Die 1000 Top Manager in Österreich

Das Ranking der 1000 Topmanager errechnet mit den Daten des Firmenbuches die Vernetzung, den Umsatz und die Systemrelevanz, die eine Managerin oder ein Manager in Ausübung der beruflichen Funktion inne hat. Gehören Sie zu den Top 1000 ManagerInnen Österreichs? Finden Sie es heraus! Und stöbern Sie in unserer Datenbank der 1000 mächtigsten Führungskräfte Österreichs.

Andreas Gerstenmayr muss man nicht zweimal sagen, dass multiperspektivisches Denken eine lohnende Sache ist. Sage und schreibe 200 Standorte weltweit ließ der Chef des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S Andreas Gerstenmayer (Rang 136, 2021: 236) in den vergangenen Monaten prüfen, ehe er schließlich mit dem Bau der 1,7 Miliarden Euro schweren Fabrik im malayischen Kulim Nägel mit Köpfen machte. In einem Multimilliardenspiel wie der Hableiterei, in dem Europas Industrie uneinholbar abgehängt ist, derart distribuiert exklusive Einblicke in der Wertschöpfungskette fernöstlicher Entscheider zu besitzen, machen den AT&S-Manager nicht nur ungemein entscheidungsstark. Jener Mann, der die Halbleiterindustrie mit IC-Substraten beliefert, ist damit auch eine potenziell lohnende Tangente im Netzwerk eines jeden Industriellen. Zumal jetzt: Mit einem erpresserischen Energiekrieg will Putin Europas Gesellschaft durch Deglobalisierung zusetzen. Ein Zeitalter der Limitation (© Macron), aber auch neuer Ambitionen. Unternehmen sollten jetzt alles daran setzen, dort, wo sie "vulnerabel sind, Souveränität zu erlangen", formuliert es der Netzwerkanalytiker und FASresearch-Chef Harald Katzmair.


Gerstenmayer ATS AT&S
Andreas Gerstenmayr, AT&S (Rang 136): Player im Multimilliardenspiel der globalen Wertschöpfungsketten im Halbleiterbereich. - © Helene Waldner

Eine Prämisse, die auch für die von FAS-Research exklusiv für INDUSTRIEMAGAZIN alljährlich erstellte Rangreihung der 1.000 bestvernetzten Manager eine Zäsur darstellt. So haben Umsatz, direkte und indirekte Verbindungen zu Unternehmungen sowie Staat und Zivilgesellschaft und sektorübergreifende Netzwerke - Stichwort Variabilität - in der bewährten Ranking-Methodik Bestand. Aber seit den Verwerfungen auf den Weltmärken sind sie nur die halbe Miete. Dem erstmals im Ranking abgebildete Systemrelevanz (alle Details zur Ranking-Methodik finden Sie im Reiter Die Datenbank) fällt nun besonderes Gewicht zu. Die Benchmark im Referenzwert Systemrelevanz stellt Michael Strugl dar. Der Vorstandschef des größten heimischen Stromversorgers weist angesichts der derzeitigen Knappheit der Ressourcen in dieser Kategorie den Höchstwert auf. Das macht ihn (bei überdurchschnittlichen Werten in den Kategorien Umsatz, Vernetzung und Variabilität) zum wichtigsten der 1000 Topmanager. In den vergangenen Monaten hatte der Verbund-Chef hinreichend Momente zur, wie Katzmair sagt, Wirklichkeitsüberprüfung. Beim Erneuerbaren-Ausbau drückt man aufs Tempo: Bis 2024 werden drei Milliarden Euro investiert, vor allem die Wasserkraft sowie über das Netzbetreiberunternehmen APG den Netzausbau. Kein Makel aus netzwerkanalytischer Sicht: Seine politische Vergangenheit. Und ein sehr direkter Draht zu Gewessler & Co. Dabei gewiss hilfreich: Die Tugend, Lösungen im Gehen entwickeln zu können und nicht im eigenen Leitbild - oder der Welt der Controller - festzuhängen.

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Michael Strugl Topmanager Verbund INDUSTRIEMAGAZIN
Michael Strugl, Verbund (Rang 1): Absoluter Höchstwert bei Systemrelevanz, überdurchschnittlich in den Kategorien Umsatz, Vernetzung und Variabilität. - © Verbund

Doch die Kategorie Systemrelvanz umfasst nicht nur den Bereich Energie und die notwendige Dekarbonisierung. Darin ausgerechnet ist auch (in Mandaten aufaggregiert) das Thema Sourcing, also die Materialbeschaffung. Und der Zugangs Informationstechnologie. "Wir sehen in allen drei Säulen: We are challenged", sagt Netzwerkforscher Katzmair. Die gute Nachricht: Jene Führungspersönlichkeiten, deren Unternehmen schon bisher im Kreuzfeuer dieser Wirklichkeiten operierten und ganz vorne (oder ganz hinten) in der Wertschöpfungskette hohe systemische Risiken tragen, sind umso adaptionsfähiger. Das trifft etwa auf den Tiroler Hochleistungswerkstoffhersteller Plansee zu, der den US-Elektronikmulti Apple zu seinen Kunden zählt, durch die Rückwärtsintegration der chilenischen Molymet, dem weltgrößten Hersteller von Molybdän, die Abhängigkeiten auf den Rohstoffmärkten zurück. Der langjährige Vorstandschef Karlheinz Wex (Rang 195) "reduzierte damit auf sehr robuste, systemische Art die Komplexität", beobachtet Katzmair.

Karlheinz Wex, Vorstandssprecher Plansee Group
Karlheinz Wex, Plansee Group (Rang 195): Befreit sich durch Rückwärtsintegration und Recycling von Abhängigkeiten am globalen Rohstoffmarkt - © Plansee

Nicht immer beweist Europa freilich ein glückliches Händchen beim Sourcing. Jene im ostserbischen Bor domizilierte Kupfermine, die um ein Haar an Kovats´ A-Tec Industries gegangen wäre, blieb in der Folge lange Spielball von nationalen Interessen. Am Ende fand sie chinesische Eigentümer - die Zijin Mining Group griff mit Handkuss zu. Einen Offenbarungseid wie diesen zu verhindern sollte Anspruch des Westens sein. Sofern man mit der These des 2019 verstorbenen US-amerikanischen Physikers und Chaosforschers Mitchell Jay Feigenbaum d'accord geht. Seine Auffassung: Irreguläre Muster können sich zu chaotischen Zuständen aufschaukeln. Dafür reicht ein Blick in die Lieferketten. Oder nach Bolivien, wo sich große Teile der Welt gerade anstellen, um sich Zugriff auf die Lithiumvorkommen zu sichern - Zerstörung der Hochgebirgsseen inklusive.

Erwin Hameseder, Österreichischer Raiffeisenverband (Rang 2): Als Chef der mächtigen Raiffeisengruppe Rang 2 der Topmanager. - © Eva Kelety

Dass es auch anders geht, Souveränität im Sourcing wiederzuerlangen, sieht man in einer 3.000-Seelen-Gemeinde in Tirol, in der Gabriele Punz-Praxmarer (Rang 477) als Finanzchefin arbeitet. Der Halbzeugehersteller Montanwerke Brixlegg sammelt dort Recycling-Rohstoffe ein und bereitet diese zu hochreinem Kupfer auf - Anfang und Ende der Wertschöpfungskette werden eins.

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Gabriele Punz-Praxmarer, CFO Montanwerke
Gabriele Punz-Praxmarer, Montanwerke Brixlegg (Rang 477): Kupferrecycling, das geopolitisch immer wichtiger wird. - © Montanwerke

Stoffe, die schon da sind, zirkulieren zu lassen und sich davon unabhängig zu machen, ist auch der Ansatz von Mondi Flexible Packaging and Engineered Materials. Zwei Drittel der Verpackungslösungen des Unternehmens, das seit dem Frühjahr Thomas Ott (Rang 47) leitet, sind schon recycelbar - Tendenz steigend.

Thomas Ott, Mondi Flexible Packaging (Rang 47): Als Führungskraft im Verpackungsbereich systemkritisch für Circular Economy

Eine Form von gut verinnerlichten Pragmatismus, der sich mit den Signalen an der Front der Wirklichkeit deckt: Putin? Spielt im Endgame. China? Verbindet ein autoritäres Herrschaftssystem mit einer revisionistischen Außenpolitik. Energiepartnerschaften mit den Saudis? Fragwürdig. "Sich jetzt in schützenden Blasen zu verkriechen und die Wirklichkeit auzublenden, bis wieder das Gas fließt, ist ein typisches Krisenverhalten und zutiefst menschlich, aber grundverkehrt", sagt FASresearch-Chef Harald Katzmair. Freilich: Unternehmer würden schon per se sehr hart mit der Wirklichkeit konfrontiert und rückgekoppelt. Allen voran Manager von Energieversorgern. Ihnen kommt aktuell eine besondere Verantwortung zu, die sich im Ranking abbildet. Sie vollzogen - tief in die Verwerfungen der Energiemärkte verstrickt und mitunter an den Grenzen klassischen Risikomanagements operierend - heuer durch die Bank einen Satz nach vorne. Jener Mann, der dieser Logik von der Spitze verdrängt wurde ist Uniqa-Boss Andreas Brandstetter (Rang 3, im Vorjahr Rang 1). Der wohl innovativste, digitalste und bestverhetzteste Manager im riesigen Imperium der Raiffeisengruppe landet nach dieser Logik heuer sogar hinter dem neuen starken Raiffeisen-Mann Erwin Hameseder auf Rang 3.

Andreas Brandstetter, Vorstandsvorsitzender Uniqa Insurance Group, ist laut dem Industriemagazin Ranking der wichtigste Manager in Österreichs Industrie.
Andreas Brandstetter, Uniqa (Rang 3): Vorjahressieger - © UNIQA/keinrath.com

Wie Karin Exner-Wöhrer (Rang 62). Die Chefin der Salzburger Aluminium AG tastet sich in der Energiewende voran. Als Aluminium-Managerin sogar mit einem familieneigenen und firmeneigenen Wasserkraftwerk. Nicht ausschließen mag sie, dass in 20 Jahren ein völlig neues Mobilitätskonzept durchgreift. Als Zwischenziel hat sie dennoch Wasserstoff - wofür man die nötigen Tanks für den Fernverkehr entwickelt - definiert. In Krisen öffnen sich eben überraschend Türen. Oder wer hätte vor anderthalb Jahren gedacht, dass Biogas sich einmal breit rechnet?

Karin Exner-Wöhrer SAG
Karin Exner-Wöhrer, SAG (Rang 62): Breites Netzwerk, hohe Systemrelevanz - © Waldner

Durchaus spektakulär eine solche Tür öffnete sich just in der schwersten Stunde der Automobilindustrie für Georg Kopetz (Rang 59). Im heurigen Frühjahr sammelte seine Wiener Softwareschmiede TTTech Auto - nicht weit entfernt von der Gewinnzone - eine Viertelmilliarde Euro ein, Investoren sind Audi und der Fahrzeugtechnologiezulieferer Aptiv. Dabei weiter entwickelt wird eine Plattform für die Zukunft der Mobilität (MotionWise), die der Vision des softwaredefinierten Fahrzeugs folgt. Kopetz will zügig das Portfolio rund um dieses Immer-online-Auto ausbauen. "Man sollte Europa nicht abschreiben", sagt Kopetz, auch wenn die Trendsetter vielleicht in China und im Silicon Valley säßen. Denselben Eindruck hat FASresearch-Gründer Harald Katzmair gewonnen. "Schon aufgrund der Geomorphologie des Landes und seiner Kultur läuft in den USA alles auf die vollständige Maschinisierung jeglicher Form von Beziehung und Transaktion hinaus - siehe KI-Dominanz", beobachtet er. Aber mit starker Eigenkapitalausstattung könne auch ein europäisches Unternehmen "führend sein", gibt sich Kopetz kämpferisch. Aufhalten ließe sich der Digitalisierungszug ohnehin nicht, es gelte, die eigenen Spielräume geschickt zu nutzen.

Zumal eine zunehmend digitale Welt erst "am Anfang einer Globalisierung steht", wie Andreas Gerstenmayer in einem Interview sagt. Ein Ausweg, der immer hilft: Bildung. An ihrem Villacher Standort hat Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka (Rang 5) deshalb wohl nicht grundlos auf 56 Prozent Akademikerquote hochgeschraubt.

Georg Kopetz TTTech Katzmair
Georg Kopetz, TTTech Auto (Rang 59): Systemrelevanz im Bereich IT - © Thomas Topf

Die Top 50 der 1000 Topmanager

  1. Michael Strugl, 59, VV VERBUND AG
  2. Erwin Hameseder, 66, GA Österrreichischer Raiffeisenverband (ab 2023)
  3. Andreas Brandstetter, 53, VV UNIQA Insurance Group AG
  4. Elisabeth Stadler, 60, VV VIENNA INSURANCE GROUP AG
  5. Sabine Herlitschka, 56, VV Infineon Technologies Austria AG
  6. Alfred Stern, 57, VV OMV AG
  7. Wolfgang Hesoun, 62, VV Siemens AG Österreich
  8. Karl-Heinz Strauss, 61, VV PORR AG
  9. Peter Weinelt, 56, GF WIENER STADTWERKE GmbH
  10. Georg Knill, 49, Gf. Ges. Knill Energy Holding GmbH
  11. Johann Strobl, 63, VV Raiffeisen Bank International AG
  12. Heinrich Schaller, 62, VV RLB OÖ AG
  13. Stefan Pierer, 65, VV Pierer Industrie AG
  14. Willibald Cernko, 66, VV Erste Group Bank AG
  15. Georg Pölzl, 65, VV Österreichische Post AG
  16. Herbert Eibensteiner, 59, VV voestalpine AG
  17. Edith Hlawati, 65, V Österreichische Beteiligungs AG
  18. Christian Knill, 52, Gf. Ges. Knill Energy Holding GmbH
  19. Robert Zadrazil, 51, VV UniCredit Bank Austria AG
  20. Klemens Peter Haselsteiner, 41, VV STRABAG SE (ab 2023)
  21. Franz-Peter Mitterbauer, 47, VV Miba AG
  22. Michaela Keplinger-Mitterlehner, 56, stv. VV RLB OÖ AG
  23. Günther Ofner, 65, V Flughafen Wien AG
  24. Thomas Birtel, 68, V STRABAG SE
  25. Heimo Scheuch, 55, VV Wienerberger AG
  26. Georg Kapsch, 63, GF KAPSCH-Group Bet. GmbH
  27. Friedrich Poppmeier, 57, VV SPAR HOLDING AG
  28. Wolfgang Litzlbauer, 53, VV Umdasch Group AG
  29. Thomas Arnoldner, 44, VV Telekom Austria AG
  30. Stefan Szyszkowitz, 57, V EVN AG
  31. Andreas Matthä, 60, VV ÖBB Holding AG
  32. Walter Rothensteiner, 69, GA Österr. Raiffeisenverband (bis 2023)
  33. Leonhard Schitter, 54, VV Energie AG Oberösterreich (ab 2023)
  34. Achim Kaspar, 57, V VERBUND AG
  35. Hans Peter Haselsteiner, 78, Inh. STRABAG SE
  36. Franz Gasselsberger, 63, VV Oberbank AG
  37. Reinhard Florey, 56, V OMV AG
  38. Peter F. Kollmann, 59, V VERBUND AG
  39. Maria Theresia Niss, 45, V Mitterbauer Beteiligungs - AG
  40. Michael Höllerer, 44, VV RLB NÖ-Wien AG
  41. Gerda Holzinger-Burgstaller, 43, VV Erste Bank AG
  42. Iris Ortner, 48, GF IGO Industries GmbH
  43. Rene Benko, 45, Gf. Ges. SIGNA Holding GmbH
  44. Marcel Haraszti, 47, V REWE International AG
  45. Stefan Dörfler, 51, V Erste Group Bank AG
  46. Thomas Ott, 54, V Mondi AG
  47. Johann Pleininger, 60, V OMV AG
  48. Franz Kainersdorfer, 55, V voestalpine AG
  49. Markus Kaser, 51, V SPAR HOLDING AG
  50. Philipp von Lattorff, 54, GF Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG
Alfred Stern Topmanager Industriemagazin OMV
Alfred Stern, OMV (Rang 6): Hohe Systemrelevanz, hoher Umsatz - © OMV