Industriekongress : SBO-Chef Grohmann: "Potenziale einer Umrüstung von Kohle- auf Erdgaskraftwerke wären immens"
Welche Vorkehrungen für den Fall eines Einbrechens der Energieversorgung zu treffen seien, sei eine Frage, die sich das Unternehmen Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment schon vor einiger Zeit gestellt hat, sagt SBO-Chef Gerald Grohmann am Industriekongress. Beim Vorwärmen der Edelstahlstangen vor dem Schmiedeprozess wurden Möglichkeiten gefunden, dies „elekrisch zu machen“, sagt Grohmann. Als Sofortmaßnahme könnte ein solcher Prozess jederzeit aktiviert werden.
„Wir haben zum Glück schon sehr früh damit begonnen, ein krisensicheres Energiekonzept umzusetzen. Wir bestücken heuer freie Flächen und Dächer mit Photovoltaik und können auf diese Weise mehr als 1 MW Strom selbst produzieren. Damit decken wir einen guten Teil unseres Bedarfs selbst ab. Durch Prozessänderungen haben wir alternative Energieversorgungswege aufgebaut, auf die wir im Notfall zurückgreifen können“, sagte Grohmann im Interview.
Lesen Sie hier mehr: Grohmann: „Sollte russisches Geschäft wegbrechen, könnten wir es verkraften“
Die Auftragsbücher des Anbieters von Bohrequipment seien voll, führt Grohmann am Industriekongress aus: Nicht nur covidbedingt wurde die vergangenen Jahre wenig in die Exploration investiert. Nun stieg die Nachfrage sprunghaft an, man erlebe einen Nachholeffekt. Zugleich würden „grüne Minister ausschwärmen, um fossile Energiequellen zu sichern“, sagt Grohmann.
„Wir erwarten tatsächlich, dass in naher Zukunft wieder mehr neue Felder erschlossen und bestehende Felder modernisiert werden“, sagte Grohmann im Interview im Frühjahr. Das liegt aber nicht nur am Ukraine-Krieg. Seit 2015, seit Saudi-Arabien den Erdölpreis nach unten gedrückt hat, gab es viel zu wenige Investitionen in die Förderinfrastruktur. Das lag zum Teil daran, dass sich Unternehmen bei den niedrigen Preisen die Investitionen oft gar nicht leisten konnten. Es lag aber auch daran, dass es gerade auf die großen Mineralölkonzerne einen sehr starken Druck gab, neue nichtfossile Geschäftszweige zu erschließen. „Jetzt hat sich die Situation geändert“, so Grohmann.
Die Energieversorgung war auf dem 23. Industriekongress ein großes Thema. Lesen Sie auch hier: ECO-Direktorin Köppl-Turyna: „Warum sollte Russland noch Gas liefern?"
Nun lebe man in einer dualen Zeit: Jedem sei klar, dass die Notwendigkeit der Energiewende unumstritten ist. Zugleich, neben einer „lebbaren Zukunft“, gehe es um Versorgungssicherheit.
Nicht vergessen dürfe man, dass Gas eine wichtige Brückentechnologie sei. „Wäre man in der Lage, alle Kohlekraftwerke auf Erdgas umzustellen, was technisch machbar sei, wären die Einsparpotenziale immens“, sagt Grohmann.
ZUR PERSON
Gerald Grohmann ist seit 2001 CEO der SCHOELLER-BLECKMANN OILFIELD EQUIPMENT AG. Das Unternehmen ist weltweit führender Anbieter für Öl- und Gasausrüstungen für Exploration und Produktion. Die Strategie 2030 der SBO zielt darauf ab, in den nächsten Jahren ein neues Geschäftsfeld im Bereich Energy Transition bzw. Green Tech aufzubauen und damit mittel- bis langfristig rund 50% des Unternehmensumsatzes zu erzielen.
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Die besten Bilder vom Industriekongress 2022
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Eröffnet wurde das Jahrestreffen der Industrie von Beatrice Schmidt, Geschäftsführerin WEKA Industrie Medien....
Foto: Industriekongress 2022; Credit: Matthias Heschl
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...und Rudolf Loidl, Chefredakteur INDUSTRIEMAGAZIN.
Foto: Industriekongress 2022; Credit: Matthias Heschl
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Hat Putin den Westen getäuscht - und welche Ziele verfolgt die Führungselite um den russischen Präsidenten? Diese Frage erörterte Gerhard Mangott, Professor und Politikwissenschafter an der Universität Innsbruck, in seiner Eröffungs-Keynote.
Foto: Industriekongress 2022; Credit: Matthias Heschl
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Im Anschluss erläuterte die Chinaexpertin Susanne Weigelin-Schwiedrzik, warum Chinas Position im Konflikt zwischen dem Westen und Russland vielschichtiger ist als man meint - und warum es in der Volksrepublik "von unten rumort und es keine Führung von oben gibt".
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Beide Experten trafen in der folgenden Paneldiskussion "Wandel durch Handel?" aufeinander.
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Mitdiskutanten: Monika Köppl-Turyna, Direktorin, ECO Austria Institut für Wirtschaftsforschung....
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...und Georg Kapsch, Geschäftsführer Kapsch Group // Kapsch TrafficCom. Moderation: IM-Chefredakteur Rudolf Loidl.
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Die Frage, wieweit freier Handel noch für Freiheit steht - und ob Österreich seine Rolle als Brückenbauer neu definieren kann, wurde in der zweiten Paneldiskussion erörtert.
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Am Podium: Torsten Philipp, Managing Director des Allwanger Produzenten von Kupplungen, Wellen und Drehschwingungsdämpfern für Großmotorenbauer Geislinger...
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...FACC-Chef Robert Machtlinger,...
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...Andreas Gerstenmayer, Vorstandsvorsitzender des Leiterplattenherstellers AT&S,...
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sowie Robert Pollmann, geschäftsführender Gesellschafter des Waldviertler Automobilzulieferers Pollmann.
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Man könne sich die nächsten 20 oder 30 Jahren in eine ökologische Nische zurückziehen. Oder die Energiewende sehr aktiv mitgestalten, "was sogar Spaß machen kann", sagte der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung in seiner Eröffnungs-Keynote für den Nachmittag.
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Bei der anschließenden Paneldiskussion diskutierte Schellnhuber über Wege für die Industrie, die Jahrhundertchance der Energiewende - die Klimakrise - zu adressieren.
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Mit am Podium: SBO-CEO Gerald Grohmann, der Gas als Brückentechnologie einiges abgewinnen könnte....
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...Karlheinz Wex, Vorstandschef des Hochleistungswerkstoffherstellers Plansee,...
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...sowie Karin Exner-Wöhrer, Vorstandsvorsitzende Salzburger Aluminium Group, die aus grünen Quellen gespeisten Wasserstoff als Antriebstechnologie der Wahl sieht.
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Es folgten die beiden Breakout-Sessions "Building the bridge: Nachhaltige Industrie-Produktion durch Optimierung des globalen Footprint", moderiert von Walter Woitsch, Syngroup Management Consulting...
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...sowie "ESG als Chance für die österreichische Industrie", moderiert von Nicole Wallner, Drees & Sommer in Österreich und Georg Stadlhofer, Drees & Sommer in Österreich.
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Als idealen Ort, den Nachmittag ausklingen zu lassen, erwies sich die Terrasse vom The Ritz-Carlton - im Bild: Industriekongress-Eventleiterin Nefize Can, re., mit WEKA Industrie Medien Geschäftsführerin Beatrice Schmidt.
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Dort bot sich neben einem Flying Dinner nicht nur ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken....
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....sondern auch ein traumhafter Blick über die Stadt.
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INDUSTRIEMAGAZIN dankt seinen Sponsoren - in alphabetischer Reihung:
Cosmo Consult
Drees&Sommer
Easyconsult
EIT Manufacturing
ERGO
Hernstein
Schneider Electric
Syngroup
WeidmüllerFoto: Industriekongress 2022; Credit: Matthias Heschl
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Zum Event: der Industriekongress
Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe, das Gespenst der Stagflation und die Fragen nach der geopolitischen Macht prägen nicht nur das aktuelle Zeitgeschehen, sondern bedrohen freien Handel und Globalisierung.
Österreichs Industrie bleibt von diesen drastischen Entwicklungen nicht verschont. Die Verteuerungen von Energie und Rohstoffen, nicht enden wollende Pandemie und eine zunehmende Liquiditätsklemme für KMUs bieten genügend Zündstoff. Gleichzeitig ermöglicht aber gerade der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Energieproblematiken die einmalige Chance, das Thema der Klimakrise und Nachhaltigkeit zügig für den Industrie-Standort Österreich anzugehen.
Am 23. Juni 2022 fand der 23. Industriekongress im Wiener Hotel The Ritz-Carlton statt - und mit dabei waren hochrangige ExpertInnen aus Forschung und Industrie: Hans Joachim Schellnhuber, Gerhard Mangott, Karin Exner-Wöhrer, Robert Machtlinger und viele andere Speaker diskutierten über die Fragen unserer Zeit.