Verbund erhöht Netto-Gewinn deutlich : Verbund profitiert von Entspannung der Energiemärkte

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Der teilstaatliche Stromkonzern Verbund hat im ersten Halbjahr seinen Gewinn verglichen mit dem Vorjahr erneut gesteigert, wie das Unternehmen mitteilte. Das Unternehmen profitierte bis Juni vor allem von der Entspannung auf den Energiemärkten und den deutlich gesunkenen Großhandelspreisen für Gas und Strom. Der Jahresüberschuss stieg um 57,5 Prozent auf 1,287 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 63,6 Prozent auf 2,255 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.

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Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2023 bei 6,687 Mrd. Euro, das entspricht einem Plus von 41,3 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Erzeugungskoeffizient der Laufkraftwerke lag mit 0,95 um 5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert, aber um 5 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,0. Die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke stieg um 6,2 Prozent. Damit stieg die Stromerzeugung aus Wasserkraft um 947 Gigawattstunden (GWh) auf 15.054 GWh.

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Gesetzgeber sei gefordert

"Verbund macht vor allem im Großhandel und an den Börsen sehr gute Ergebnisse, das Geschäft mit den Haushaltskunden ist negativ", erklärte der Vorstandsvorsitzende Michael Strugl am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Die hohen Großhandelspreise aus dem zweiten Halbjahr 2022 seien "verspätet und nicht in vollem Ausmaß" weitergegeben worden. Heuer seien die Preise im Großhandel wieder auf einem Niveau, auf dem die Verbund-Tarife die Kosten einigermaßen abdecken.

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"Trotzdem ist der Endkundenvertrieb bei uns noch mit 365 Millionen Euro im Minus", so der CEO. Diese Zahl sei eine Prognose für das Gesamtjahr 2023. Im abgelaufenen Jahr 2022 sei man nahezu neutral, "mit einer schwarzen Null", aus dem Jahr gegangen. Der selbst erzeugte Strom aus Wasserkraft wurde im ersten Halbjahr um durchschnittlich 182,1 Euro pro Megawattstunde verkauft. Das sind knapp 70 Euro mehr als vor einem Jahr.

Die Unzufriedenheit und Verunsicherung der Konsumentinnen und Konsumenten sowie die Kritik an der Intransparenz der Preisgestaltung seien "das Ergebnis einer völlig unklaren Rechtsgrundlage", sagte Strugl. Es gebe in Österreich "keine Rechtsgrundlage für Preisanpassungen, die vor Gericht hält", so der Vorstandsvorsitzende. Neue Angebote müssten "mittlerweile von drei Juristen gegengelesen werden, damit nicht wieder ein Anknüpfungspunkt entsteht, wo man geklagt wird", so Strugl. Die Situation sei unbefriedigend, hier sei der Gesetzgeber gefordert.

Michael Strugl

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Energiemarkt noch immer unvorhersehbar und volatil

Kritik an der ab Dezember 2022 geltenden Stromkostenbremse kam zuletzt etwa vom Wifo-Ökonomen Michael Böheim. Für ihn sei klar, "dass der Stromkostenzuschuss in dieser Form nicht zielführend ist", sagte er in der Donnerstagsausgabe der Tageszeitung Der Standard. Der Zuschuss gebe den Stromanbietern keinen starken Anreiz, die Preise entsprechend der Entwicklung im Großhandel zu senken. Beim Verbund sei das nicht der Fall, sagte Strugl auf Anfrage. Böheim schlug eine Zusatzklausel vor: "Sobald der Großhandelspreis um fünf Prozent sinkt, ist die akkumulierte Preissenkung in voller Höhe sofort an die Kunden weiterzugeben".

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Trotz der Entspannung in den vergangenen Monaten seien die Energiemärkte nach wie vor "unvorhersehbar und volatil, das hat sich nicht geändert", sagte Finanzvorstand Peter Kollmann. Der Verbund rechnet bis Jahresende mit relativ stabilen Strompreisen, "aber wenn Lieferungen aus bestimmten Regionen weniger werden, oder der Winter sehr kalt wird, werden die Gaspreise ansteigen und damit auch die Strompreise", sagte Kollmann.

Wasser, Wind und Sonne

Die Klimakrise und die damit verbundenen häufigeren Extremwetterereignisse werden sich in Zukunft auch auf die Wasserkraft auswirken. Der Verbund rechnet derzeit mit einer konstanten Wasserführung über das Jahr, aber mit stärkeren unterjährigen Schwankungen. Daher sei es strategisch wichtig, die Erzeugungstechnologien zu diversifizieren, also etwa in Photovoltaik und Windkraft zu investieren. Aus heutiger Sicht könne man aber nicht genau abschätzen, "was in den nächsten 50 Jahren passiert", so Strugl.

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"Deutlich positiv auf die Ergebnisentwicklung wirkten die für die Berichtsperiode relevanten stark gestiegenen Terminmarktpreise auf dem Großhandelsmarkt für Strom. Die Spotmarktpreise waren in den Quartalen 1-2/2023 hingegen rückläufig", hieß es in der Aussendung. Eigenerzeugter Strom aus Wasserkraft wurde mit durchschnittlich 182,1 Euro pro Megawattstunde um knapp 70 Euro teurer verkauft als im Vorjahr. Positiv wirkten sich auch die gestiegene Erzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen, vor allem in Spanien, sowie ein höherer Ergebnisbeitrag der Gas Connect Austria GmbH im Segment Netz aus. Ergebnisbelastend wirkten sich Ergebnisabführungen in Österreich und Rumänien mit insgesamt rund 172 Mio. Euro aus.

Investition in Spanien und Österreich

Für das Gesamtjahr 2023 wird ein Nettoergebnis von 2,05 bis 2,3 Mrd. Euro und ein EBITDA von 3,8 bis 4,2 Mrd. Euro erwartet. Die Ausschüttungsquote für 2023 soll zwischen 45 und 55 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses liegen, das derzeit zwischen rund 2,07 und 2,32 Mrd. Euro erwartet wird.

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Der Verbund will in den nächsten Jahren jährlich 1,5 Mrd. Euro investieren. In den nächsten zehn Jahren soll das Investitionsvolumen damit rund 15 Milliarden Euro erreichen. Das Geld fließt vor allem in Netze, Erzeugungsanlagen und Speicher. Derzeit werden beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke in Kaprun in Salzburg und im Mölltal in Kärnten gebaut. Beide Projekte werden bis 2025 rund 700 Millionen Euro kosten. Insgesamt fließen bis 2025 1,7 Milliarden Euro in Netze, 1,2 Milliarden Euro in Wasserkraft, vor allem in große Speicherprojekte, und 1,1 Milliarden Euro in neue erneuerbare Energieträger, vor allem Wind und Photovoltaik. Mehr als drei Viertel des Investitionsvolumens fließen nach Österreich.

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Zuletzt hat der Verbund eine weitere Erneuerbare-Energien-Investition in Spanien abgeschlossen. Dabei wurden von der EDP Renewables Europe S.L.U. Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 257 Megawatt (MW) mit Hybridisierungs- und Repowering-Potenzial zu einem Unternehmenswert von rund 460 Mio. Euro erworben.

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