Energie : Verbund: Wasserkraftwerke leiden noch immer unter Sommer-Dürre

Verbund Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug Donau Wasserkraft Niederösterreich
© Verbund

Die Wasserkraftwerke des Verbunds leiden weiter unter der Jahrhundertdürre diesen Sommer. "Diese niedrige Wasserführung hält immer noch an", sagte Verbund-Chef Michael Strugl am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Das börsennotierte Unternehmen, das zu 51 Prozent der Republik Österreich und zu 30 Prozent den Landesenergieversorgern von Wien, Niederösterreich und Tirol gehört, will sich breiter aufstellen und mehr Strom aus Wind und Sonne erzeugen.

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Der vergangene Sommer sei für die gesamte europäische Strombranche herausfordernd gewesen, nicht nur wegen des hohen Gaspreises, sagte Strugl. In Frankreich hätten die Atomkraftwerke nicht ausreichend gekühlt werden können, der Kohletransport etwa am Rhein war eingeschränkt und die Wasserspeicherkraftwerke in Norwegen nicht im üblichen Ausmaß gefüllt.

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Der Verbund erzeugt derzeit rund 90 Prozent seines Stroms auf Wasserkraft, in Zukunft sollen 20 bis 25 Prozent durch Windräder und große Photovoltaikanlagen (PV) erzeugt werden. Die große Trockenheit habe den Verbund wirtschaftlich getroffen, die Diversifizierung des Erzeugungsportfolios sei enorm wichtig, so Strugl.

"Was uns fehlt, sind die Flächen"

"Was uns fehlt, sind die Flächen", übte Strugl Kritik daran, dass es in Österreichs Politik trotz der Energiekrise keinen nationalen Schulterschluss gebe, um in große Wind- und Solarparks zu investieren. Einen solchen Schulterschluss brauche es auf allen politischen Ebenen. "Versorgungssicherheit ist nicht zum Nulltarif zu haben", mahnte Strugl.

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Man sei ständig damit konfrontiert, dass Projekte blockiert oder verzögert werden, kritisierte Strugl. Einzelne Bundesländer seien "sehr zurückhaltend". Positiv hervor hob Strugl das Burgenland, wo der Verbund gemeinsam mit der Burgenland Energie eine Anlage baut, um aus Ökostrom grünen Wasserstoff zu erzeugen.

Zur insgesamt 2 bis 4 Mrd. Euro schweren Gewinnabschöpfung der Bundesregierung sagte Strugl, dass diese allein dem Verbund wahrscheinlich 1,8 Mrd. Euro kosten werde. Daneben liefere man an den Bund 600 Mio. Euro an Dividende und 750 Mio. Euro an Steuern. Wenn man 1,8 Mrd. Euro aus dem Unternehmen herausnehme, fehle das natürlich, so Strugl.

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Man schaue sich gerade an, ob es Projekte gibt, die man verschieben müsse oder gar nicht machen könne. Durch die hohen Strompreise und den zusätzlichen Erlösen wäre es - ohne Gewinnabschöpfung - beispielsweise möglich gewesen, das Speicherkraftwerk Limberg III in Kaprun früher ans Netz zu bringen.

Strugl betonte, dass die sehr hohen Strompreise erst wieder sinken werden, wenn in ganz Europa massiv in Erneuerbare Energien investiert wird. Derzeit würden die Terminmärkte im Großhandel signalisieren, dass die Preise auch 2024 und 2025 noch hoch, nämlich bei ungefähr 200 Euro pro Megawattstunde, sein werden. Dass Gas eines Tages wieder so billig sein werde wie vor dem Ukraine-Krieg, schloss der Verbund-Chef aus.

OMV-Tochter Borealis und Verbund, Österreichs führendes Energieunternehmen und einer der größten Erzeuger von Strom aus Wasserkraft in Europa, geben die Errichtung einer neuen Photovoltaikanlage in Schwechat bekannt. Der neue PV-Park, der zukünftig den Standort von Borealis mit Strom versorgen wird, ist der zweite, der von den beiden Unternehmen gemeinsam geplant und realisiert wurde. Mit der Leistung der neuen Anlage kommt Borealis seinem Ziel näher, seinen Strombedarf bis zum Jahr 2030 zu 100 % durch Strom aus erneuerbaren Quellen zu decken.

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Der neue PV-Park befindet sich auf einem Industriegrundstück am Borealis- Produktionsstandort Schwechat. Die Bauphase, die im Mai 2022 begonnen hat, soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, die Energieversorgung soll kurz darauf anlaufen. Die auf einer Flächevon rund 75.000 Quadratmetern errichtete neue Anlage wird aus etwa 10.220 PV-Einzelmodulen bestehen, die eine Nennleistung (Peak-Leistung) von jeweils 460 Watt-Peak (Wp) aufweisen. Insgesamt soll die Gesamtleistung des Parks rund 4,7 Megawattpeak (MWp) erreichen und einen Energieertrag von rund 5,6 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr liefern. Dies entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch von 1.400 österreichischen Haushalten.

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