Lieferketten : Wie sich Europas Industrie jetzt auf multiple Krisen einstellt

Ein Flugzeug mit Luftfracht: Viele große europäische Industrieunternehmen arbeiten mit Digitalisierung an der Resilienz ihrer Lieferketten.
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In ganz Europa kämpft die Industrie gleichermaßen mit einer nie gekannten Anzahl von Herausforderungen. Explodierende Energiekosten und instabile Lieferketten bereiten dabei aktuell die größten Probleme. Die meisten Unternehmen empfinden die aktuellen Probleme als so vielschichtig wie noch nie. Und auch für die kommenden Jahre rechnen fast neun von zehn Unternehmen damit, dass die Unsicherheit weiter so groß bleiben wird.

Das ergibt eine aktuelle Studie des Unternehmens Aras. Befragt wurden in 19 europäischen Ländern 442 Führungskräfte von Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 40 Millionen Euro in den Branchen Automobil, Luftfahrt & Verteidigung, Maschinenbau, Medizintechnik, Chemie, Pharma und Nahrungsmittel.

"Vor dem Hintergrund einer beunruhigenden Gemengelage aus explodierenden Energiekosten, geopolitischen Risiken und zunehmenden Arbeitsmarktrisiken ist Europas Industrie aktuell vor allem um eine ausfallsichere Produktion bemüht", sagt Jens Rollenmüller, Geschäftsführer Aras Deutschland. "Als Reaktion auf instabile Lieferketten haben deshalb 40 Prozent der Unternehmen bereits eine engere Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten umgesetzt, weitere 39 Prozent arbeiten daran und 17 Prozent planen einen intensiveren Schulterschluss mit den Zulieferern."

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Auffällig im Europa-Vergleich: In Großbritannien ist die Sorge um die Lieferketten besonders ausgeprägt. Im Nachgang des Brexits hat dort bereits jedes zweite Unternehmen eine engere Zusammenarbeit mit Zulieferern umgesetzt.

Über Supply Chain Management in Österreich: Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums in Steyr, zu Gast bei den INDUSTRIEMAGAZIN NEWS.

Digitalisierung der Lieferkette als Prävention

Auch die Digitalisierung der Lieferkette sehen viele als wichtigen Faktor an, um Resilienz aufzubauen. 36 Prozent der Unternehmen haben laut der Studie ihre Supply Chain unter Digitalisierungsaspekten bereits neu aufgesetzt, weitere 42 Prozent arbeiten daran.

Rund jedes dritte Unternehmen hat auch mit Veränderungen in den Produkten auf instabile Lieferketten reagiert, knapp jedes vierte mit einer Verlagerung von Produktionsstandorten.

Acht von zehn Unternehmen bereitet der Ausblick auf dauerhaft instabile Lieferketten Sorgen. "Aber dank der bereits europaweit umgesetzten und zum Teil noch geplanten Gegenmaßnahmen kann sich die Industrie robuster aufstellen und künftigen Krisen besser begegnen", räumt Rollenmüller ein.

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