Energie in Europa : Katzmair (FAS): "Nur das Ende der Welt, die wir kennen"

Aufmacher Katzmair
© Matthias Heschl

Wie steht es in Zeiten der Industrie-Transformation um die Standortzukunft Europas und Österreichs? Harald Katzmair, Gründer und Direktor von FASresearch, zeichnet beim Deep Dive des INDUSTRIEMAGAZINS ein Lagebild. Trotz massiven Jetlags, weil gerade aus Australien kommend.

Zwei Dinge habe er auf der Reise gelernt: Erstens, es gibt 900 Arten Eukalyptus; zweitens, es gibt zwei Arten von Feuer. Da wäre zum einen das „klassische“ Feuer, zum anderen eines, das Australien bisher noch nicht gesehen hat. Es reicht bin in die Kronen der Bäume und wird treffend Canopy Fire genannt.

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Waldbrand ist also nicht gleich Waldbrand. Diese Erkenntnis ist auf andere Situationen übertragbar, findet Katzmair. Und kommt auf unsere Energiegrundlagen – nicht nur unserer Wirtschaft, sondern des gesamten Erdsystems – zu sprechen. Denn die sind plötzlich ein großes Thema: „Wir haben das Problem lange ausgeblendet, jetzt können wir das nicht mehr.“ Doch mit den Problemen gingen eben auch Chancen einher.

Woher kommen die Mineralreserven für unsere Energietransition? Woher kommt Lithium, woher Graphit, Nickel und andere? Zu den größten Teilen nicht aus Westeuropa. „Unsere geplanten Windräder und Batterien können wir uns aufzeichnen“, macht Katzmair deutlich, denn sie kommen ohne diese Materialien nicht aus, kommen also ohne die BRICS-Staaten kaum aus.

Wenn wir von einer Energietransition in Europa sprechen, bliebe uns nichts anderes übrig, als alle Quellen zu aktivieren, die wir haben. Es bliebe uns nichts anderes übrig, als technologieoffen zu bleiben. Schließlich wüssten wir nicht, wie weit sich welche Technologie in zehn Jahren entwickelt haben wird, oder welche neue Technologie da gerade am Anfang ihrer Entwicklung stehet. Europa müsse seine Energy Literacy stärken, auf Re-Wildering und Re-Mining setzen, den Biodiversitätsschutz nicht übersehen.

Denn „Material wird ein absolut zentrales Schlüsselthema. Circular Economy hat bitte nichts mit Mülltrennung zu tun“, so Katzmair. Nein, die Kreislaufwirtschaft sei vielmehr eine Notwendigkeit.

Am Ende geht es um die zentrale Frage, fasst Katzmair zusammen: Wird es uns gelingen, koordiniert vorzugehen – oder wird es Nullsummen-Massaker? Kann die Transformation gelingen, Stakeholder mit Stakeholder Seite an Seite – oder werden wir es mit vielen Failed States in Europa zu tun haben. „Es ist klar, wofür ich mich ausspreche.“ Doch was braucht es dafür? Große Offenheit; Standards zum Umgang miteinander, an denen wir arbeiten müssen; und radikalen Pragmatismus. „Es ist nicht das Ende der Welt. Nur das Ende der Welt, die wir kennen.“

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- © Matthias Heschl

Der Experte

HARALD KATZMAIR, FAS.RESEARCH

Dr. Harald Katzmair
ist Gründer und Direktor der FASresearch. Er ist führender Experte auf dem Gebiet der angewandten sozialen Netzwerkanalyse mit Schwerpunkt auf Machtverhältnissen, Innovation und strategischen Lagebildanalysen.

Harald Katzmair
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