Transformation der Industrie : Austrian Institute of Technology ist Hebel für Transformation

AIT Headquarter

AIT-Zentrale in Wien

- © AIT

Effizienter, schneller, interdisziplinärer, internationaler - das sind die Schlagworte, mit denen die neue Geschäftsführung des Austrian Institute of Technology (AIT) ihre künftige Strategie unterlegt hat. Das AIT versteht sich verstärkt als "Netzwerkknoten in Europa", passend zum diesjährigen Motto des Europäischen Forums Alpbach "Mutiges Europa". In diesem Zusammenhang stellte das neue dreiköpfige Führungsteam rund um die Sprecherin des AIT, Brigitte Bach, am Montag in Alpbach seine Ideen vor Journalisten vor.

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Schneller und effizienter zu agieren und dort, wo es ökonomisch sinnvoll ist, Veränderungen anzustoßen, sei schon allein aufgrund der immer komplexeren Transformationen, vor denen die Gesellschaft angesichts der globalen Herausforderungen stehe, notwendig, so Brigitte Bach. Sie wird ihr Amt Anfang Oktober antreten. Bereits mit Anfang Juli wurden Andreas Kugi, Professor für Komplexe Dynamische Systeme an der Technischen Universität Wien, als "Geschäftsführer Wissenschaftliche Exzellenz sowie der bisherige AIT-Finanzvorstand Alexander Svejkovsky als "Geschäftsführer Finanzen, Prozesse, Administration" in ihr Amt eingeführt.

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Brigitte Bach zum Deep Dive Meet Up der Industrie in Wien

- © Matthias Heschl

"Das AIT muss sich weiterentwickeln"

Man könne sich "nicht auf den Lorbeeren ausruhen", sagte der ab 2021 amtierende AIT-Aufsichtsratsvorsitzende Peter Schwab bei der Vorstellung der Geschäftsführung der außeruniversitären Forschungseinrichtung. Digitalisierung, Klimawandel, Arbeitskräftemangel stünden für "riesige Transformationen als Herausforderung": "Das AIT muss sich weiterentwickeln", von den Eigentümern - Eigentümervertreter sind das Lebensministerium und die Industriellenvereinigung - habe man die Vision erhalten, unter anderem zu einer resilienten, nachhaltigen Wirtschaft beizutragen. Die nächste dreijährige Strategieperiode des AIT beginnt 2024, wobei laut der neuen Geschäftsführung angesichts der rasanten Entwicklungen in Zukunft Anpassungen möglich sein sollen.

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Die Verantwortung für Strategie, Außenbeziehungen und Produktportfolio des AIT übernimmt die Physikerin Brigitte Bach, die bereits am AIT tätig war und nun aus vertraglichen Gründen etwas verspätet von der Salzburg AG zurückkehrt: Sie sieht das AIT künftig "als Hebel" oder "Change Agent, der die Transformation unterstützt". In Zukunft wolle man auch noch gezielter Pilotprojekte initiieren, etwa Unternehmen frühzeitig in die Forschungsentwicklung und deren Umsetzung einbinden oder - etwa beim Thema Energiewende oder Klimaanpassung - auch verstärkt auf die Stadtverwaltungen und die Bevölkerung selbst zugehen, um hier die bestmöglichen Lösungen zu finden.

Bindeglied zwischen Grundlagenforschung, Industrie und öffentlicher Hand

Als weiteres Ziel nannte Kugi mehr Interdisziplinarität, aber nicht als Selbstzweck. Das AIT sei ein Bindeglied zwischen Grundlagenforschung, Industrie und öffentlicher Hand und sieht sich vor allem als Unterstützer, um aus Ideen der Grundlagenforschung Innovationen zu machen. Die Vernetzung mit Universitäten - regional, national und international - soll daher weiter ausgebaut werden. Kooperationen könnten sich vermehrt bei Diplomarbeiten oder Dissertationen ergeben, über ein Gastprogramm, um internationale Forscherinnen und Forscher ans AIT zu holen, oder über geteilte Doktoratsstellen - "hier sind wir offen, es muss einen Nutzen für beide Seiten haben", so Kugi.

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Im Bereich Digitalisierung gehe es beispielsweise auch darum, ChatGPT und "ähnliche Errungenschaften" der künstlichen Intelligenz mit ihrem "disruptiven Potenzial" intern und in der Zusammenarbeit mit Partnern zu nutzen und zu schauen, wo diese neuen Technologien sinnvoll eingesetzt werden können.

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Das Jahr 2022 brachte dem AIT ein stabiles Bilanzergebnis und einen Rekord bei den externen Erlösen. Finanzchef Svejkovsky dämpfte die Erwartungen für die Folgejahre angesichts hoher Inflation und steigender Zinsen sowie einer drohenden Rezession. Man sei aber mit dem zuständigen Klimaministerium im Gespräch und "zuversichtlich, dass unsere Fragen und Anliegen Gehör finden" Eine Fokussierung des Portfolios sei auch angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung, aber durchaus auch mit Blick auf die übernächste Förderperiode ab 2027 anzustreben.

Die neue Dreier-Geschäftsführung des AIT, Austrian Institute of Technology

- © AIT / Johannes Zinner

Ziel: Mehr Frauen im AIT

Für Ende 2023 kündigte die Geschäftsführung die Inbetriebnahme eines neuen Labors für Festkörperbatterien an. Auch ein Großraum-Robotik-Labor am Standort Seibersdorf sei im Aufbau.

Das AIT könne - bei aller Breite in der Forschung - nicht alles und sei daher auf dem Weg zur Exzellenz auf Fokussierung angewiesen. Anders als die Universitäten sehe man sich aber in der Position, mit der aufgebauten Grundlagenforschung "bewusst in Richtung Anwendung" zu marschieren. Mit langfristigen Karrieremöglichkeiten, Schnelligkeit in der Projektabwicklung und großen Infrastrukturprojekten könne man punkten, so Aufsichtsratsvorsitzender Schwab.

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Als "Herzensthema" sieht Bach auch ein verbessertes Gender- und Diversitätsmanagement am AIT: "Wir müssen mehr Frauen ins AIT bringen und letztlich auch in Führungspositionen." Ziel müsse es sein, sich bei der Rekrutierung Zeit zu nehmen und einen Frauenanteil von 50 Prozent auf der Short- und Longlist der Kandidatinnen und Kandidaten zu haben - und trotz aller Schwierigkeiten die Auswahlkommissionen weiblicher zu besetzen. Frauen müssen in ihrer Sichtbarkeit und in ihrem Bestreben, Chancen zu ergreifen, unterstützt werden.

Mit der neuen Dreierstruktur der Geschäftsführung sieht Bach eine "neue Kultur eines shared leadership am AIT" beginnen. Die Geschäftsführung folgt auf Wolfgang Knoll und Anton Plimon, die das AIT seit 2008 als wissenschaftlicher bzw. kaufmännischer Geschäftsführer geleitet haben.