Kika/Leiner-Insolvenz : Zweite Insolvenz - Kika/Leiner verliert massiv an Marktanteilen
Inhalt
- Kika/Leiner meldet erneut Insolvenz an
- Der langsame Abstieg von Kika/Leiner
- Mitarbeiterabbau und Filialschließungen: Das Management reagiert
- Historische Herausforderungen und Eigentümerwechsel
- Wie geht es mit Kika/Leiner weiter?
- Übernimmt XXXL-Lutz die Kika/Leiner-Standorte
- Ganze Branche betroffen
- Was passiert mit den 1.400 Mitarbeitern?
- Handelskrise und Arbeitslosigkeit: Auswirkungen der Kika/Leiner-Insolvenz
- Chronologie der Entwicklungen bei Kika/Leiner

Die Möbelkette Kika/Leiner hat nach der Pleite im Juni 2023 unter neuer Eigentümerschaft erneut Insolvenz angemeldet.
- © APA/HELMUT FOHRINGERKika/Leiner meldet erneut Insolvenz an
Die Möbelkette Kika/Leiner steht erneut vor einer großen Herausforderung. Nach der Insolvenz im Juni 2023 hat das Unternehmen ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht St. Pölten beantragt, welches bereits eröffnet wurde. Nach Angaben der Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV belaufen sich die unbesicherten Verbindlichkeiten (Passiva) auf 113 Millionen Euro – im Liquidationsfall sogar auf 139 Millionen Euro.
Laut Unternehmensangaben führten mehrere Faktoren zum Scheitern der Sanierungsbemühungen: „Das eigene Insolvenzverfahren, die Signa-Pleite, die anhaltende Rezession und die Kostensteigerungen seit der Übernahme“ hätten die Restrukturierungspläne zunichtegemacht. Besonders betroffen sind die rund 1.400 verbliebenen Mitarbeiter. Die nächste Entscheidung über die Zukunft des Unternehmens liegt nun beim Insolvenzverwalter.
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Die Möbelbranche steckt in einer tiefen Krise. Konsumzurückhaltung, eine schwächelnde Bauwirtschaft und der zunehmende Wettbewerb durch den Onlinehandel belasten die stationären Händler massiv. Mit der erneuten Insolvenz von Kika/Leiner ist ein weiteres Traditionsunternehmen in Schwierigkeiten geraten. Die Zukunft des Möbelhändlers bleibt ungewiss, und eine Fortführung scheint wenig wahrscheinlich.
Der langsame Abstieg von Kika/Leiner
Noch vor 15 Jahren waren Kika/Leiner und XXXLutz in Österreich nahezu gleichauf, was ihre Marktanteile betrifft. Ikea lag damals abgeschlagen auf dem dritten Platz. Seitdem hat sich das Kräfteverhältnis im Möbelhandel jedoch drastisch verändert. Während die Marktanteile der Lutz-Gruppe (XXXLutz, Mömax, Möbelix) kontinuierlich gestiegen sind, verzeichneten Kika/Leiner stetige Rückgänge, wie Erhebungen des Marktforschungsinstituts RegioData belegen.
Im Jahr 2023 dominierte die Lutz-Gruppe mit einem Marktanteil von 34 Prozent weiterhin den Möbelhandel in Österreich. Auf dem zweiten Platz folgt Ikea mit 19 Prozent, während Kika/Leiner nur noch 13 Prozent erreichte. Trotz der ersten Insolvenzmeldung von Kika/Leiner Mitte 2023 blieb der Umsatz dank zahlreicher Abverkäufe zunächst stabil. Doch RegioData-Geschäftsführer Wolfgang Richter erwartet für 2024 nach der erneuten Insolvenz einen weiteren Rückgang: "Der Marktanteil wird vermutlich unter die Zehn-Prozent-Marke rutschen."
Mitarbeiterabbau und Filialschließungen: Das Management reagiert
Von der Insolvenz sind insgesamt 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. Die Suche nach einem Investor blieb erfolglos. Laut Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens, der der APA vorliegt, konnten von Kika/Leiner-Eigentümer Hermann Wieser "keine weiteren Mittel zur Verfügung gestellt werden".
Das Management betonte, „alles Menschenmögliche unternommen“ zu haben, um das Überleben der Möbelkette zu sichern. Doch angesichts der „allgemeinen Kaufzurückhaltung“ und der „offenbar nachhaltig beschädigten“ Markenwahrnehmung sei eine Rettung nicht möglich gewesen. Hinzu kamen die wirtschaftlichen Folgen der Insolvenz der Signa-Gruppe, die immer wieder Gerüchte und Kundenanfragen ausgelöst hätten. „Die Kostensteigerungen in allen Bereichen, wie auch bei den letzten Kollektivvertragsverhandlungen, haben die Gestaltungsspielräume des Unternehmens extrem eng gehalten“, erklärte das Unternehmen.
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Aktuell gibt es laut Schuldnerangaben 924 Gläubiger mit offenen Forderungen. Dazu zählen Lieferanten, Dienstnehmer sowie das Finanzamt. Auch zahlreiche Kunden, die Anzahlungen für Küchen oder größere Wohnmöbel geleistet haben, sind betroffen. Wie viele Kunden genau betroffen sind, bleibt laut Gläubigerschützern unklar. Unklar ist auch, wie mit Gutscheingläubigern verfahren wird. "Ob es eine Lösung für die Gutscheingläubiger geben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt", so der AKV.
Ob ein zweites Sanierungsverfahren möglich ist, wird nun der zu bestellende Masseverwalter prüfen. Eine Sanierung ist laut Brigitte Dostal vom KSV1870 nur dann umsetzbar, wenn das Unternehmen zumindest kostendeckend fortgeführt werden kann. "Eine Sanierung ist jedenfalls nur dann möglich, wenn das schuldnerische Unternehmen zumindest kostendeckend fortgeführt werden kann", erklärte Dostal in einer Aussendung.
Bereits im September 2023 hatten die Gläubiger einem Sanierungsplan für die erste Insolvenz zugestimmt, der eine Rückzahlung von 20 Prozent der Forderungen vorsah. Die erste Barquote von zehn Prozent wurde ausbezahlt, die nächsten fünf Prozent wären am 26. Jänner 2025 fällig gewesen. Stephan Mazal von Creditreform erklärt: "Forderungen aus dem alten Insolvenzverfahren werden nicht automatisch berücksichtigt, sondern müssen wieder angemeldet werden." Bei der ersten Insolvenz im Jahr 2023 meldeten rund 500 Gläubiger Forderungen in Höhe von 93 Millionen Euro an. Davon wurden rund 74 Millionen Euro anerkannt.
Die Möbelkette hatte im Laufe des Jahres bereits die Zahl der Beschäftigten von 1.900 auf 1.400 reduziert. Nach der Insolvenz im Juni 2023 wurden 23 der insgesamt 40 Filialen geschlossen, wodurch über 1.600 Stellen abgebaut wurden. Trotz eines Sanierungsverfahrens, das am 25. September 2023 aufgehoben wurde, konnten die Gläubiger nur mit einer Quote von 20 Prozent entschädigt werden – zahlbar innerhalb von zwei Jahren.
Historische Herausforderungen und Eigentümerwechsel
Die Geschichte von Kika/Leiner in den vergangenen zehn Jahren ist von großen Umbrüchen geprägt. Ursprünglich im Besitz der Familie Koch, wurde das Unternehmen 2013 von der südafrikanischen Steinhoff-Gruppe übernommen. Zu diesem Zeitpunkt war Kika/Leiner mit 7.500 Mitarbeitern, 73 Standorten und einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro einer der größten Möbelhändler Österreichs.
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Nach einem Notverkauf im Jahr 2018 übernahm die Signa-Gruppe des Investors Rene Benko das Unternehmen, veräußerte jedoch die Filialen in Osteuropa an XXXLutz. Im Juni 2023 folgte ein weiterer Eigentümerwechsel: Die Immobilien von Kika/Leiner gingen an die Grazer Supernova-Gruppe, während das operative Geschäft dem Handelsmanager Hermann Wieser übertragen wurde.
Wieser, der die Möbelkette noch im Februar 2023 als Langzeitinvestment bezeichnet hatte, äußerte sich bislang nicht zu den aktuellen Entwicklungen. Die Marke steht vor einer ungewissen Zukunft, während die Branche mit anhaltenden Herausforderungen durch Rezession, Kaufzurückhaltung und steigende Kosten kämpft.

Die Zeit der stationären Großfläche ist eigentlich vorbei.
Wie geht es mit Kika/Leiner weiter?
Wie es konkret mit Kika/Leiner weitergeht – etwa ob eine Sanierung oder der Einstieg eines Investors in Betracht kommt – bleibt offen. Der Wiener Handelsexperte Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Kreutzer, Fischer und Partner (KFP), erklärte gegenüber der APA: „Man kann jetzt noch nicht so viel sagen.“ Er hält es jedoch für wenig sinnvoll, das Unternehmen durch Filialschließungen weiter zu schrumpfen. Eine Fortführung der Marke scheint daher unwahrscheinlich.
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„Die Zeit der stationären Großfläche ist eigentlich vorbei“, so Kreutzer weiter. Der boomende Onlinehandel setzt dem traditionellen Konzept stark zu, während die allgemeine Konsumzurückhaltung die Lage zusätzlich verschärft. Laut Marcus Scheiblecker vom Wifo leidet der Handel besonders unter der schwachen Nachfrage nach dauerhaften Konsumgütern, wie er der Presse erklärte.

Auch der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, sieht die Möbelindustrie in einer „existenziellen Krise“. Die Gründe dafür sind vielfältig:
- Eine „Bedarfslücke“, da viele Verbraucher während der Coronakrise bereits langlebige Güter gekauft haben.
- Die rückläufige Zahl von Wohnungs- und Häuserfertigstellungen infolge der Baukrise.
- Hohe Kosten für Energie und Personal, die auch andere Branchen belasten.
Übernimmt XXXL-Lutz die Kika/Leiner-Standorte
Die Supernova-Gruppe unter der Leitung von Frank Albert hat kürzlich elf frühere Kika/Leiner-Standorte der ersten Insolvenz an die SAR Leasing GmbH, eine Tochtergesellschaft der XXXLutz-Gruppe, veräußert. Dies bestätigte XXXLutz-Manager Thomas Saliger gegenüber dem Kurier. Auch Supernova bestätigte den Verkauf auf Anfrage der APA. Im Zuge des ersten Insolvenzverfahrens von Kika/Leiner wurden Ende Juli 2023 insgesamt 23 von 40 Standorten geschlossen.
Mit diesem Geschäft sicherte sich eine Gesellschaft der XXXLutz-Gruppe zusätzliche Immobilien in Österreich. "Das hat nichts mit den aktiven Standorten von Kika/Leiner zu tun, sondern es geht um bereits vor eineinhalb Jahren geschlossene, die in einem Immobilienpaket erworben wurden", erklärte Thomas Saliger gegenüber der Zeitung. Für die XXXLutz-Gruppe handle es sich dabei vor allem um ein strategisches Immobilieninvestment.
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Auf die aktuelle Insolvenz bezogen, ist die Verwertung der Standorte fraglich. „Es wird schwer werden, die Standorte zu verwerten“, so Kreutzer. Viele Immobilien seien mehrstöckig, was sie für Bau- oder Elektronikmärkte unattraktiv mache.
Ein Markteinstieg durch Konkurrenten sei denkbar, jedoch aufgrund der hohen Marktkonzentration in Österreich begrenzt. Die XXXLutz-Gruppe könnte nur selektiv Filialen übernehmen, während ein Engagement von Ikea als unwahrscheinlich gilt. Gegenüber dem Standard kündigte XXXLutz jedoch an, „alle von der Pleite betroffenen Lehrlinge zu übernehmen.“
Im Jahr 2023 war Kika/Leiner mit einem Umsatz von rund 600 Mio. Euro der drittgrößte Möbelhändler in Österreich. Die Branchenführer waren die XXXLutz-Gruppe mit 1,5 Mrd. Euro und Ikea mit 900 Mio. Euro. Für das laufende Jahr wurde bei Kika/Leiner nur noch ein Umsatz von etwa 300 Mio. Euro erwartet.
Ganze Branche betroffen
Die anhaltende Kaufzurückhaltung und die Schwäche der Bauwirtschaft setzen der österreichischen Möbel- und Einrichtungsbranche massiv zu. Ein deutlicher Indikator für die Tiefe der Krise sind die steigenden Insolvenzzahlen: Bereits 27 Unternehmen mussten im laufenden Jahr Insolvenz anmelden, wie Daten des Gläubigerschutzverbandes Creditreform belegen. Zum Vergleich: 2023 waren es lediglich zehn Unternehmen.
Der Niedergang von Kika/Leiner, einer der bekanntesten Branchengrößen, hat für Schlagzeilen gesorgt, ist jedoch nicht die einzige bedeutende Pleite der letzten Jahre. Depot, die bekannte Deko-Kette, und das Einrichtungshaus Interio gehören ebenfalls zu den prominenten Insolvenzfällen. Die beiden Unternehmen meldeten Verbindlichkeiten von 15,8 Millionen Euro (Depot) beziehungsweise 9,3 Millionen Euro (Interio). Im Vergleich dazu fiel die Insolvenz der Tirex Küchen GmbH mit Schulden von 1,9 Millionen Euro im Jahr 2023 deutlich kleiner aus, stellt aber dennoch die größte Branchenschließung nach Kika/Leiner dar.
Auch die Zahl der betroffenen Mitarbeiter ist drastisch gestiegen: Während bei Tirex im Vorjahr nur sechs Angestellte betroffen waren, verloren durch die Pleiten von Depot 350 Mitarbeitende und bei Interio weitere 78 Personen ihre Arbeitsplätze. Besonders schwerwiegend trifft es die Belegschaft von Kika/Leiner: Rund 1.350 Beschäftigte sind von der neuerlichen Insolvenz betroffen.

Die Österreicherinnen und Österreicher gaben 2023 insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro für Möbel aus, wovon etwa eine Milliarde Euro auf den Online-Handel entfiel. Ikea gilt als "Klassenbester" im E-Commerce-Segment und beansprucht 25 Prozent aller Online-Umsätze im österreichischen Möbelhandel. Dahinter rangieren Amazon und die Lutz-Gruppe. Der Gesamtanteil des Online-Handels liegt aktuell bei 17 Prozent, deutlich unter dem Niveau von Kleidung und Schuhen (30 Prozent). Laut Wolfgang Richter wird dieser Anteil jedoch in den kommenden Jahren weiter wachsen: „Das wird in den nächsten Jahren wohl mehr werden.“
Der Möbelhandel profitierte während der Corona-Pandemie von einem Nachfrageboom, doch mittlerweile ist die Situation angespannt. Der Wohnungsneubau ist eingebrochen, und die Konsumenten priorisieren verstärkt Ausgaben für persönliche Freizeitaktivitäten anstelle von Möbelkäufen. „Die Perspektiven für den Möbelhandel sind insgesamt nicht gut, wenn nicht grottenschlecht“, so Richter.Zukünftig müssen überlebende Möbelhändler innovative Strategien entwickeln, um sich am Markt zu behaupten. Dies umfasst Effizienzsteigerungen, digitale Transformationen und die Umsetzung kreativer Konzepte, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Es ist keine günstige Zeit, seinen Job zu verlieren.
Was passiert mit den 1.400 Mitarbeitern?
Die erneute Insolvenz der Möbelkette Kika/Leiner trifft rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hart. Das Arbeitsmarktservice (AMS) bereitet sich auf eine hohe Zahl an Beratungsgesprächen vor. „Das AMS wird für Umschulungen zur Verfügung stehen“, erklärte AMS-Vorstand Johannes Kopf der APA. Man wolle die Betroffenen „bestmöglich unterstützen“ und werde „verschiedene Angebote“ bereitstellen.
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„Die Insolvenz ist eine tragische Entwicklung und für die Mitarbeiter ein großes Problem“, so Kopf weiter. Viele Beschäftigte seien „ganz lange mit dem Unternehmen verbunden“. Die aktuelle Wirtschaftsrezession, Konsumflaute und der zunehmende Konkurrenzdruck durch ausländische Onlinehändler setzen dem stationären Handel stark zu. Diese Faktoren hätten in den letzten Jahren zu einer Reihe von Insolvenzen geführt.

Handelskrise und Arbeitslosigkeit: Auswirkungen der Kika/Leiner-Insolvenz
Die Situation für die betroffenen Mitarbeiter ist durch die wirtschaftliche Lage zusätzlich erschwert. „Es ist keine günstige Zeit, seinen Job zu verlieren“, erklärte Kopf. Aufgrund der Rezession steigen die Arbeitslosenzahlen, während offene Stellen sinken. Im Handel sind die Arbeitslosenzahlen im Branchenvergleich bereits am höchsten.
Ende Oktober 2023 waren etwa 52.300 Personen arbeitslos oder in AMS-Schulungen, die zuvor im Handel tätig waren – ein Anstieg von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sollte Kika/Leiner vollständig schließen, wären 17 Standorte in Österreich betroffen. Dies könnte die Vermittlung erleichtern, da sich die Betroffenen österreichweit auf verschiedene Regionen verteilen, so Kopf.
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Das AMS kann auf Erfahrungen aus der ersten Insolvenz von Kika/Leiner im Jahr 2023 zurückgreifen. Damals wurden Ende Juli 23 von insgesamt 40 Filialen geschlossen, und rund 1.500 Beschäftigte meldeten sich arbeitslos. 200 Mitarbeiter hatten das Unternehmen zuvor freiwillig verlassen. Personen, die sich für eine Umschulung entscheiden, können in sogenannte Regionalstiftungen aufgenommen werden.
Diese verlängern den Bezug des Arbeitslosengeldes und erleichtern den Übergang in neue Berufsfelder. Im Rahmen der zweiten Insolvenz hat Kika/Leiner bislang noch keine Mitarbeiter über das AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet. Das deutet darauf hin, dass konkrete Entscheidungen zur Zukunft der Standorte und der Beschäftigten weiterhin ausstehen.
Chronologie der Entwicklungen bei Kika/Leiner
- 26. Juni 2013
Die südafrikanische Steinhoff-Gruppe übernimmt die Möbelkette Kika/Leiner von der Eigentümerfamilie Koch. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt das Unternehmen rund 7.500 Mitarbeiter an 73 Standorten und erzielt einen Jahresumsatz von 1,2 Milliarden Euro. Damit ist Kika/Leiner nach XXXLutz der zweitgrößte Möbelhändler in Österreich - 5. Jänner 2018
Steinhoff verkauft den Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilfer Straße an Rene Benko und dessen Signa-Gruppe. Laut Medienberichten waren der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz und Justizminister Josef Moser in die Rettungsaktion eingebunden. - 22. Juni 2018
Rene Benko übernimmt Kika/Leiner vollständig. Der Kaufpreis soll laut Berichten zwischen 430 und 490 Millionen Euro liegen. - 2018
Im August werden vier Filialen geschlossen. Einen Monat später erfolgt ein drastischer Personalabbau: 1.100 Mitarbeiter verlieren ihre Stellen. - 13. November 2018
Ein neuer Geschäftsführer, Reinhold Gütebier, tritt an und verspricht: „Es wird keinen weiteren Personalabbau geben.“ Innerhalb von drei Jahren wolle man die Gewinnzone erreichen und das Unternehmen in die „Champions League“ der Möbelbranche führen. - 24. Mai 2019
Die internationalen Aktivitäten des Unternehmens werden reduziert: 22 Kika-Standorte in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Rumänien gehen an die oberösterreichische Möbelkette XXXLutz. - 25. Februar 2020
Trotz der Herausforderungen bleibt Geschäftsführer Gütebier optimistisch. Man plane, 2021 die „schwarze Null“ zu erreichen, unter anderem durch ein stärkeres Küchengeschäft, höhere Eigenmarkenanteile und einen Ausbau des Online-Handels. Die Mitarbeiterzahl, die mittlerweile bei 4.500 liegt, soll mittelfristig wieder steigen. - 30. Juni 2020
Zwei ehemalige Kika/Leiner-Filialen werden an XXXLutz verkauft. - 14. Oktober 2021
Drei Jahre nach der Übernahme durch Signa verkündet Kika/Leiner den ersten wirtschaftlichen Erfolg: Man habe die „schwarze Null“ erreicht. Details zu Umsatz und Gewinn werden jedoch nicht veröffentlicht. - 31. Mai 2023
Rene Benko verkauft alle Kika/Leiner-Immobilien an die Supernova-Gruppe des deutschen Unternehmers Frank Albert. Der Verkaufspreis soll bei knapp unter 400 Millionen Euro liegen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt das Unternehmen noch rund 3.900 Mitarbeiter. - 1. Juni 2023
Neben den Immobilien wird auch das operative Geschäft an ein Managementteam um Hermann Wieser verkauft. - 12. Juni 2023
Der neue Eigentümer beantragt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. 23 der 40 Standorte sollen bis Ende Juli geschlossen werden, und rund 1.900 der verbliebenen 3.900 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze. Auch die Zentralabteilungen und die Verwaltung werden erheblich verkleinert. Gleichzeitig gibt es massive Kritik an Rene Benko, dem vorgeworfen wird, das Unternehmen vor dem Verkauf in eine schlechte Lage gebracht zu haben. Benko weist diese Vorwürfe zurück. - 9. Oktober 2024
Die Zahl der Mitarbeitenden sinkt weiter und liegt nun bei 1.400. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2024 ist um 13 Prozent zurückgegangen. Dennoch soll keine der verbleibenden 17 Filialen geschlossen werden, und ein Verkauf des Unternehmens ist nicht geplant. Die Sanierung soll bis September 2025 abgeschlossen sein. - 12. November 2024
Kika/Leiner meldet Zahlungsunfähigkeit.