Energiewende bei Bosch : Automotive: Wie Bosch auf Wasserstoff setzt

Bosch setzt auf H2O

Bis 2030 rechnet Bosch mit 5 Milliarden Euro Umsatz mit H2-Technologien

- © Bosch

Der deutsche Autozulieferer Bosch steigt in das Milliardengeschäft mit der Wasserstofftechnologie ein. Er produziert Brennstoffzellen-Antriebe für Lastwagen. Am Standort Stuttgart-Feuerbach habe die Fertigung der Antriebssysteme für den Pilotkunden Nikola, einen Hersteller emissionsfreier Lastwagen aus den USA, begonnen, teilte Bosch am Donnerstag mit.

>>> Klimawandel und Cyber-Attacken: Davor fürchten sich Österreichs Unternehmen

Gleichzeitig starte auch in China im Werk Chongqing die Produktion solcher Antriebe, die für schwere Nutzfahrzeuge auf langen Strecken eine Alternative zum batterieelektrischen Antrieb werden sollen. Auch für die USA gebe es Produktionspläne.

Wasserstoff ist für Bosch ein wichtiges Zukunftsthema. Der Konzern entwickelt sowohl die Technik für die Herstellung als auch für die Anwendung des Energieträgers. Am Donnerstag kündigte das Traditionsunternehmen an, seine Investitionen in diesem Bereich aufzustocken - auf knapp 2,5 Milliarden Euro bis 2026. Bis 2030 will Bosch mit der Technologie rund 5 Milliarden Euro umsetzen.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Erste Kooperationen

Pilotkunde ist die amerikanische Firma Nikola. Der Nutzfahrzeugentwickler will im Herbst einen Lkw auf den nordamerikanischen Markt bringen, der mit dem System angetrieben wird. Ob sich der US-Newcomer und Bosch-Kunde Nikola am Markt durchsetzen kann, ist ungewiss. Analysten zufolge kämpft das Unternehmen mit Finanzierungsproblemen.

>>> PV-Anlage des Verbund versorgt Burgtheater künftig mit Strom

Insgesamt liegen damit vier Serienaufträge aus Europa, China und den USA vor. In der ersten Ausbaustufe sollen zunächst mehrere tausend Systeme pro Jahr produziert werden. "Dann werden wir hoffentlich in den Jahren danach noch eine Null zulegen", sagte Markus Heyn, Geschäftsführer der wichtigen Zuliefersparte von Bosch. Die stärkste Marktentwicklung sei zunächst in China zu erwarten.

>>> Wie Liebenfels in Kärnten zum größten Solarpaneele-Standort in Europa wird

Wasserstoff gilt als der Energieträger der Zukunft. Bei der Nutzung von so genanntem grünem Wasserstoff, der mit Ökostrom erzeugt wird, entstehen keine Treibhausgase. Allerdings muss für seine Herstellung Wasser unter hohem Energieaufwand in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden.

"Bosch wächst mit Wasserstoff"

"Bosch wächst mit Wasserstoff", sagte Bosch-Chef Stefan Hartung. Einen Umsatz von fünf Milliarden Euro mit der klimafreundlichen Technologie peilt der Stiftungskonzern für das Jahr 2030 an. Jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab sechs Tonnen werde dann weltweit mit Wasserstoff für den Brennstoffzellenantrieb unterwegs sein, prognostiziert der weltgrößte Automobilzulieferer.

>>> Nachhaltigkeit in der Industrie: Bedeutung, Möglichkeiten, Probleme

Unter den großen Lkw-Herstellern will Daimler Truck in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts einen Wasserstoff-Lkw auf den Markt bringen. Den Antrieb entwickeln die Schwaben gemeinsam mit dem schwedischen Konkurrenten Volvo. Die Volkswagen-Konzerntochter Traton setzt dagegen ausschließlich auf die Batterie, weil diese energieeffizienter ist.

>>> Hat Europas Solarindustrie eine Chance gegen China?

In der Nutzfahrzeugbranche sehen manche inzwischen auch einen Verbrennungsmotor auf Wasserstoffbasis als Alternative - so jetzt auch Bosch. Dabei wird Wasserstoff (H2) verbrannt, statt Strom zu erzeugen, wobei kaum Stickoxide entstehen sollen. Ein H2-Motor ermögliche einen schnellen und kostengünstigen Einstieg in einen CO2-neutralen Antrieb, da bestehende Fertigungstechnik genutzt werden könne, erklärte Markus Heyn, Chef der Autozuliefersparte Mobility von Bosch. Der H2-Motor soll bis 2024 serienreif sein, mit einem Marktpotenzial im sechsstelligen Bereich bis 2030.

Bosch Vorstandschef Stefan Hartung

- © Bosch

Infrastruktur muss folgen

Das Wasserstoff-Geschäft biete neben Wachstumschancen auch Beschäftigungsperspektiven, erklärte die Stiftungsgruppe, bei der zehntausende Arbeitsplätze vom langfristigen Auslaufen des Verbrennungsmotors abhängen. Die meisten der weltweit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wasserstofftechnologie seien zuvor in der fossilen Antriebstechnik tätig gewesen.

>>> Wasserstoff: Unterwegs zum grünen Kraftwerk

Wasserstoff solle in allen Wirtschaftsbereichen eingesetzt werden, dafür müssten Produktion und Infrastruktur in Europa aufgebaut werden, forderte der Bosch-Chef. Deutschland habe als eines der ersten Länder eine Wasserstoffstrategie, die nun fortgeschrieben werde. Nach einem Reuters vorliegenden Entwurf sieht der Plan der Bundesregierung den Aufbau eines Leitungsnetzes bis 2030 vor.