Aktuelle und bevorstehende Insolvenzen in Österreich : Inflation, Zinsen, Energiekosten: Insolvenzen steigen auf Rekordhoch

leeres, geschäft, shop, geschlossen, schaufenster, weiss, rot, zeichen, bauwerk, eingang, anreisen, architektur, business, strasse, hospital, fenster, tür, stadt, not, wand, haus, station, eintrittskarten, alt

Ein "toxischer Mix" aus hoher Inflation, schwierigen Finanzierungsbedingungen und einem prognostizierten schwachen Wirtschaftswachstum dürfte dazu führen, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich in diesem Jahr auf den höchsten Stand seit 2009 steigen wird.

- © Ralph - stock.adobe.com

Österreich steuert auf höchste Firmenpleiten seit 2009 zu

Ein besorgniserregender Mix aus hoher Inflation, schwierigen Finanzierungsmöglichkeiten und schwachem erwarteten Wirtschaftswachstum könnte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich dieses Jahr auf den höchsten Stand seit 2009 treiben. Gerhard Weinhofer, der Leiter von Creditreform Österreich, prognostiziert für 2024 mehr als 7.000 Firmenpleiten. "Zuletzt gab es am Höhepunkt der Finanzkrise 2009 derart viele Insolvenzen", erklärte Weinhofer während eines Pressegesprächs am Dienstag.

>>> Die größten Insolvenzen des jungen Jahres 2024

Seit den 1990er Jahren wurde diese Marke sonst nicht überschritten, wie aus den Aufzeichnungen der Kreditschützer hervorgeht. Ein weiter erschwerender Faktor im Vergleich zu 2009 sei das geänderte wirtschaftliche Umfeld. "Das Gesamtumfeld war damals positiver. Die EZB hat die Zinsen gesenkt und für Firmen war es dadurch leichter, sich zu refinanzieren", so Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform in Neuss.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns doch für mehr News aus Österreichs Industrie auf unserem neuen WhatsApp-Kanal: einfach Code scannen und auf "abonnieren" klicken!

- © Industriemagazin
Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet.
Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform

Pleiten steigen auf Rekordhoch

Im letzten Jahr verzeichnete Österreich 5.490 Firmenpleiten, was einem Anstieg von fast 12 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Insbesondere in der Handels- und Baubranche häuften sich die Insolvenzen. Auch zu Beginn des Jahres 2024 hielt der negative Trend an: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen stieg um beeindruckende 47 Prozent auf fast 2.000, wobei der Handel erneut die am stärksten betroffene Branche darstellte. Allein im ersten Quartal verdoppelten sich die Pleiten im Handelssektor nahezu auf 410 betroffene Unternehmen.

>>> Damoklesschwert über dem Standort Österreich

Im ersten Quartal kam es rund um das Immobilienunternehmen Signa und den Tiroler Geschäftsmann Rene Benko zu einer Häufung von Insolvenzen. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Verbindlichkeiten. Allein die Schulden der Benko Privatstiftung und der zur Lamarr-Rohbau-Firma gehörenden Projektgesellschaft für das Immobilienprojekt an der Mariahilfer Straße 10-18 belaufen sich auf mehr als eine Milliarde Euro.

Vienna, Austria - 12 29 2023 - Headquarter of the insolvent real estate company Signa Holding in downtown Vienna
Zentrale der insolventen Signa in Wien. - © Spitzi-Foto - stock.adobe.com

Insolvenzen im Europa-Vergleich

Ähnliche Insolvenztrends wie in Österreich wurden letztes Jahr auch in anderen westeuropäischen Staaten beobachtet. In 17 von Creditreform untersuchten Ländern, inklusive Österreich, stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um etwa 20 Prozent auf fast 170.000 Fälle – der höchste Stand seit 2016. "Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet", erklärte Hantzsch.

>>> Insolvenzen in Österreich: Diese Arten von Insolvenzverfahren gibt es

In den meisten westeuropäischen Ländern nahmen die Insolvenzen zu, mit besonders hohen Zuwächsen in den Niederlanden (plus 55 Prozent) und Frankreich (plus 36 Prozent). Auch in Schweden, Irland, Finnland, Norwegen und Deutschland stiegen die Zahlen um mehr als 20 Prozent. Dagegen verzeichneten Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal Rückgänge. Der Anstieg war im Handels- und Gastgewerbesektor sowie im Baugewerbe mit fast 25 bzw. 22 Prozent besonders stark, während der Dienstleistungssektor einen moderateren Anstieg von 16 Prozent erlebte. Im verarbeitenden Gewerbe beschleunigte sich der Anstieg der Insolvenzen auf fast 20 Prozent, was höher ist als im Vorjahr, obwohl die Zahlen laut Creditreform noch knapp unter denen von 2019 liegen.

In Osteuropa stiegen die Insolvenzzahlen ebenfalls, hier jedoch mit einem moderateren Anstieg von 8 Prozent. Hauptursache für die Zunahme war laut Creditreform Ungarn. Insgesamt wurden im Jahr 2023 fast 65.000 Unternehmensinsolvenzen in Osteuropa registriert, gegenüber etwa 60.000 im Vorjahr. In sechs der zwölf untersuchten Länder gingen die Insolvenzzahlen zurück, wobei die größten Rückgänge in Kroatien (minus 22 Prozent) und Lettland (minus 21 Prozent) verzeichnet wurden. Anstiege gab es neben Ungarn auch in Estland, der Slowakei, Serbien und Tschechien.

⇢ Haben Sie sich schon Ihr kostenfreies Konto eingerichtet? Wählen Sie aus unserem umfangreichen Schlagwortkatalog und dem Unternehmensregister die Begriffe aus, denen Sie folgen möchten und verpassen Sie keine Nachrichten mehr.