Stahlindustrie : Voestalpine: Außerplanmäßige Abschreibungen und emissionsreduzierter Stahl

v.l. Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG und Hubert Zajicek, Leiter der Steel Division

v.l. Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG und Hubert Zajicek, Leiter der Steel Division

- © Voestalpine

Der Vorstand des Linzer Stahlunternehmens Voestalpine erwartete in seinem letzten Ausblick ein EBITDA in einer Höhe von rund 2 Mrd. EUR für das Geschäftsjahr 2022/23 - basierend auf der Annahme einer starken konjunkturellen Abkühlung in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres. Auf Basis der jüngsten Konjunkturprognosen zeichnet sich diese auch tatsächlich ab, jedoch zeitlich etwas später als von der Voestalpine ursprünglich erwartet.

Darüber hinaus unterstützt die geographische und branchenmäßige Diversifikation des Konzerns die aktuell erwartete Ergebnisentwicklung. Der Vorstand geht davon aus, dass die Marktsegmente Energie, Eisenbahninfrastruktur und Luftfahrt die vorherrschenden positiven Trends auch in dem prognostizierten schwierigeren wirtschaftlichen Umfeld weiter fortsetzen werden. Im zweiten Halbjahr 2022/23 sei zudem mit positiven Einmaleffekten in Höhe von in etwa 120 Mio. EUR aus einem Grundstücksverkauf der High Performance Metals Division in Deutschland zu rechnen.

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Das Konzern- EBIT des zweiten Quartals wird aufgrund außerplanmäßiger Abschreibungen im Bereich der High Performance Metals Division belastet sein und dementsprechend voraussichtlich in einem Bereich von in etwa 200 Mio. EUR liegen.

Aufgrund der bisherigen Entwicklungen sowie der Einschätzungen aus heutiger Sicht geht der Vorstand für das Geschäftsjahr 2022/23 aktuell von einem EBITDA in einer Bandbreite von 2,3 bis 2,4 Mrd. EUR aus. Diese Zahl inkludiert die Einmaleffekte aus dem Grundstücksverkauf.

Stahlproduktion soll stufenweise emissionsfreier werden

Die Voestalpine-Stahlproduktion soll stufenweise emissionsfreier werden. Geplant ist, dass Anfang 2027 in Linz und in Donawitz je ein Elektrolichtbogenofen in Betrieb geht. Kosten: 1 Milliarde Euro. Was derzeit noch fehlt, sind das finale Okay des Aufsichtsrats - es soll 2023 kommen - und die entsprechende Stromversorgung. Die UVP für die 220-kV-Leitung, die diese sicherstellen soll, läuft. Grünes Licht wird laut dem Land Oberösterreich demnächst erwartet. Läuft alles glatt, kann 2024 der Bau der Öfen beginnen.

Diese Umstellung würde die CO2-Emission nach Unternehmensangaben an den beiden Standorten um rund 30 Prozent senken. Man schaffe dadurch eine Einsparung von 3 bis 4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr, was fast 5 Prozent der gesamten CO2-Emissionen Österreichs entspreche.

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Die Produktion von CO2-reduziertem Stahl basiert bei der Voestalpine zunächst auf Schrott, flüssigem Roheisen und sogenannten HBI, hot briquetted iron, einem Eisenschwamm. Den Eisenschwamm will man aus der Direktreduktionsanlage in Texas beziehen. Den Großteil ihrer Anteile an dem Werk hat die Voestalpine zwar mittlerweile an den europäischen Stahlriesen Arcelor Mittal verkauft und hält nur mehr 20 Prozent, sie hat sich aber die für die Dekarbonisierung nötige Menge an HBI gesichert: jährlich 420.000 Tonnen.

Um die bis 2050 nötige Klimaneutralität zu erreichen, forscht das Unternehmen auch an anderen Technologien auf Basis von grünem Wasserstoff. So steht am Werksgelände in Linz die Pilotanlage H2FUTURE, die bereits grünen Wasserstoff erzeugt. In einer Versuchsanlage in Donawitz arbeitet man im Rahmen des Projektes "Sustainable Steel" an einer Technologie, mit der man aus Erz mittels Wasserstoffplasma in einem einzigen Prozessschritt Rohstahl erzeugen kann, wobei lediglich Wasserdampf entstehen würde - eine "Breakthrough"-Technologie. Offen ist noch, was eine Tonne "grüner" Stahl im Vergleich zu herkömmlichem kosten wird.