Energiekrise : EY: Jedes zweite Unternehmen spürt hohe Energiepreise
Mehr als jedes zweite Unternehmen in Österreich hat die steigenden Energiepreise deutlich zu spüren bekommen. Das ergab eine Umfrage im Auftrag des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY. Von jenen, die die Energiepreise stark spüren, macht sich das vor allem durch rückläufige Gewinne bemerkbar.
Der Umfrage unter 600 mittelständischen heimischen Unternehmen zufolge gaben 52 Prozent an, deutlich oder sehr stark von den steigenden Preisen für Energie betroffen zu sein. 41 Prozent sehen sich etwas bis kaum betroffen, lediglich sieben Prozent nehmen keine direkten Auswirkungen wahr. Laut Analyse besonders betroffen sind Unternehmen aus dem Transport-, Verkehrs- und Energiesektor sowie der Industrie.
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Die Betriebe, die stark von steigenden Energiekosten betroffen sind, spüren das vor allem beim Gewinn. Laut Erhebung stellten 63 Prozent der stark betroffenen Firmen Gewinnrückgänge fest. Knapp die Hälfte (44 Prozent) versucht wegen der steigenden Energiekosten andere laufende Kosten zu reduzieren, 7 Prozent müssen Jobs abbauen oder haben das schon getan. 2 Prozent befürchten eine Insolvenz.
Sorge: Versorgungsengpässe
"Unabhängig davon, wie sich die Umsätze der Unternehmen entwickeln, wirken sich die stark gestiegenen Energiekosten direkt auf die Gewinne der Unternehmen aus. Das kann mittel- oder langfristig zum Problem werden", kommentiert Christina Khinast, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich, die Umfrage in einer Aussendung.
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Knapp ein Viertel (24 Prozent) der befragten Unternehmen befürchtet Versorgungsengpässe im Energiebereich, vor allem im Winter. Diese Sorge haben laut Umfrage vor allem Betriebe in den Branchen Soziales, Wissenschaft, Bildung und Kultur (46 Prozent) aber auch in Transport, Verkehr und Energie (36 Prozent). Der Großteil (76 Prozent) befürchtet aber keine Gefahr bei der Versorgungssicherheit.
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Fast zwei Drittel (63 Prozent) der befragten Unternehmen setzen bereits Energiesparmaßnahmen um, 11 Prozent planen das in den kommenden sechs Monaten zu tun. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) investiert laut Umfrage bereits in den Ausbau eigener Energieerzeugungskapazitäten, 32 Prozent planen diesen. "Unternehmen dürfen in der angespannten Situation nicht allein gelassen werden - es braucht umfassende unterstützende Maßnahmen, vor allem für stark betroffene Betriebe", forderte Khinast.
Firmenpleiten: Starker Anstieg in AT
Hoher Inflationsdruck, stark gestiegene Energiepreise, eine restriktive Geldpolitik und unterbrochene Lieferketten gefährden zunehmend die Profitabilität und den Cash Flow der Unternehmen. Viele Regierungen versuchen die Situation mit Steuermaßnahmen in den Griff zu bekommen. Ob die Maßnahmen ausreichen, hängt vor allem von der Energiekrise und der damit einhergehenden Rezessionsentwicklung ab. Acredia, die führende österreichische Kreditversicherung hat gemeinsam mit Allianz Trade tausende Makro-Finanzdaten analysiert und eine Prognose zum weltweiten Insolvenzgeschehen erstellt.
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Europa wird sich in den nächsten zwei Jahren auf steigende Insolvenzzahlen einstellen müssen. Besonders in Frankreich (2022: +46 % ; 2023: +29 %), Großbritannien (+51 % ; +10 %), Deutschland (+5 % ; +17 %) und Italien (-6 % ; +36 %) wird ein starker Anstieg erwartet. Branchen wie die Bauwirtschaft, der Handel und die Logistik sind stark betroffen. Dabei sind es vornehmlich kleinere Unternehmen, denen Inflation, explodierende Energiekosten und steigende Löhne zum Verhängnis werden.
Auch in Österreich ist die Trendwende in vollem Gange. Bis Ende September 2022 mussten 3.553 Unternehmen Insolvenz anmelden. Das entspricht einer Zunahme von 96 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und stellt damit den stärksten Anstieg aller europäischen Länder dar. „Bis Ende des Jahres könnten wir in Österreich auf knapp 5.000 Firmenpleiten kommen“, schätzt Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia. „Für 2023 erwarten wir dann, dass die Anzahl das erste Mal wieder über dem Vor-Pandemie-Niveau liegt. Derzeit gehen wir von einem Anstieg von 13 Prozent für 2023 aus, verglichen mit 2019 wäre das ein Plus von 8 Prozent.“
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