Borealis und Borouge bald ein Chemiekonzern : Fusioniert die OMV ihre Tochter Borealis mit Borouge?

Borealis-Fabrik in Linz, Oberösterreich

Fusionieren Borealis und Borouge zu einem Konzern?

- © Borealis

Abu Dhabi und der österreichische Ölkonzern OMV erwägen Kreisen zufolge, ihre Unternehmen Borouge und Borealis zusammenzulegen. Durch eine Fusion könnte ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von mehr als 30 Milliarden Dollar (27,5 Milliarden Euro) entstehen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Bei der OMV war man am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur APA zu einer Bestätigung der Entwicklung nicht bereit.

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Man kommentiere keine Marktspekulationen, hieß es in der Pressestelle. Der Kurs der OMV-Aktie sprang am Dienstagnachmittag gegen 17.00 Uhr um 7,35 Prozent auf 42,77 Euro nach oben.

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Gespräche immer wieder unterbrochen

Die mögliche Bewertung sowie die Eigentümerstruktur sind laut Insidern noch Gegenstand von Gesprächen. Diese könnten in den kommenden Wochen in formelle Fusionsverhandlungen münden. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Gespräche, die zwischenzeitlich unterbrochen wurden. Auch jetzt könne es zu Verzögerungen oder einem Abbruch kommen.

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Die Wiener Borealis gehört zu 75 Prozent der OMV, den Rest hält die staatliche Abu Dhabi National Oil Co (ADNOC). Die ebenfalls börsennotierte Borouge aus Abu Dhabi ist ihrerseits ein Joint Venture von ADNOC und Borealis und hat einen Marktwert von 22 Milliarden Dollar. Bei Borealis diskutieren die beiden Parteien über eine mögliche Bewertung von 10 Milliarden Dollar.

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Gegenstand der Gespräche sei derzeit, ob Abu Dhabi und OMV jeweils den gleichen Anteil an dem fusionierten Unternehmen halten sollen, sagten die Personen. Beide Unternehmen könnten aber auch jeweils weniger als 50 Prozent halten und den Rest an die Börse bringen. ADNOC könnte am Ende auch einen etwas größeren Anteil als OMV erhalten. Die OMV ziehe zudem einen Sitz in Europa vor, wo sie die meisten Geschäfte tätige, auch wenn das neue Unternehmen in Abu Dhabi gelistet werde. Auch ADNOC wollte die Informationen nicht kommentieren. Die OMV-Aktie stieg am Nachmittag um sieben Prozent.

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Wachsen will die OMV vor allem im Chemiebereich. "Für diese Wachstumsambitionen ist die Borealis heute und wird weiterhin eine tragende Säule sein", so OMV-Chef Alfred Stern Ende Mai. Ein ganz wichtiges Wachstumsprojekt sei auch das Kunststoff-Joint-Venture Borouge, das die OMV mit der staatlichen Ölgesellschaft AbuDhabi National Oil Company (ADNOC) hat.

Die nächste Ausbaustufe, Borouge 4, soll 2025 in Betrieb gehen. "Natürlich wollen wir diese sehr erfolgreiche Partnerschaft, dieses Wachstum, das wir gemeinsam gemacht haben, weiter ausbauen."

OMV-Chef Alfred Stern

- © OMV

ADNOC auch an Covestro interessiert

ADNOC hatte Kreisen zufolge im vergangenen Monat ein vorläufiges Angebot für den deutschen Chemiekonzern Covestro abgegeben, war damit aber abgeblitzt, weil das Covestro-Management das Angebot offenbar als zu niedrig ansah. Covestro soll den Kreisen zufolge aber Gesprächsbereitschaft für ein besseres Angebot signalisiert haben.

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Die Covestro-Aktie brach nach einer kurzen Handelsaussetzung um mehr als acht Prozent ein. Experten zufolge lastet die schwindende Übernahmefantasie schwer auf dem DAX-Wert. Zuletzt büßte das Papier am Indexende noch mehr als vier Prozent ein.

Düngersparte von Borrealis verkauft

Der Verkauf des Düngemittelgeschäfts der heimischen OMV-Chemietochter Borealis an die tschechische Agrofert-Gruppe ist abgeschlossen. Das gab die OMV am Mittwoch bekannt. Der bereits im Juni 2022 angekündigte Deal hat ein Volumen von 810 Millionen Euro. Agrofert hat Produktionsstandorte in Deutschland, der Slowakei und Tschechien und gehört dem tschechischen Ex-Premier und jetzigen Oppositionsführer Andrej Babis.

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Mit einem konsolidierten Umsatz von 10 Milliarden Euro im Jahr 2022 umfasst der tschechische Konzern mehr als 200 Unternehmen und beschäftigt rund 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Agrofert ist zudem einer der führenden europäischen Hersteller von Pflanzennährstoffen mit Produktionsstätten in Deutschland, Tschechien und der Slowakei.

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Die OMV-Chemietochter wollte ihr Düngemittelgeschäft ursprünglich um 455 Millionen Euro an die russische EuroChem verkaufen, doch der Deal platzte wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland. Wenige Monate später wurde mit der Agrofert-Gruppe ein neuer Käufer gefunden.