Windhager Insolvenz : Insolvenzverfahren für Windhager eröffnet: Was beutetet das für den neuen Standort in Pinsdorf/Gmunden?

Windhager

Der Heizungshersteller Windhager mit Sitz in Seekirchen (Flachgau) hat am Freitag am Landesgericht Salzburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt.

- © Windhager

Wie erwartet wurde am Montag am Landesgericht Salzburg das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Heizungsherstellers Windhager mit Sitz in Seekirchen (Flachgau) eröffnet. Das Unternehmen hatte am vergangenen Freitag einen Insolvenzantrag gestellt. Die Passiva werden von den Gläubigerschutzverbänden auf mehr als 86 Mio. Euro beziffert. Rund 440 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind betroffen. Ziel von Windhager ist die Durchführung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung und die Fortführung des Unternehmens.

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Ein Sanierungsplanantrag, der vom Unternehmen eingebracht wurde, sieht eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren vor. Dies entspricht der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestquote. Der Masseverwalter hat nun zu beurteilen, ob dies erreichbar und angemessen ist. Laut Alpenländischem Kreditorenverband, KSV1870 und Verband Creditreform sind drei Gesellschaften betroffen. Die Windhager Zentralheizung Technik GmbH ist für die Produktion zuständig, während die Windhager Zentralheizung GmbH den Vertrieb und Service übernimmt. Die Windhager Logistik GmbH ist für die Logistik zuständig.

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- © Industriemagazin

Heizkessel für sämtliche Energiearten

Wie der KSV1870 informierte, sollen die Passiva (Liquidationswert) des Traditionsbetriebs bei 78,2 Mio. Euro (Zentralheizung Technik GmbH) bzw. 8,2 Mio. Euro (Zentralheizung GmbH) und die Aktiva bei rund 21,4 Mio. Euro bzw. 2,2 Mio. Euro liegen. Die Zahl der betroffenen Gläubiger beträgt laut dem Kreditschutzverband rund 354 in der Produktionsgesellschaft und rund 150 in der Vertriebs- und Servicegesellschaft. Windhager stellt Heizkessel für sämtliche Energiearten her, hat sich aber in den vergangenen Jahren vor allem als Produzent von Pelletheizungen einen Namen gemacht.

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Als Ursache für die finanziellen Probleme nannte Gubi die "extrem negative" Marktentwicklung der vergangenen eineinhalb Jahre. Diese hätte ihren Ursprung in den exorbitant angestiegenen Pellets-Preisen durch die vom Ukraine-Konflikt ausgelöste Energiepreiskrise. Sei der Preis für eine Tonne Pellets Anfang 2022 noch unter 300 Euro gelegen, erreichte er später teilweise ein Niveau von über 700 Euro pro Tonne. "Das hat zu Unsicherheiten bei den Kunden geführt." Wirklich dramatisch sei die Situation für das Unternehmen dann aber im Sommer 2022 geworden. Damals wurde durch die deutsche Politik die Diskussion geführt, ob Holz als nachhaltiger Energieträger noch förderwürdig sei oder nicht."

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Der Geschäftsführer betonte, dass in den vergangenen Wochen versucht wurde, eine außergerichtliche Lösung mit Banken und möglichen Investoren zu finden. Leider waren die Gespräche nicht erfolgreich. "Wir wollen nun die Gespräche fortsetzen, um damit die Weiterführung der Unternehmen zu sichern." Die Mitarbeiter von Windhager haben ihre Gehälter und Löhne für den Monat Dezember noch nicht erhalten. "Wir haben darum ab Dienstagfrüh Betriebsversammlungen organisiert", sagte Daniel Mühlberger, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft PRO-GE. "Wir wollen die Beschäftigten informieren, wie sie die ausständigen Gelder beim Insolvenzentgeltsicherungsfonds beantragen können. Viel wichtiger für sie wäre es aber zu wissen, wie es mit dem Unternehmen weitergeht."

"Aufgangsrückgang und entsprechende Umsatzeinbußen"

"Die Märkte gerieten in den freien Fall. Wir hatten teilweise Phasen mit 60 bis 70 Prozent Aufgangsrückgang und entsprechende Umsatzeinbußen", erklärte Gubi. Doppelt kritisch sei gewesen, dass das Unternehmen zeitgleich hohen Finanzbedarf wegen des Neubaus der Fabrik in Pinsdorf hatte. Bereits im Sommer 2023 schickte Windhager 179 der knapp über 400 Österreich-Mitarbeiter für drei Monate in Kurzarbeit, nachdem das Arbeitsmarktservice (AMS) einen entsprechenden Antrag bewilligt hatte. Eine Verlängerung der Regelung sei dann aber nicht mehr genehmigt worden, sagte Gubi.

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"Wir möchten nun die Möglichkeiten einer Sanierung gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter ausloten und vorantreiben", verwies der Geschäftsführer auf die nächsten Schritte. Bereits laufende Verhandlungen mit Investoren hätten bis zum heutigen Tag nicht erfolgreich abgeschlossen werden können. "Wir setzen die Gespräche fort, um damit die Weiterführung der Unternehmen zu sichern. Wir bemühen uns, den weiteren Betrieb in bestmöglicher Qualität und im bestmöglichen Zeitrahmen sicherzustellen", betonte Gubi und kündigte an, laufend über die weiteren Entwicklungen zu informieren.

Neubau des Standortes in Pinsdorf bei Gmunden

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Was bedeutet das für den Standort Pinsdorf bei Gmunden?

Die Windhager Logistik GmbH ist Eigentümerin einer Liegenschaft in Pinsdorf (Bezirk Gmunden), auf der derzeit ein neues Werk für Wärmepumpen samt Logistikzentrum in Bau ist. Alle Arbeiten an dem rund 91 Millionen Euro teuren Bauprojekt, das offenbar zu 85 Prozent fertiggestellt ist, wurden vergangenen Freitag eingestellt. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gesellschaften wurde über die Logistik GmbH heute ein Konkursverfahren eröffnet. 300 Beschäftigte sollten hier in wenigen Monaten Arbeit finden. Das Werk mit Logistikzentrum auf Pinsdorfer Boden sollte zunächst 10.000 Wärmepumpen pro Jahr produzieren. Bis zu 40.000 waren zukünftig pro Jahr geplant.

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Der Heizungshersteller hofft, doch noch Investoren zu finden, die bereit sind, sich an der Finanzierung des Wärmepumpenwerkes in Pinsdorf zu beteiligen. Gelingt dies nicht, muss Windhager das fast fertige Werk aufgeben. Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi erklärte am Samstag, dass man intensiv nach Investoren suche und sich mit der Sanierung des Projekts befasse, wobei der Standort Pinsdorf ein möglicher Bestandteil sei. Dieser könne aber auch als eigenständiges Projekt betrachtet und jederzeit zurückgekauft werden.

Bereits im Juli Kurzarbeit angemeldet

Der Salzburger Heizungshersteller Windhager schickte bereits im Juli 2023 nach arbeitsmarktpolitischer Prüfung durch das Arbeitsmarktservice (AMS) 179 seiner rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich in Kurzarbeit. Der Umsatz des auf die Herstellung von Pelletheizungen spezialisierten Unternehmens war im Sommer massiv eingebrochen: In der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) war von einem Minus von 40 Prozent die Rede.

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"Dass deutsche Politiker Heizen mit Holz als nicht mehr nachhaltig deklariert haben, hat massive Auswirkungen auf den Markt und auf unser Unternehmen", sagte Windhager-Geschäftsführer Stefan Gubi mehreren Medien im Sommer 2023. Erschwerend sei hinzu gekommen, dass die Bauwirtschaft vor großen Problemen stehe und deutlich weniger gebaut würde. Windhager erzielte 2022 einen Rekordumsatz von über 160 Millionen Euro. Gleichzeitig investiert das Unternehmen derzeit rund 100 Millionen Euro in den Stammsitz im Salzburger Flachgau sowie in ein neues Wärmepumpenwerk und ein Logistikzentrum im oberösterreichischen Pinsdorf.

Windhager ist in Österreich und Europa führend in der Herstellung von Heizkesseln für alle Energieträger. Die Auslandsbeteiligungen von Windhager in der Schweiz, in Deutschland und Italien sind vom Insolvenz-Antrag nicht betroffen.