Bahnindustrie mit gutem Ruf : Außenhandel: Bahngüter-Export aus Österreich Weltklasse

ÖBB OeBB Railjet Cityjet Desiro DesiroML Siemens Zug bahn bahnindustrie

ÖBB-Cityjet von Siemens

- © ÖBB

In der heimischen Bahnindustrie sind 15.000 Menschen direkt beschäftigt und es werden neue Mitarbeiter für hochwertige Arbeitsplätze gesucht. "Österreich ist nach Exporten bei der Bahnindustrie viertgrößtes Ausfuhrland weltweit. Das gilt nicht pro Kopf, sondern in absoluten Zahlen", erklärt Hannes Boyer, Präsident des Verbandes der Bahnindustrie, im Gespräch mit der APA auf Basis einer Studie. Im Jahr 2021 wurden Bahnindustriegüter im Wert von 1,83 Mrd. Euro exportiert. Damit liegt Österreich pro Kopf mit Abstand an der Spitze.

>>> Plasser & Theurer und die ÖBB: Größter Einzelauftrag in 70 Jahren Firmengeschichte

Bei den Gesamtzahlen liegt die Alpenrepublik nur hinter den wesentlich größeren Ländern Deutschland (3,12 Milliarden Euro), China (2,25 Milliarden) und den USA (1,84 Milliarden) und beispielsweise deutlich vor dem ähnlich großen Bahnland Schweiz (Platz 9, 990 Millionen Euro). Der Anteil Österreichs am gesamten Welthandel der Bahnindustrie wird mit 7,9 Prozent angegeben. Hauptabnehmer der heimischen Produkte sind Deutschland und die Schweiz. Das geht aus einer Studie hervor, die der Ökonom Christian Helmenstein (Economica) für den Verband erstellt hat (Basisjahr 2021).

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Hannes Boyer, Präsident des Verbandes der Bahnindustrie

- © Verband der Bahnindustrie

"Für einen guten Zweck"

Die direkte Bruttowertschöpfung beziffert die Studie mit 1,67 Mrd. Euro. Hinzu kommen weitere 792 Mio. Euro an indirekter und 250 Mio. Euro an induzierter Bruttowertschöpfung. Daraus ergibt sich eine Bruttowertschöpfung von insgesamt 2,67 Mrd. Euro pro Jahr.

>>> Papierindustrie: Gefährdet die Bahnpflicht das Recycling?

Zu den 15.000 direkt in der Bahnindustrie Beschäftigten kommen noch einmal rund 9.300 indirekt Beschäftigte und rund 3.500 induzierte Beschäftigte - vor allem im Metall- und Dienstleistungsbereich. Insgesamt sind also knapp 28.000 Arbeitsplätze mit der Bahnindustrie verbunden.

>>> Auftragsboom bei Alstom

"Es geht um viele hochinnovative Jobs mit einer großen thematischen Breite, weil die ganze Branche breitgefächert ist", sagt Boyer. Praktisch alle Unternehmen der Branchen suchten nach Mitarbeitern. Und die Jobs hingen naturgemäß mit dem Klimaschutz zusammen, da die Bahn integraler Bestandteil für einen nachhaltigen Verkehr und die Erreichung der Klimaziele sei. Man arbeite also automatisch "für einen guten Zweck".

"Extrem gute Auftragslage"

Bei Thales etwa - Boyer leitet die Österreich-Dependance des französischen Konzerns - müssten jährlich rund 20 Prozent der rund 450 Stellen nachbesetzt werden, sagte Boyer. Das sei aber nicht das Ergebnis von Fluktuation, sondern des Wachstums der Branche und der Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge mit guter Ausbildung, so Boyer.

>>> Das sind die größten Industrieunternehmen Österreichs

Angesprochen auf Lieferverzögerungen - die ÖBB wartet auf Rail- und Nightjets von Siemens, die im deutschen Krefeld endgefertigt werden - meinte Boyer, dass man daran die "extrem gute Auftragslage" in der Branche erkennen könne. Zu der starken Situation mit teilweise fehlendem Personal käme die anhaltende Ressourcen- und Lieferkettenproblematik. Für wartende Unternehmen führe dies leider zu Problemen, dass mancherorts nicht mehr geliefert werden könne. Grundsätzlich sei es aber "positiv, dass die Bahn sehr stark ausgebaut wird, nicht nur in Österreich, sondern auch in vielen anderen Ländern".

>>> Studie: Weiter wenig Übernahmen in der Transport- und Logistikbranche

Die Branche sei sehr innovativ, betont der Verbandspräsident. "Gerade im sogenannten MINT-Bereich werden Mitarbeiter intensivst gebraucht." Die hohe Innovationskraft der Branche wird laut Studie besonders deutlich, wenn man sie mit der allgemeinen Forschungsquote in Österreich vergleicht: Mit knapp 25,7 Prozent ist die Quote im Fahrzeugbau mehr als achtmal so hoch wie die allgemeine.

Land der Bahn-Erfinder

Diese hohen Aufwendungen spiegeln sich auch in der Zahl der Patente und Erfinder wider. Im absoluten Vergleich der Patentanzahl liegt Österreich innerhalb der EU an dritter Stelle, wobei auch hier mit Deutschland und Frankreich nur zwei wesentlich größere Länder vor Österreich liegen. Bei der Erfinderdichte im Bahnbereich ist Österreich hingegen weltweit führend, die Zahl der Erfinder liegt zwischen 2014 und 2020 bei über 200, 2021 und 2022 bei rund 150 bzw. 125.

>>> Wachstumskurs: Wie Knorr-Bremse wieder profitabel werden will

Die Top-Innovatoren nach Patenten sind Siemens, Plasser & Theurer und Knorr-Bremse. Dahinter folgen Innova Patent, Voestalpine und HP3 Real.

Die Bahn ist nicht nur das emissionsärmste Verkehrsmittel im öffentlichen und individuellen Verkehr. Auch die fiskalischen Effekte sind laut Studie beachtlich. So zahlte die Bahnindustrie - dem Verband gehören gut 40 Unternehmen an - mit 790 Mio. Euro mehr Steuern und Abgaben, als beispielsweise an Grundsteuer (760 Mio. Euro) oder NoVA (406 Mio. Euro) an den Fiskus flossen.