Kfz-Industrie : Mehr Gewinn trotz Chipmangel – die Strategie von Toyota, BMW und Co.

Pkw wird in Fabrik zusammengebaut
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Der Versorgungsengpass bei Halbleitern und anderen elektronischen Bauteilen hat in der gesamten Autoindustrie Produktionseinschränkungen ausgelöst. Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Autobauer haben daraufhin auf eine bestimmte Taktik gesetzt: die knappen Chips vor allem in vergleichsweise teure Autos einzubauen und gleichzeitig Rabatte einzuschränken.

Das hat sich laut Constantin Gall, EY-Experte für den Mobilitätsbereich in Westeuropa, für die Hersteller ausgezahlt. "Die Margen lagen 2021 auf Rekordniveau", sagte der Experte mit Blick auf das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz. Bei der Gewinnmarge schneidet laut EY der US-Elektroautobauer Tesla im Vergleich der Branchenriesen am besten ab. Er erzielte demnach einen Wert von 12,1 Prozent und lag damit knapp vor BMW und Mercedes-Benz, die jeweils 12 Prozent erreichten.

Auch Toyota, Volkswagen und andere internationale Autohersteller haben ungeachtet der Chipkrise im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient. Der operative Gewinn der weltweit 16 größten Autokonzerne kletterte im Jahresvergleich um 168 Prozent auf insgesamt rund 134 Milliarden Euro, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ermittelte.

"Die Top-Autokonzerne haben die Halbleiterkrise im vergangenen Jahr insgesamt bemerkenswert gut gemanagt - der Absatz war zwar bei vielen Unternehmen rückläufig, die Gewinnsituation hat sich hingegen teils hervorragend entwickelt", wie Gall resümierte.

Die Chipkrise habe insbesondere die deutschen Hersteller getroffen, deren Absatz um 4 Prozent gesunken sei. Konkurrenten aus Japan legten hingegen um 5 Prozent zu, aus Südkorea sogar um 7 Prozent. Die Branche kämpfe auch in diesem Jahr mit Problemen, sagte EY-Partner Peter Fuß. "Zum einen hemmt der Mangel an Halbleitern und anderen Vorprodukten und Rohstoffen die Produktion. Zum anderen stellt auch der Krieg in der Ukraine eine enorme Belastung für die Branche dar."

Prognosen für dieses Jahr seien angesichts dieser Unsicherheiten kaum möglich. Die Branche fahre auf Sicht – "und die Neuwagenpreise werden eher steigen als fallen", sagte der Experte.

In der britischen Autoproduktion hält der Abwärtstrend derweil aber an. Wie der Verband der britischen Automobilhersteller und -händler SMMT am Freitag mitteilte, ging die Produktion in dem Land im vergangenen Monat zum Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent zurück. Demnach rollten im Februar rund 62.000 Fahrzeuge vom Band.

Es ist der schwächste Februar seit 2009 und der achte Monat in Folge, in dem die Branche einen Produktionsrückgang verzeichnen muss. Verantwortlich seien vor allem der anhaltende weltweite Halbleitermangel, der teilweise zu Produktionsstopps geführt habe und die Schließung eines Honda-Werks im englischen Swindon im vergangenen Sommer, hieß es in der SMMT-Mitteilung.

Negativ für die Branche wirkt sich laut SMMT auch der Krieg in der Ukraine aus. Viele wichtige Rohstoffe wie Aluminium, Palladium und Nickel, die für die Herstellung von E-Auto-Batterien gebraucht werden, würden aus Russland bezogen. Zwar unterstütze die Branche die gegen Moskau verhängten Sanktionen, sie brächten aber zusätzliche Herausforderungen.

Die britische Automobilindustrie befinde sich mit dem Wandel zur Elektromobilität im größten Umbau seit 100 Jahren, sagte SMMT-Chef Mike Hawes der Mitteilung zufolge. Der Anteil an Elektroautos und Hybriden an der britischen Produktion liegt inzwischen bei gut einem Viertel. Die britische Regierung hatte am Freitag das Ziel ausgegeben, dass es bis 2030 im Land 300.000 Ladestationen für Elektrofahrzeuge geben soll, zehnmal so viele wie derzeit. Die Regierung will das mit einem 500 Millionen Pfund (600 Mio. Euro) schweren Förderprogramm unterstützen. (apa/red)