Resilienz in der Logistik : Lieferkette: So managen Sie komplexe Warenströme

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Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Und mittendrin: Europas wichtigster Erzumschlaghafen Rotterdam, der in diesen Stunden eine weitere Aufwertung erfuhr. Nachdem Russland als Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine mit Sanktionen belegt worden war, waren neue Quellen - US-amerikanische und australische - sowie neue Umschlagplätze für Kohle und Erze gefragt. Auch die Voestalpine sondierte. "Doch waren wir natürlich nicht die einzigen, die alternative Häfen identifizierten", erzählt Hubert Zajicek, Vorstandsmitglied der Voestalpine und Leiter der Steel Division. Die Idee, über alternative Umschlagplätze umzurouten, verbreitete sich in der Industrie. Doch die Linzer waren im Vorteil - denn sie wählten einen automationsgestützten Zugang. Eine Art Netzwerkkarte auf Basis von Auslastungs- und Belegungsdaten von Handelsströmen zu Schiene, See und Straße unterstützte bei der Szenarienplanung - und sorgte für den entscheidenden Vorsprung in der Rohstoffversorgung.

Im nächsten Schritt ist sogar denkbar, eine KI, "die selbständig Annahmen trifft, zu implementieren", sagt Zajicek. Wie es das Unternehmen schon heute für den Schrotteinkauf entwickelt. Dort ist die Lieferkette derzeit nur bedingt transparent nachvollziehbar. Doch mithilfe einer Vektorsimulation - am Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) mitentwickelt - lassen sich Szenarien vorausschauend planen. "Wir steuern Abrufkanäle von Lieferanten so, dass wir im vorhinein wissen, welche Schrotte aus welcher Quelle zu welcher Zeit geliefert werden können", sagt Zajicek. Einbezogen werden Variablen wie Leistungsfähigkeit der Verkehrsmittel, Trassenbelegungen der Bahn oder gar Faktoren wie Hoch- oder Niedrigwasser. Selbst Lawinenabgänge oder Umbauten von Bahnstrecken lassen sich in der Prozessbeschreibung simulieren.

Hubert Zajicek, Vorstandsmitglied und Leiter Steel Division, Voestalpine
"Wir steuern Abrufkanäle von Lieferanten intelligent." Hubert Zajicek, Vorstandsmitglied und Leiter Steel Division, Voestalpine - © Voestalpine

Eventtipp

31. Österreichischer Logistik-Tag

Der österreichische Jahrestreffpunkt für Logistik und Supply Chain Management mit allen Stakeholdern der Bedarfsträger (Industrie, Handel) und Lösungsanbieter (Spedition, integrierte Dienstleister, Technologie & IT, Bildung & Forschung).

Wann: 06. Juni 202, 09:00 bis 17:00
Wo: Design Center Linz, 4020 Linz

Veranstaltungsrahmen+ Keynote-Vorträge+ Vertiefende Fachsequenzen+ Fachausstellung der Lösungsanbieter aus IT & Technologie, Transport & Infrastruktur, Spedition, F&E, Consulting

Teilnehmerinnen und Teilnehmer60 Referenten, 50 Aussteller & Newcomer und 800 Fachkollegen:+ Supply Chain- und Logistik-Manager aus Industrie, Handel und Dienstleistung+ Fachexperten aus Beschaffungs-, Produktions-, Lager- und Transportlogistik+ IT-, Technologie- und Digitalmanager+ C-Level-Führungskräfte

Das Logistik-Future-Lab am 5. Juni startet mit einer innovativen Live-Vernetzung aller Teilnehmer zum Motto: Mit kollektiver Intelligenz gemeinsam Zukunft gestalten!

Darin werden Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen in SCM und Logistik erörtert.

Weitere Informationen hier!

Blockbildung bis Green Deal - es bleibt herausfordernd.

Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums an der FH Steyr, muss gar nicht die "dekorativen" Megaevents wie Coronakrise, Suezblockade oder Huthi-Rebellen bemühen, die für einen explosionsartigen exponentiellen Bedeutungszuwachs des Supply Chain Managements gesorgt hätten. Viel profanere Gründe findet er für die steigende Komplexität in Supply Chains, namentlich "die Blockbildung auf der Welt, den europäischen Green Deal und Handelshemmnisse unterschiedlichster Couleur". Europa habe sich "absichtlich und unabsichtlich" (O-Ton Staberhofer) eine heftige Komplexität aufgebürdet, die auf Mensch und Wirtschaft Einfluss nehmen. Um diese zu meistern, könne Technologie unterstützen. Unter der Voraussetzung, dass man begreife, dass Technologie nie Lösung, sondern immer nur Enabler für eine Lösung sein könne, so Staberhofer, auch Präsident des Supply Chain Intelligence Institutes Austria (ASCII).

Unternehmen müssten sich gerade jetzt ein "Radar des Wachseins" schaffen. Mit einem Wahrscheinlichkeitstrichter wie früher zu arbeiten sei heute wenig ersprießlich. Unternehmen müssten "über Muster der Vergangenheit die Zukunft antizipieren", sagt Staberhofer. Je integrierter und vernetzter der Datenbackbone von Unternehmen sei, umso flexibler seien diese in der Auswertung. Erfreulich: Das Verfügbarmachen von Daten, stets eine hohe Kunst, wird dank neuer Technologien auch in diesem Bereich gerade zu einer "mittleren Kunst", beobachtet Staberhofer.

Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums, FH Steyr und Präsident ASCII
"Es braucht ein Radar des Wachseins." Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums, FH Steyr und Präsident ASCII - © ING PETER KAINRATH 4400 STEYR

Nagelprobe Pandemie.

An besserer Planbarkeit schraubt auch der internationale Spezialprofilehersteller Welser Profile. Nicht nur fährt man Korrelationsanalysen von Zeitreihendaten, um mehr über mögliche Marktentwicklungen sowohl einkaufs- als auch vertriebsseitig in Erfahrung zu bringen. Vor rund fünf Jahren startete Stefan Rotters Team die Arbeit an einem Sales and Operations Planning (S&OP), einem integrierten Prozess, mit dem das Unternehmen die optimale Balance zwischen Angebot und Nachfrage finden will. Die Nagelprobe für die Mannschaft des Leiters Data Analytics lieferte die Corona Pandemie.

"Wir haben damals versucht, neben den Einschätzungen der eigenen Vertriebsmannschaft den Sales Forecast mit extern zugekauften Forecast-Daten und Machine-Learning-Modellen zu verbessern, doch aufgrund der stark aggregierten Daten und einer hochvolatilen Wirtschaftslage war dies kaum möglich. Es wurde uns bewusst, dass wir das klassisch entwickelte S&OP Setup in Frage stellen und rasch auf neue Beine stellen müssen“, schildert Rotter.

Schwenk

Also schwenkte man radikal um. In eine Erzähldramaturgie in drei Kapiteln. Kapitel Eins: Eine Datenarchitektur hochzufahren. Auf Basis der internen Quellsysteme rüstet man aktuell auf zu einer modernen Dateninfrastruktur. Das im Mostviertel beheimatete Familienunternehmen widmet nun den eigenen Daten volle Aufmerksamkeit, zu Recht: Im Unternehmen werden mehrere hundertausend Tonnen Stahl pro Jahr prozessiert. "Wir versuchen nun in einem ersten Schritt die vielen internen Datenpunkte zu sammeln, zu validieren und für weiterführende Analysen Verfügbar zu machen.", sagt Rotter. Kapitel Zwei: Das Verbinden der Datensilos mithilfe eines Wissensgraphen (a.k.a. Knowledge Graph), mit dem Wirkzusammenhänge in den Datensätzen bzw. im Wertstrom hergestellt und analysiert werden können.

Dabei geht es vor allem um Transparenzschaffung und um Erkenntnisgewinn aus den verknüpften Daten. Schließlich Kapitel Drei, dem Teilen von Informationen. In der Disposition passiert täglich derart viel, "was auch wertvolles Wissen für den Supply Chain Manager darstellt", sagt Rotter. Antworten auf Fragen wie folgende sollen zirkulieren: Wo liegen Ineffizienzen des Wertstroms wie etwa lange Liegezeiten? Welche Volatilitäten sind bei Kundenaufträgen oder Produktionsaufträgen gegeben? Und vorausgedacht: Gibt es Wirkzusammenhänge in der Historie, die robust genug sind, um sie in der Zukunft in den neu designten S&OP Prozess mit aufzunehmen?

Stefan Rotter, Leitung Data Analytics, Welser Profile
"Wir mussten das klassisch entwickelte S&OP-Setup rasch auf neue Beine stellen." Stefan Rotter, Leitung Data Analytics, Welser Profile - © Welser Profile

Infineon-Chefin Herlitschka: "Unsere Versorgungsadern sind fragil geworden"

Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria, über die Sicherung kritischer Rohstoffe in Zeiten geopolitischer Spannungen.

INDUSTRIEMAGAZIN: Frau Herlitschka, wie steht es aktuell um die Teile- und Materialverfügbarkeit und - am Ende des Tages - Ihre Lieferfähigkeit?

Sabine Herlitschka:
Wir sehen aktuell, dass sich die Angebots- und Nachfragesituation, auch im Automotive-Bereich, normalisiert hat. Auch, wenn die Märkte derzeit in vielen Bereichen sehr herausfordernd sind, investiert der Infineon-Konzern weltweit weiterhin in Produktionskapazitäten, um die langfristigen Wachstumschancen aus der Dekarbonisierung und Digitalisierung zu nutzen und bedienen zu können.

Wie verändert sich die Halbleiterwertschöpfungskette mit neuer Produktion in Europa?


Herlitschka:
Es ist erklärtes Ziel der Europäischen Union, den Anteil an der weltweiten Chipfertigung auf 20 Prozent zu steigern. Damit wird die technologische Souveränität sowie Unabhängigkeit von internationalen Lieferketten langfristig gesteigert. Auch Infineontreibt aktuell große Investitionen in Produktion voran und stärkt Europa als Halbleiterhub. Ein wichtiger Beitrag aus Österreich ist die 2021 in Betrieb genommene Chipfabrik für Leistungselektronik in Villach sowie der laufende Ausbau von Produktionsbereichen für neuen, noch energieeffizientere Halbleitermaterialien. Für Europa gilt: Stärkefelder stärken! Dazu zählen die Leistungselektronik, die Sensorik, genauso wie elektronische Systeme für die Datensicherheit und Security-Lösungen. Damit stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit und zugleich die Lieferketten.

Wie gelingt die Sicherung von kritischen Rohstoffen – und welche Supply Chains braucht es dafür?


Herlitschka:
Infineon setzt auf Multi-Sourcing. Wir können uns auf ein breites Lieferanten-Netzwerk verlassen. Selbstverständlich beobachten wir alle internationalen Entwicklungen genau und treffen erforderliche Maßnahmen, um die Versorgung mit relevanten Rohstoffen und Dienstleistungen weiter sicherzustellen.

Wie ist es um die Transparenz der Lieferketten beschaffen?


Herlitschka:
Geopolitische Spannungen erfordern eine verstärkte Risikobewertung entlang der gesamten Lieferkette, um potenzielle Auswirkungen zu minimieren. Wir fragil Lieferketten als „Versorgungsadern“ für Wirtschaft und Gesellschaft sind, haben wir in den letzten Jahren gesehen. Genau deshalb ist es wichtig, nachhaltigere, widerstandsfähigere Netzwerke zu erforschen: 2023 wurde in Österreich genau deshalb das Lieferketten-Forschungsinstitut „Supply Chain Intelligence Institute Austria“ (ASCII) eingerichtet. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines umfassenden Datensystems zu Lieferketten und Produktionsnetzwerken, um die Struktur von Liefernetzwerken transparent zu machen und Auswirkungen auf Wertschöpfungsnetzwerke offenzulegen. Das Monitoring unterstützt dabei, strategische Abhängigkeiten der österreichischen und europäischen Industrie von Rohstoffen schneller zu erkennen.

Am 15. März wurde nun das EU Lieferkettengesetz beschlossenen, dessen grundsätzliche Ziele - Schutz von Menschenrechten und Umwelt - absolut zu begrüßen sind. Der immense bürokratische Aufwand ist jedoch ein klarer Wettberwerbsnachteil im internationalen Vergleich. Gerade vor dem Hintergrund des verschärften globalen Wettbewerbs braucht es heute gute Antworten und Strukturen, die wettbewerbsfähig sind, denn Energie- und Arbeitskosten werden aus heutiger Sicht weiter hoch bleiben. In der jetzigen Ausgestaltung wird das Lieferkettengesetz eine weitere große Hürde schaffen, auch für Unternehmen, die sich in Österreich ansdiedeln wollen. Eine aktuelle Studie von Deloitte im Auftrag der Wirtschafskammer vom Jänner 2024 zeigt, dass rund drei Viertel der befragten Unternehmen die Gefahr als hoch einschätzen, dass sich Österreich deindustrialisieren könnte.

"Geopolitische Spannungen erfordern eine verstärkte Risikobewertung entlang der gesamten Lieferkette" Sabine Herlitschka, Infineon

AI und Forecasting verändert

"Geopolitische Spannungen erfordern eine verstärkte Risikobewertung entlang der gesamten Lieferkette, um potenzielle Auswirkungen zu minimieren", sagt Sabine Herlitschka, Vorstandschefin von Infineon Österreich. Das Unternehmen setzt auf Multi-Sourcing, man könne sich auf ein breites Lieferanten-Netzwerk verlassen. Wie fragil Lieferketten als „Versorgungsadern“ für Wirtschaft und Gesellschaft seien, "haben wir in den letzten Jahren gesehen", sagt Herlitschka.

Genau deshalb ist es wichtig, nachhaltigere, widerstandsfähigere Netzwerke zu erforschen. Denn der Wandel, der Logistikabteilungen erfasst, ist unaufhaltsam. War es vor einem Jahrzehnt noch gute Tradition, in den Einkaufs- und Logistikabteilungen selbst großer Unternehmen sehr unmittelbar auf Ereignisse des Weltgeschehens zu reagieren und Forecasts unter Zuhilfenahme von Zeitreihen gegebenenfalls dann zu adaptieren, haben Logistiker heute spektakulär neue Instrumente an der Hand, um zu "proagieren", wie Patrick Brandtner, Leiter des Josef-Ressel-Zentrums für Prädiktive Analytik und datengetriebene Intelligenz im SCM beobachtet.

Die zuweilen kurzsichtige Strategie, seine Bestände unüberlegt aufzumagazinieren, wenn sich eine komplexe Gemengelage bereits zusammengebraut hat, ist damit Vergangenheit. "Früher hatten wir silohafte Datensätze", sagt Brandtner. Heute hätten Unternehmen eine ganz andere Datenbasis, häufig auch ein ausgereiftes ERP mit standardisierten Datenschnittstellen implementiert. Daten in großer Menge betrachten zu können und daraus mit Deep oder Machine Learning Regelmäßigkeiten abzuleiten, sprich: ein Risiko zu erkennen, bevor es sich äußert und gezielt gegenzusteuern, sind Taktiken eines Geschäfts, das nach Covid und immer neuer Wellen globaler Supply-Chain-Krisen ohnehin komplex genug geworden ist. "Mitunter offenbart die KI: Es braucht nur eine geringfügige Neukonfiguration der Einkaufsparameter, wie etwa adaptierte Sicherheitsbestände oder verbesserte Wiederbeschaffungszeitpunkte", beobachtet der Logistikexperte.

Kulturthema

Mit Kanonen auf Spatzen schießen müssten Unternehmen dabei nicht. Für die teils rechenintensive Mustererkennung würden heute bereits Standardtools wie der Geschäftsanalysedienst Power-BI oder die Programmiersprache Python gute Dienste leisten und erste, solide Use-Cases ermöglichen. CRISPdm, ein industrieübergreifender Standard für Data Mining, dagegen ist das Vorgehensmodell der Stunde für die Planung und Durchführung von Datenanalyseprojekten. Die Instrumente sind vorhanden, Umsetzungspartner wie das Josef-Ressel-Zentrum in Stellung – die Zeichen also günstig, technologisch gestützte Vorhersagen zur Verfügbarkeit im Materialeinkauf oder der Optimierung von Beschaffungszeitpunkten durchzuführen, sagt Brandtner. Zu berücksichtigen sei jedoch: KI sei nicht nur ein Technologiethema, sondern vor allem auch ein Prozess- und Kulturthema. "Was jetzt zählt, ist Business-Verständnis", so der Logistikexperte.

Patrick Brandnter, Leiter Josef-Ressel-Zentrum für Prädiktive Analytik und datengetriebene Intelligenz im SCM
"Wir müssen proagieren". Patrick Brandtner, Leiter Josef-Ressel-Zentrum für Prädiktive Analytik und datengetriebene Intelligenz im SCM - © regionalfoto.eu

Vision einer offenen Logistik.

Und Sachlichkeit. Lars Relitz ist, sagt er selbst, ein Freund davon. Wie könnte es in seiner Funktion als Head of Corporate Digital Innovation & Development bei Dachser auch anders sein. Knapp zwei Jahrzehnte arbeitet er nun schon beim Logistikdienstleister in Kempten, schon eine ganze Weile geschäftsfeldübergreifend. Sein Job war in der Zeit einem radikalen Wandel unterworfen: Die Digitalisierung hat mächtig Fahrt aufgenommen. Soll eine Palette von Atlanta nach Linz befördert werden, reicht heute nicht mehr die Aussage, dass sie verlässlich ankommt. "Von einem weltweit aktiven Stückgutlogistiker wollen Unternehmen am besten auf die Minute genau wissen, wann das der Fall ist", weiß Relitz.

Eine gelebte Praxis im übergreifenden Dokumentenaustausch mit Partnern, ja die Vision einer offenen Logistik bei Commodity-Anwendungen, die von der Open Logistics Foundation propagiert wird, treibt die Deutschen mithin an. Der digitale Frachtbrief (eCMR) als Standard für elektronische Transportdokumente ist so ein Beispiel aus der Gegenwart. Dachser, Rhenus und Fraunhofer IML haben mit weiteren Mitgliedern der Open Logistics Foundation einen branchenweiten eCMR-Standard auf Open-Source- und Blockchain-Basis entwickelt. Den Proof of Concept lieferten sie im Oktober. Das ist übergreifende Zusammenarbeit in der Logistik völlig neu gedacht.

Zu der auch neuartige KI-basierte Vorhersagemodelle passen, um sich zu Jahresbeginn Frachtkapazitäten für nach Ostern zu sichern oder neuralgische Punkte von Prozessen in Echtzeit zu analysieren.

Digitale Befähigung


Schritt halten freilich müssen stets die Ausbildungsniveaus. "Die digitale Befähigung von Mitarbeitern treibt uns an", sagt Relitz. Und damit natürlich die Frage, wie man mit Commodity Services gemeinhin umzugehen denkt, denn: Es existieren inzwischen eine Vielzahl von Softwarefirmen, die allesamt mit der Mission antreten, Prozesse zu automatisieren, weniger Papier zu produzieren und Routinetätigkeiten aus dem Geschäftsalltag zu bannen.

Ein großer Wurf ist Dachser demnach mit der No-Code-Plattformlösung der deutschen smapOne AG gelungen. Mit dieser wurde erstaunliches vollbracht: Bei Dachser sind Stand Februar bereits 1.250 Mitarbeitende als so genannte Citizen Developer befähigt, Applikationen selbst zu bauen. "Die Community wächst stetig und trägt maßgeblich dazu bei, analoge Prozesse selbstständig, schnell und einfach zu digitalisieren", heißt es beim Logistikanbieter. Eine gute Ergänzung zu den Entwicklungsleistungen der Corporate IT. Mit Engagement würden die dezentralen Fachexperten vor Ort selbst kleine Lösungen bauen und sie immer weiter verbessern. Noch gebe es einige papierbasierte Prozesse, die selbst digitalisiert werden könnten. Ziel sei nicht zuletzt auch, das digitale Mindset der Belegschaft zu stärken und die digitale Kreativität zu fördern. Aus diesem Grund forscht Dachser auch an Large Language Models, die in Zukunft das Wissensmanagement auf eine neue Ebene heben sollen.

Lars Relitz, Head of Corporate Digital Innovation & Development, Dachser
"Die digitale Befähigung von Mitarbeitern treibt uns an." Lars Relitz, Head of Corporate Digital Innovation & Development, Dachser - © Dachser