Prozent schon im September vorlegen zu können.

>>> Welchen Ruf hat Siemens im Internet? Der Reputation Report 2022 liefert Antworten.

Fall für den Sanierer

Vor allem bei Einkauf und Logistik erhofft sich Bruch laut früheren Angaben bei einer vollständigen Integration von Siemens Gamesa jährliche Synergien von rund 300 Millionen Euro. „Eine Integration erlaubt uns, auf eine gemeinsame Infrastruktur zuzugreifen“, sagte er im Mai. Zudem sei es so leichter, eigene Leute oder sonstige Unterstützung zu schicken.

>>> Das sind Österreichs 1.000 Top-Manager.

Erst kürzlich hatte Siemens Energy Jochen Eickholt als Vorstandschef bei Siemens Gamesa eingesetzt. Dieser hatte sich im Siemens-Konzern einen Ruf als erfolgreicher Sanierer erarbeitet. Unter seiner Leitung wurden mehrere Manager ausgetauscht und die Streichung von 2900 Stellen angekündigt.

"Solch eine Entscheidung zu treffen, ist nie einfach", sagte Eickholt. "Aber jetzt ist es an der Zeit, entschiedene und notwendige Maßnahmen zu treffen, um die Wende zu schaffen und eine nachhaltige Zukunft zu sichern." Siemens Gamesa müsse stärker und wettbewerbsfähiger werden. Die Branche leidet unter steigenden Kosten unter anderem für Stahl und Logistik, die bisher nicht auf die Kunden abgewälzt werden können.

>>> Wolfgang Hesoun: Bei Energie von einem Markt zu sprechen "ist fast zynisch"

Siemens Games ist der Hoffnungsträger für den Siemens-Kontern für die Herstellung von Gas- und Dampfturbinen, leidet aber seit Jahren unter Verlusten, falschen Gewinnprognosen und Negativ-Schlagzeilen. Auch bei den neuen 5.X-Windturbinen gibt es große Probleme. Zehn bis 15 verlustbringende Projekte mit der Onshore-Plattform dürften das Sorgenkind von Siemens Energy aber noch bis ins Jahr 2024 belasten, räumte Eickholt in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters ein. Bis Jahresende will Eickholt das 5.X-Projekt stabilisieren. Siemens Gamesa ist der weltgrößte Hersteller von Windanlagen auf hoher See (Offshore). Die 5.X-Plattform sollte das spanische Unternehmen auch im Onshore-Geschäft voranbringen.

Fall für den Sanierer: Jochen Eickholt, CEO bei Siemens Gamesa

- © Siemens Energy

Die Branche leidet

Trotz des Booms bei erneuerbaren Energien kämpfen viele Windturbinen-Hersteller derzeit mit einem immensen Druck auf die Margen. Die Ursachen reichen bis ins Jahr 2017 zurück. Damals hatten zahlreiche Länder das großzügige Fördersystem für solche Anlagen durch Auktionsverfahren ersetzt. Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine kamen hinzu. Neue Konkurrenten, vor allem aus China, hätten Siemens Gamesa in Märkten wie Brasilien und Indien das Leben noch schwerer gemacht, sagte Eickholt.

Die Windanlagenbauer kämpfen zudem mit rasant steigenden Kosten für Stahl und Logistik, die sie laut den Verträgen bisher nicht auf die Kunden abwälzen können. Eickholt will das ändern - und sieht erste Erfolge beim Versuch, die Preise anzupassen: "Es ist ... schwierig, aber wir machen Fortschritte, Schritt für Schritt." Das Geschäft in den vergangenen drei Monaten sei "ganz solide" gewesen. "Nicht allzu gut, aber auch nicht allzu schlecht."